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Für die Natur im Einsatz. Der Potsdamer Nabu-Chef Frank Fiedler hat sich in der Natur schon immer wohl gefühlt, auch hier an der alten Kiesgrube bei Caputh.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Kröten Zupacken für

Frank Fiedler ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Nabu Potsdam und schützt die Natur nicht nur vom Schreibtisch aus

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Einsam und leicht verschneit liegt die Waldlichtung da. Ein frostiger Windzug umweht einen leeren Jägerstand. Die Bäume schmiegen sich eng aneinander. Viele Menschen könnten sich etwas Angenehmeres vorstellen, als an einem Samstagvormittag den Wald aufzuräumen, die Lichtung von altem Holz und Buschwerk zu befreien. Für Frank Fiedler hingegen, seit zwei Jahren Vorsitzender des Potsdamer Kreisverbandes des Naturschutzbundes (Nabu), ist dies nicht nur ein ehrenamtlicher Dienst an der Natur, sondern etwas, was er wirklich gerne macht, hier an der ehemaligen Kiesgrube zwischen Caputh und Templiner Vorstadt.

„Ich habe als Jugendlicher Tischler gelernt – da ist schon mal das Holz“, erklärt Fiedler seine Verbindung zur Natur. Er lacht. „Später habe ich unter anderem als Landschaftsgärtner gearbeitet. Ich habe mich in der Natur immer wohl gefühlt.“

Der 49-jährige Potsdamer, der heute für das Land Brandenburg im Bereich Landwirtschaft arbeitet, hatte schon immer das Bedürfnis, Naturschutz nicht nur vom Schreibtisch aus zu betreiben. Mit etwa 20 Jahren wurde der aus der Region Stuttgart stammende Fiedler aktiver Umweltschützer: „Ich wurde vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gefragt, die suchten Mitglieder, zum Beispiel für Arbeitseinsätze.“

Einsätze wie der, den Fiedler auch heute macht. Er zeigt auf die Stümpfe von einigen Holzgewächsen, aus denen mittlerweile neue Äste gewachsen sind. „Das hier war vor zwei Jahren, da waren wir zuletzt hier“, sagt er mit leicht schwäbischem Akzent. Es ist eine Sisyphus-Arbeit, die Waldfläche und den kleinen Teich freizuhalten, damit hier geschützte Tier- und Pflanzenarten wie Zauneidechse, Erdkröte, Schlingnatter oder bestimmte Orchideen einen Lebensraum haben. Auch Fiedlers etwa ein Dutzend Mitstreiter, die knapp vier Stunden lang mit Äxten und Kettensägen dem Bewuchs zu Leibe rücken, tun dies ehrenamtlich in ihrer Freizeit. „Wer will, darf sich von den geschlagenen Kiefern gerne eine als Weihnachtsbaum mitnehmen“, verkündet Fiedler als kleinen Ansporn.

Von außen sieht da Ganze nach lästiger Arbeit aus, aber der sportliche Nabu-Vorsitzende, der in seiner Freizeit Rennrad fährt, joggt und Badminton spielt, sieht das anders: „Natürlich macht mir das Spaß“, lacht er, „ich packe gerne zu!“ Zusammen mit seinen Mitarbeitern pflegt er zahlreiche Naturflächen zwischen 500 und 5000 Quadratmetern Größe, in Potsdam vor allem die besagte Kiesgrube und den Kartzower Torfstich. So mäht Fiedler im Laufe des Jahres Trockenwiesen ab und sorgt im Frühjahr mit Zäunen und Eimern dafür, dass Kröten sicher über die Straße gelangen. In seiner schwäbischen Heimat waren es nicht die Kröten, sondern die Feuersalamander, die vor Autoreifen gerettet werden mussten. „Wir hatten dafür sogar nächtliche Straßensperrungen durchgesetzt. Es war ein langer Kampf mit der Stadtverwaltung und es ist immer noch sehr umstritten.“

1998 war Fiedler aus beruflichen Gründen nach Potsdam gezogen. Über ein Jahr gehörte er hier zum Vorstand des BUND und wurde kurz darauf zusätzlich Mitglied des Nabu: „Der Nabu ist hier aktiver und macht mehr Arbeitseinsätze.“ Zudem habe sich der Nabu sehr auf den Schutz von Amphibien spezialisiert, dessen Wohl Fiedler, der auch Mitglied des World Wide Fund For Nature (WWF) ist, besonders am Herzen liegt. Insgesamt findet der Naturschützer, dass sich die Aufgaben, die er in Süddeutschland zu bewältigen hatte, denen in Potsdam ähneln: „Dort gab es genau die gleichen Probleme, nur schlimmer.“

Früher hatte er sich unter anderem für den Erhalt von Streuobstwiesen gegen zu große Bebauung eingesetzt, heute engagiert er sich in Potsdam gegen „unsinnige Bau- oder Straßenprojekte“, bei denen unnötig Bäume gefällt werden – Fiedler verweist auf die kürzliche Fällung von zehn 200 Jahre alten Eichen an der Nedlitzer Straße. Ähnliche Probleme erwartet er bei einer künftigen Bebauung des Brauhausberges: „Dort gibt es nicht nur Bäume, sondern auch Fledermausquartiere – da wird noch heftig gekämpft werden.“

Auch den immer wieder diskutierten Bau eines dritten Havelübergangs lehnt Fiedler ab: „Manche denken, dass es mit der neuen Brücke weniger Staus gibt, aber das ist ein Irrglaube. Das Einzige was da hilft, ist weniger Auto fahren.“ Fiedler selbst besitzt kein Auto, sondern fährt nur mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Oft joggt er auch durch den Wildpark, in dessen Nähe Fiedler mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen wohnt.

Potsdam ist laut Fiedler sehr offen für Umweltthemen, die Umweltpolitik der Stadtverwaltung lobt er in einigen Punkten ausdrücklich: „Der Amphibienschutz hat in Potsdam gut geklappt, zum Beispiel am Werderschen Damm, wo ein ganzes Tunnelsystem für die Kröten gebaut wurde.“ Fiedler weist jedoch darauf hin, dass Landschaftspflege, um die sich der Nabu Potsdam kümmert, eigentlich Aufgabe der Stadt sei: „Wir übernehmen hier ehrenamtlich Aufgaben der Stadtverwaltung.“ Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hingegen, der zum Gebiet des Nabu-Kreisverbandes gehört, bezahlt die Arbeitseinsätze der Umweltschützer, die dort dreimal so oft wie in Potsdam Landschaftspflege betreiben.

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