Landeshauptstadt: Kulturbahnhof am Sanssouci-Eingang Ausschreibung abgeschlossen: Mehrere Bieter
für den Bürgerbahnhof / „Maulwurf“ nicht beteiligt
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Potsdam-West - Eine Art „Bios Bahnhof“ könnte künftig seine Heimat in Potsdams ältestem Bahnhofsgebäude finden. Aus den Planungsunterlagen verschiedener Bewerber um die Immobilie geht hervor, dass ein bunter Mix aus Kultur, Gastronomie und Tourismus entstehen soll. Der vom Verfall bedrohte und von Bahnchef Hartmut Mehdorn als Dreckecke bezeichnete Bürgerbahnhof vis à vis des sanierten Kaiserbahnhofs wurde bis Ende vergangener Woche vom Kommunalen Immobilienservice (KIS) ausgeschrieben: in Erbbaupacht für 33 Jahre. Teilgenommen haben an der Ausschreibung unter anderen die Potsdamer Ergokonzept AG sowie Rosenweiss e.V.. Der Verein wird laut Bewerbungsmappe bei der Gastronomie von Gourmetgastronom Gottfried Specker beraten und hat die Unternehmen Bahnland aus Potsdam sowie die Jugendbauhütte Berlin/Brandenburg der Stiftung Deutsche Denkmalpflege als Kooperationspartner.
Die jüngste Geschichte des alten Hauses ist weniger rühmlich. Die Bahn wollte das Gebäude abreißen lassen, da es der Gesamtansicht vor der Akademie für Bahn- Führungskräfte im Kaiserbahnhof schade. Die Verwaltung sprach sich jedoch dagegen aus und wollte die Immobilie kaufen. In einer Art Gegengeschäft kam der Kauf zustande: Die Bahn erhält Baurecht auf dem benachbarten Gelände hinter der Alten Post und im Gegenzug verkaufte sie den Bürgerbahnhof für einen symbolischen Preis an Potsdam. Als Retter des Erbes galt der Maulwurf e.V., der bereits das Walhalla in der Dortustraße sanierte und als Variete eröffnete. Doch der Verein, der mit straffällig gewordenen Jugendlichen arbeitet, hat sich nach eigenen Aussagen nicht an der Ausschreibung beteiligt. Der Grund dafür: Die Ergokonzept AG mit Geschäftsführer Uwe Bläsing hatte angekündigt, sich an der Ausschreibung zu beteiligen. Die Geschäftsführer Uwe Bläsing und Kay-Patrick Bockhold (Maulwurf) führen seit vier Jahren mehrere Gerichtsverfahren gegeneinander – 16 Aktenzeichen soll es inzwischen geben. Kürzlich hat ein Potsdamer Richter ein Mediationsverfahren zwischen beiden Parteien vorgeschlagen. Bockhold sieht den Rückzug von dem angestrebten Auftrag nun als Friedenszeichen seinerseits.
Bläsing mit Ergokonzept und dem Verein Neue Sozialarbeit hat unterdessen ein Sanierungs- und Übernahmeangebot abgegeben. Gemeinsam mit vier Partnern aus Potsdam und dem Landkreis Teltow- Fläming will er den Bürgerbahnhof als gastronomische Einrichtung und für kulturelle Zwecke nutzen. 6000 Quadratmeter umfasst das Gelände, die Gebäude haben eine Nutzfläche von 584 Quadratmetern. Das Konzept sieht die Einbeziehung von benachteiligten Jugendlichen in die Sanierung und den späteren Betrieb vor. Das Unternehmen geht von nötigen 650 000 Euro für die Sanierung und Erweiterung des Bahnhofes aus, für die Außenanlagen sind 250 000 Euro veranschlagt. Geplant sei eine Mischfinanzierung unter anderem mit Hilfe öffentlicher Fördergelder.
Darauf setzt auch der Verein Rosenweiss mit seinem Konzept eines „Kulturbahnhofes“. Verleih von historischen Kostümen, Multimedialer Gedenkort, Kultur, Salon-Restaurant, Eventbereiche, Ausstellungsräume, Fahrradverleih, Kutschenstation, Sanssouci-Shop und ein Eisenbahn-Spielplatz stellen sich die Macher des Vereins aus Potsdam-West vor. Aus ihren Unterlagen geht hervor, dass die einstigen Räume für die Reisenden der ersten Klassen für Ausstellungen und einen kleinen Presse-Shop sowie das frühere Toilettenhäuschen für ein Geschäft genutzt werden sollen. Mehr als zwei Millionen Euro seien nötig, um dieses Projekt gut und attraktiv zu gestalten.
Das Haus im Fachwerkstil ist mehr als ein alter Bahnhof. Es ist das künftige Eingangstor zum Park Sanssouci. Bis 2012, dem 300. Geburtstag Friedrich des Großen, soll der gesamte Bereich erneuert werden. Der Fachwerkbau mit Klinkern wurde 1868/69 errichtet und diente gelegentlich dem Empfang königlicher Gäste, bis Kaiser Wilhelm II. 1909 den Kaiserbahnhof gut 100 Meter weiter einweihte.
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