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Die Dortustraße in der Potsdamer Innenstadt.

© Andreas Klaer

Kritik an Modellversuch Dortustraße: Wirtschaftsverbände gegen Ausweitung der autoarmen Potsdamer Innenstadt

Die Industrie- und Handelskammer, das Handwerk, der Handelsverband und der Gaststättenverband kritisieren Potsdams Bemühungen für weniger Autos im Zentrum.

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Führende Wirtschaftsverbände in Potsdam kritisieren die bisherigen Erfahrungen mit der autoarmen Innenstadt und speziell der seit zehn Monaten verkehrsberuhigten Dortustraße. Das belege eine aktuelle Umfrage unter den innerstädtischen Gewerbetreibenden, hieß es am Dienstag in einer gemeinsamen Mitteilung der regionalen Industrie- und Handelskammer (IHK), Handwerkskammer (HWK), Handelsverband und Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga).

Darin kritisierte IHK-Präsidentin Ina Hänsel: „Die Rückmeldungen aus der Wirtschaft zeichnen ein überwiegend negatives Bild: sinkende Umsätze, eine abnehmende Kundenfrequenz und eine geringe -zufriedenheit.“ Zwar habe es im Sommer „punktuell tourismusbedingte Aufwärtstendenzen“ gegeben. Doch besonders die Befragungsergebnisse zur Winter- und Weihnachtszeit hätten gezeigt, dass das Modellvorhaben Dortustraße bislang „keinen langfristigen Nutzen für die Gewerbetreibenden“ gebracht habe.

Der Modellversuch hat aus Sicht der Gewerbetreibenden nicht zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation geführt.

Olaf Lücke, Hauptgeschäftsführer des Dehoga Brandenburg

Nahezu zwei Drittel der Befragten beklagten eine Verschlechterung der Umsätze und der Kundenfrequenz, hieß es weiter. Dehoga-Brandenburg-Chef Olaf Lücke konstatierte: „Selbst Gastronomiebetriebe, die von Maßnahmen zur Aufenthaltsqualität grundsätzlich profitieren könnten, zeigen sich zunehmend unzufrieden.“

Kritik an ungepflegter Begrünung

Auch die konkreten Maßnahmen für mehr Aufenthaltsqualität werden demnach überwiegend negativ bewertet. So wirke die Begrünung der Dortustraße seit Herbst ungepflegt. „Das Gesamtbild der Maßnahmen bleibt aus Sicht der Betroffenen provisorisch und wenig überzeugend“, so die Mitteilung. Kritisiert werden auch „fehlende Lösungsansätze“ von Seiten der zuständigen Bauverwaltung unter Dezernent Bernd Rubelt (parteilos).

HWK-Chef Ralph Bührig forderte daher einen „ernsthaften Dialog über sinnvolle Alternativen“ – Anregungen von Gewerbebetrieben seien jeweils nicht umgesetzt worden. Die weitere Umsetzung des Konzepts der autoärmeren Innenstadt müsse mit größerem Augenmaß und besserer Einbindung der betroffenen Unternehmen diskutiert werden.

Die Dortustraße in der Potsdamer Innenstadt.

© Andreas Klaer

Auch Wolfgang Kampmeier, der Vizechef des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, warnte: Sollte das Konzept für die autofreiere Innenstadt weiter umgesetzt und auf andere Straßen ausgeweitet werden, „könnte dies für viele Gewerbetreibende existenzbedrohende Herausforderungen mit sich bringen“.

In der Mitteilung wird auch an das allgemein negative Konsumklima sowie den noch jahrelang andauernden Umbau der Brandenburger Straße erinnert, dies alles verschärfe die Lage weiter.

Die Stadtverwaltung hatte jüngst hingegen ein positives Fazit gezogen und dabei vor allem sinkende Autozahlen angeführt, aber auch eine Belebung mit mehr Fußgängern und Radfahrern. Zugleich will man härter gegen Falschparker vor Ort vorgehen. Wie es in der Innenstadt weitergeht, soll im Laufe dieses Jahres entschieden werden.

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