Kurse im neuen Museum Barberini: Kunst entdecken lernen
Das Museum Barberini hat ein Kursangebot für Kitakinder, Schüler und Erwachsene aufgelegt. Am Dienstag waren die ersten Schulklassen im Haus.
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Potsdam - Junge Künstler sitzen mit dem Zeichenblock auf dem Boden im großen Saal in der Beletage und sind vertieft in die Arbeit an den Skizzen, im Atelier im Kellergeschoss geht es derweil bei Hip-Hop-Musik mit Stempeln, Stiften, Scheren, Papier und Leim zur Sache: Im Museum Barberini wurde am Dienstag Kunst gemacht. Insgesamt rund 120 Schüler des Humboldt-Gymnasiums und des Helmholtz-Gymnasiums erkundeten das Museum am Vormittag bei Führungen und setzten sich danach künstlerisch mit den Räumlichkeiten auseinander. Das Besondere: In den Kursen wurden sie von ihren Altersgenossen angeleitet. Die Elftklässler des Seminarkurses Kunst des Humboldt-Gymnasiums hatten den Projekttag in den vergangenen Wochen mit Hilfe vom Museum und von ihren Kunstlehrerinnen vorbereitet und dann größtenteils selbstständig durchgeführt. Das war nicht nur für die Lehrer ein Novum, sondern auch für die Schüler. „Wir haben vorher überlegt: Was machen wir, wenn die Schüler gar keine Lust haben“, erzählt die 17-jährige Nele, eine der Workshopleiterinnen: „Aber es waren alle bei der Sache.“
Kunst gemeinsam erleben, Wissen über das Gesehene vermitteln und in Workshops auch praktisch begreifbar machen, für die kleinsten Besucher genauso wie für Erwachsene – diese Aufgaben verantwortet im Museum Barberini Silke Krohn. Die promovierte Kunsthistorikerin, die nach Stationen unter anderem in Kiel und Berlin nach Potsdam wechselte, ist zuständig für den Bereich „Bildung und Vermittlung“. Dazu gehört weit mehr als das, was man früher unter Museumspädagogik verstanden hat, erklärt sie. So arbeitete sie beispielsweise an der App und dem Audioguide für das Museum mit. Auch die Zielgruppe ist größer, es gehe nicht nur um Kinder: „Wir wollen auch für Erwachsene arbeiten“, erklärt die Kunsthistorikerin. Im Mittelpunkt aller Angebote werde die Auseinandersetzung mit dem Originalkunstwerk stehen.
Auch Potsdamer Schüler vom neuen Museum Barberini beeindruckt
Das Original, das ist an diesem Dienstag das Museum selbst. Wie Hunderte von Potsdamern, die die Besuchertage zum kostenlosen Rundgang durch das Haus nutzen, zeigen sich auch die Schüler beeindruckt. „Es ist erstaunlich, wie das Gebäude an sich schon wirkt“, fasst es der 16-jährige Hannes zusammen. Oder die gleichaltrige Charlotte: Sie könne allen nur raten, sich das Museum schon jetzt anzusehen, meint sie: „Später schaut man nur auf die Bilder.“ In den Schülerarbeiten, die an diesem Tag entstehen, wird das Museum teilweise gefüllt mit Kunst: Da ranken sich Blumen über die Wände oder Fragezeichen, erfinden die jungen Künstler bunte Gemälde und Pop-Art für das Haus. Worauf sie achten müssen, damit das Ergebnis gelingt, das haben die jugendlichen Workshopleiter vorher kurz erklärt: Bei einer Grafik etwa geht es um Kontraste, um Struktur und Perspektive.
Diese Herangehensweise, bei der es nicht nur um Bildinhalte, sondern vor allem um Techniken geht, soll auch bei den Workshops für Kitagruppen, Schulklassen und Erwachsene im Mittelpunkt stehen. Eine ganze Reihe von Angeboten hat Silke Krohn aufgelegt, bis zu 15 freie Mitarbeiter sollen als Guides für die Umsetzung sorgen: „Mattheuer und seine Zeit. Kunst in der DDR“ heißt ein Kurs, „Monet und Rodin. Licht und Schatten“ oder, passend zur Impressionisten-Ausstellung, mit der das Museum eröffnet, „Farbe ist Licht. Tages- und Jahreszeiten im Impressionismus“. Gebucht werden können thematische Führungen mit bis zu 25 Teilnehmern und ein dazugehöriger Workshop. Für Schulklassen liegen die Preise für eine Gruppe bei 30 Euro für die Führung und 60 Euro für den Workshop, Erwachsenengruppen zahlen für Führungen 90 Euro zuzüglich Eintritt und für Workshops 220 Euro. Schulklassen können das Museum für solche Kurse zudem außerhalb der regulären Öffnungszeiten besuchen: montags und mittwochs bis freitags jeweils von 9 bis 11 Uhr. „Dann darf es auch mal ein bisschen lauter werden“, sagt Silke Krohn. Weiterbildungen für Lehrer sollen das Angebot komplettieren. „Das Interesse ist schon groß“, sagt Silke Krohn.
Kunstgespräche in entspannter Atmosphäre
Um die Vermittlung von Kunst durch Gleichaltrige geht es beim Projekt „Kinder führen Kinder“, das mit der Impressionisten-Ausstellung startet. Die ersten acht „Kidsguides“, vier Jungs und vier Mädchen im Alter von elf bis zwölf Jahren, werden ab dem morgigen Donnerstag geschult. Sie sollen dann ab Februar jeweils am ersten Sonntag im Monat andere Kinder durch die Ausstellung führen und ihre Lieblingsbilder vorstellen, erklärt Silke Krohn. Um Kidsguides für künftige Ausstellungen zu gewinnen, sei man bereits mit einer weiteren sechsten Klasse im Gespräch. Auch junge Eltern hat das Museum im Blick: Für sie wird es jeweils am ersten Mittwoch im Monat um 11 Uhr ein Kunstgespräch in entspannter Atmosphäre geben.
Für die Gäste vom Humboldt-Gymnasium war der Projekttag im leeren Museum jedenfalls ein Erfolg. Die Kunstlehrerinnen Kathrin Ludwig und Anke Debertshäuser zeigten sich sowohl von den Arbeiten der Schüler als auch vom Angebot im Museum und im Atelier des Museums beeindruckt: „Davon kann man nur träumen – so sind Schulen nicht ausgestattet.“
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