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Landeshauptstadt: Kritik an der WHO

Umweltamt: Potsdams Feinstaub kam aus Polen

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In der Diskussion um Potsdams Feinstaubbelastung sieht das Landesumweltamt (LUA) für die Stadt „kein flächendeckendes Luftschadstoffproblem“. Das erklärte Sprecherin Doris Lorenz den PNN. Lediglich an „wenigen Schwerpunkten“, gerade an Straßenschluchten mit hohem Verkehrsaufkommen, würde es Probleme geben. Eine weltweite Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Luftverschmutzung in Städten hatte ergeben, dass Potsdam zusammen mit Duisburg, Augsburg und Erfurt in der Gruppe der deutschen Städte mit dem sechsthöchsten Jahresmittel von 25 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter liegt (PNN berichteten). Die LUA-Sprecherin nennt die Methodik der WHO, ihre Ergebnisse aus Mittelwerten zu bilden, „sehr zweifelhaft“. Potsdams Feinstaubbelastung liege bei der Untersuchung „nur unwesentlich“ über den Durchschnittswerten anderer deutscher Städte, so Lorenz. Beim Schadstoff Stickstoffoxid seien die Werte für Potsdam ebenso „eher unauffällig“.

Auch für die hohen Messwerte beim gesundheitsschädlichen Feinstaub an der Zeppelinstraße hat das LUA eine Erklärung. An 27 von 37 Tagen im vergangenen Jahr und 20 von 39 Tagen in diesem Jahr seien die überschrittenen Tagesgrenzwerte für Feinstaub auf „großräumige Luftmassentransporte“ zurückzuführen. Besonders im vergangenen Winter habe es einen „ungewöhnlich starken winterlichen Feinstaubtransport aus Polen geben“. Das sei auch anderswo in Brandenburg ein Problem. Darüber hinaus habe es in der Zeppelinstraße dieses Jahr „durch Bautätigkeit im Bereich der Messstelle und durch eine zeitweise geänderte Verkehrsführung mit deutlich höherem Verkehrsaufkommen“ weitere „ungünstige Voraussetzungen“ für mehr Feinstaub gegeben, so die LUA-Sprecherin. Laut Bundesumweltamt ist die Zeppelinstraße dieses Jahr deutschlandweit auf Platz 6 der am stärksten mit Feinstaub belasteten Straßen.

Die Fraktion Die Andere will per Klage die Stadt zwingen, Sofortmaßnahmen gegen Feinstaub zu ergreifen. Aus Sicht des LUA haben Stadt und Land mit der derzeit laufenden Aktualisierung des seit 2006 geltenden Luftreinhalteplans ihre Aufgaben gemacht – die Umsetzung der dort festgelegten Maßnahmen werde die Einhaltung der Luftschadstoffgrenzwerte gewährleisten. Lorenz sagte, eine Umweltzone wie im benachbarten Berlin sei nicht vorgesehen. In der Diskussion um Sofortmaßnahmen hatten Stadtpolitiker im Umweltausschuss vergangene Woche Ampelschaltungen für grüne Wellen gefordert – und auch Geschwindigkeitsbegrenzungen. An letzterem Vorschlag zweifelt das LUA, so Lorenz: Eine Tempo-30-Zone auf der Zeppelinstraße werde die Luft nicht wirksam von Schadstoffen entlasten, aber die Lärmbelastung erheblich vermindern. Henri Kramer

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