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Landeshauptstadt: Künftig Kaffee ohne Milch?

Die Diskussion um Preissteigerungen bei Getreide, Milch und Fleisch sorgt für Unsicherheit / Bäcker Braune erhöht Preise

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Die geplante Preiserhöhung von Milch, Getreide und Fleisch geht auch an Potsdams Geschäften und Lokalen nicht spurlos vorbei. Gespaltene Reaktionen zeigen Gastronomen und Angestellte, wenn man sie nach der Preissteigerung bei den Milchprodukte fragt. Der „Banzai Coffee Shop“ verkauft unter anderem Sojamilch, Café Latte und Cappuccino. Die 23-jährige Restaurantfachfrau Janine Fischer blickt einer Preissteigerung im Geschäft wenig optimistisch entgegen und versetzt sich auch in die Situation von Familien: „In den privaten Haushalten wäre das zum Beispiel für Hartz-IV-Empfänger eine noch größere finanzielle Belastung.“ Viele könnten sich Milchprodukte nicht mehr leisten „und die Kinder wären die ersten, die darunter leiden.“ Daher forderte die Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, Susanne Kahl-Passoth, in dieser Woche gegenüber Brandenburgs Sozialministerin Dagmar Ziegler (SPD) eine Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes. Daniel Saparantzki ist 20 Jahre alt und arbeitet als Aushilfskraft in dem „ Coffee Shop“. Er vergleicht dagegen die Preise der Milchprodukte mit denen im Ausland und stellt fest: „In Italien wird schon seit längerer Zeit das Dreifache von dem verlangt, was man bei uns zahlen muss. Daher würde ich es nur gerecht finden, wenn alle europäischen Länder an eine Norm angeglichen werden.“

Eine Erhöhung der Milchpreise im Einkauf hat Maikel Vierkant von der Eisdiele Eiszeit bereits vor drei Wochen gemerkt: „Jeder Liter Milch kostete nun zwölf Cent mehr. Im Moment ignorieren wir die Erhöhungen noch im Verkaufspreis.“ Der 35-Jährige ist überzeugt von der Qualität des Eises und hat auch bei steigenden Preisen keine Angst vor Kundenverlusten. Einige Eiscafés in der Innenstadt haben zudem bereits mit Beginn des Sommers ihren Preis pro Kugel erhöht.

Auch Werner Gniosdorz, Konditormeister und Inhaber der Bäckerei Braune, ist von Preiserhöhungen im Einkauf betroffen: „Mehl ist teurer geworden, aber die Preisentwicklung ist momentan sehr hektisch, da kann man die Situation noch nicht einschätzen“, sagt der 51-Jährige. Ab dem 1. September werde er daher die Preise für einige Produkte „leicht erhöhen„. Er fände es allgemein schon gerecht, dass die Preise angehoben werden: „Die Deutschen geben bisher für Lebensmittel am Wenigsten aus im Vergleich zu Menschen anderer europäischer Länder“.

Höhere Preise wirken sich auch auf Lokale und Restaurant aus. Das Restaurant „Pfeffer und Salz“ bietet neben Steinofenpizza auch Käse- und Fleischwaren an. „Noch haben wir hier keine Erhöhungen festgestellt“, so René Gruhn, Angestellter des Restaurants. Der 23-jährige gelernte Koch blickt den angekündigten Preiserhöhungen aber gelassen entgegen. „Ich bin ein Käseesser und würde mich persönlich beim Kauf nicht einschränken“, sagt René Gruhn. Im Lokal „Lapiz Lazuli“ im Holländischen Viertel arbeitet der 25-jährige Tilman Gegenbauer als Koch. Er zeigt kein Verständnis für die Preiserhöhung: „Es ist nicht hinzunehmen, dass man künftig für einen Liter Milch statt 70 Cent nun einen Euro 40 zahlen muss“, so der Koch.

Die Restaurantleiterin Heike Schubert arbeitet im Lokal „Daily Coffee“. Sie reagierte gelassen auf die angekündigten Preiserhöhungen in den verschiedenen Segmenten: „Wir bieten viele Milchprodukte an. Der Renner ist Latte Macchiato“, so Schubert. „Wir werden unsere Preise aber nicht erhöhen und auch weiterhin unseren Latte Macchiato mit frischer Vollmilch anrühren, denn der Kunde schmeckt den Unterschied“, so die 37-Jährige weiter. Ihre Lieferanten hätten sie schon vor kurzem vor einem Preisanstieg gewarnt.

Die Rohstoffproduzenten, also die Bauern, werden laut Potsdamer Agrarministerium nicht von den Preissteigerungen profitieren. An den Steigerungen verdient somit die Industrie. gj/debe/sm/dk

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