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Bahnkundenverband gegen Fahrpreiserhöhung in Potsdam: Kritik: Politik vernachlässigt Nahverkehr

Auch der Deutsche Bahnkunden-Verband kritisiert die geplante Fahrpreiserhöhung in Potsdam. Allerdings sieht der Verband die Schuld nicht bei den Verkehrsunternehmen, sondern bei der Politik.

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Potsdam - Mit deutlicher Kritik an der Landesregierung reagiert der Deutsche Bahnkunden-Verband (DBV) auf die ab Januar geplante Fahrpreiserhöhung in Potsdam. Es sei für die Fahrgäste sehr ärgerlich, dass sich der Fahrpreis in Potsdam sogar noch stärker erhöhen werde als im Rest des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, teilte der Verband am Freitag mit. Der Verkehrsverbund hatte in der vergangenen Woche neuen Tarifen zugestimmt – in Potsdam steigen sie mit durchschnittlich vier Prozent besonders stark. „Hierfür aber nur die Verkehrsunternehmen zu kritisieren, trifft aber den Falschen“, so Karsten Müller vom DBV-Regionalverband Potsdam-Mittelmark.

Bahnkunden-Verband: Es könne nicht sein, dass nur die Nutzer an den Kosten beteiligt sind

Richtiger Adressat für die Kritik wären die Landesregierung Brandenburg (Linke und SPD) und die Kommunalparlamente als Aufgabenträger und Gesellschafter des Verkehrsverbundes, hieß es weiter. Es könne nicht sein, nur die Nutzer des Umweltverbundes an den Kosten stark zu beteiligen und das finanzielle Engagement des Landes seit Jahren auf nicht ausreichendem Niveau einzufrieren. Zugleich kritisierte der DBV, dass die Zuwendungen der Stadt für den Verkehrsbetrieb in den letzten Jahren gesunken seien. Das 50 Millionen Euro schwere Investitionspaket für den Streckenausbau im Potsdamer Norden und die Modernisierung der Tram-Flotte sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, reiche aber nicht aus. Überfällig sei beispielsweise die Modernisierung der Nahverkehrstrasse in der Friedrich-Ebert-Straße mit endlich behindertengerechten Haltestellen. Der DBV erwarte von den politisch Verantwortlichen, ihre Unterstützung für den Bahn- und Busverkehr nicht nur in blumige Worten zu fassen, sondern auch durch Taten zu unterstützen.

Die Landesregierung hatte zuletzt im Jahr 2014 die Mittel für den Nahverkehr von 83 auf 85 Millionen Euro erhöht. Das Geld dient der Finanzierung des Schülerverkehrs. Für Investitionen erhalten Verkehrsbetriebe mit Trams oder Oberleitungsbussen seither weitere fünf Millionen Euro jährlich nach einem pauschalen Verteilungsschlüssel. Für Potsdam entspricht das etwa 1,9 Millionen Euro. Zuvor hatte das Land Investitionen wie in den Streckenneubau zum Volkspark oder die Tramstrecke an der Nuthestraße noch zu 75 Prozent gefördert – im Jahresdurchschnitt stand Potsdam so etwa eine Million Euro mehr zur Verfügung.

Potsdamer Verkehrsbetrieb weist Kritik zurück

Der Potsdamer Verkehrsbetrieb hatte wie berichtet seine Fahrpreiserhöhung am Donnerstag gerechtfertigt. Das Angebot sei vergleichsweise gut und die Fahrpreise vergleichsweise niedrig. Angesichts wachsender Anforderungen wie Barrierefreiheit oder emissionsärmere Fahrzeuge steigen die Kosten, hieß es. Der Verkehrsbetrieb habe keine andere Wahl, als die Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf zu erhöhen. 

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