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Homepage: Kreativmonster im Web

FH fragt nach Zukunft der Kunst im Internet

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Erst hat das Internet den Zugang zu Informationen revolutioniert. Nun ist die Kunst dran. Bislang ist die Kunst noch auf den exklusiven Rahmen von Ausstellungen, Galerien und Museen beschränkt. Doch das kann sich bald ändern. Das im Bestehen befindliche Kreativmonster „Doodleart“ im Internet gibt einen Vorgeschmack davon, was künstlerischer Ausdruck im Zeitalter des weltweiten Web bedeutet. Der etwas ungelenken Zettelwirtschaft mit Tausenden Zeichnungen fehlt es zwar noch an kreativer Eleganz, doch die Kunst sucht Wege ins Internet.

„Sollen die Künstler nun das Web entdecken, oder die Web-Architekten die Kunst“, fragt eine Studentin in dem Seminar www.kultur.art, das in dieser Woche an der Fachhochschule Potsdam startete. Prof. Felix Sasaki von den Informationswissenschaften der Potsdamer FH, der die Vortragsreihe „kulturwebtendenzen“ eröffnete, sieht in der neuen Internet-Standardisierung W3C einen möglichen Weg, die Lücke zwischen Kunst und Internet zu schließen.

Das World Wide Web Consortium, kurz: W3C, ist das Gremium zur Standardisierung der das Internet betreffenden Techniken. Es wurde 1994 von Tim Berners-Lee gegründet, der auch als der Erfinder des World Wide Web bekannt ist. Das Deutsch-Österreichische Büro des W3C hat seit April 2009 seinen Sitz an der Fachhochschule Potsdam. Dr. Felix Sasaki hatte diesen März an der FH Potsdam eine Professur im Fachbereich Informationswissenschaften mit den Schwerpunkten Metadaten und Standardisierung angetreten. Im Zuge seiner Berufung wechselte auch das deutsch-österreichische W3C-Büro nach Potsdam.

W3C wurde gegründet, um alle Möglichkeiten des Webs zu erschließen. Dazu werden einheitliche Technologien, etwa Richtlinien, Software und Tools, entwickelt, die den Fortschritt des Internets fördern und sicherstellen, dass zwischen verschiedenen kulturellen Standards – etwa Schriften und Sprachen – Austausch möglich ist. Beispiele für durch das W3C standardisierte Techniken sind HTML, XHTML, XML, CSS, SVG und RSS. Auch wenn das W3C viele Standards hervorgebracht hat, ist es keine zwischenstaatlich anerkannte Organisation.

Wie wichtig es ist, neue, allgemein verständliche Standards für das Web zu schaffen, erläutert Sasaki mit einem Gleichnis. Für die Menschen sei das Internet heute wie das Wasser für die Fische. Aber was wissen die Fische schon vom Wasser? „Die User müssen nun für die Sicht auf das Wasser sensibilisiert werden“, sagt der Informationswissenschaftler mit geisteswissenschaftlichem Hintergrund. Die Bereiche für die Kunst seien noch nicht erschlossen. Als hoffnungsvollen Ideenpool dafür nennt Sasaki den W3C-Inkubator (www.w3.org/2005/Incubator) in dem verschiedene informelle Arbeitsgruppen sich Themen wie etwa dem Sozialen-Netz angenommen haben.

Ohne Standards ist der Weg vom Computer ins Internet nicht möglich, erklärt Sasaki. Der Krieg zwischen den beiden Browser-Multis Netscape und Explorer hatte die Gründung der unabhängigen Standard-Gremiums W3C nötig werden lassen. Nur so habe sich der Zugang zum Internet für alle offen halten lassen, ohne dass ein Hersteller die Kunden an seine Produkte binde. Heute könne man eben diese Standardisierungen nutzen, um Kunst und Kulturgüter ins Internet zu bringen. Raum für Entwicklung ist vorhanden, so Sasaki. Und wie so oft bei Innovationen seien die Technologien schon vorhanden. Nun brauche man die richtigen Ideen, diese auch für die Kultur sinnstiftend zu nutzen.

Aber Standardisierung und Kunst birgt natürlich auch einige Unwägbarkeiten: „Es besteht die Gefahr, dass das Ergebnis primitiv und gleichförmig wird“, gibt Felix Sasaki zu bedenken. Die Technik könnte die Künstler eher einengen als befruchten. Daher seien nun die Künstler und Programmierer gefragt, um neue Räume zu erschließen. Jan Kixmüller

Das Seminar im Internet:

http://kulturart.blog.de/

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