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Etwas HELLA: Kunst mit Tiefen und Untiefen

Es ist wirklich sehr schade, dass der Mann mit dem vielen Geld und der zarten kunstverständigen Seele immer wieder genervt wird. Erst ärgert den in Potsdam verliebten Multimilliardär die Potsdamer Linke, weil sie das architektonisch so überaus wertvolle Hotelhochhaus nicht gegen ein Kunstmuseum eintauschen will – trotz Nullkostenpreis.

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Es ist wirklich sehr schade, dass der Mann mit dem vielen Geld und der zarten kunstverständigen Seele immer wieder genervt wird. Erst ärgert den in Potsdam verliebten Multimilliardär die Potsdamer Linke, weil sie das architektonisch so überaus wertvolle Hotelhochhaus nicht gegen ein Kunstmuseum eintauschen will – trotz Nullkostenpreis. Dann macht ihm die Bundes-Kulturministerin heftige Sorgen mit ihrem Kulturgutschutzgesetz. Und als Hasso Plattner droht, seine wertvolle Kunstsammlung in den USA zu lassen und sie nicht im Palast Barberini auszustellen, da muss er sich auch noch sagen lassen, dass die ihm gehörenden Werke der Moderne wahrscheinlich überhaupt nicht national wertvoll genug sind, um unter das Gesetz zu fallen. Das ist natürlich nur beruhigend gemeint und soll dem Kunstmäzen erklären, dass er mit seinen Bildern auch weiterhin nach Gutdünken verfahren darf.

Natürlich wäre es ein Highlight für die Stadt, wenn Munch, Renoir, Monet und Nolde in Potsdam ausgestellt würden, es bleibt aber auch noch die modernste Moderne, die Plattner ebenfalls sammelt, nämlich die DDR-Kunst. Bei der ist es garantiert noch ein weiter, weiter Weg, bis sie in die Liste des national Wertvollen aufsteigt. Zum Glück hat sie schon die Phase der schnöden sozialistischen Auftragskunst erfolgreich überstanden, jedenfalls die besten ihrer Werke.

Da bin ich denn auch gespannt wie ein Sonnenschirm, was uns der Potsdamer Sammler zu bieten hat und welche Kleinode er ausgraben konnte. Mit einer solchen Sammlung dürfte der sensible Kunstliebhaber auf jeden Fall etwas Einzigartiges bieten und muss sich auf längere Sicht keiner Konkurrenz stellen. Denn – mal ehrlich – als Berlin-Nachbarn sind wir ganz schön verwöhnt, was Ex- und Impressionismus betrifft von der Moma-Schau in der neuen Nationalgalerie über ortsansässige Museumssammlungen bis hin zur ImEx-Ausstellung, die gerade in der Alten Nationalgalerie zu sehen war.

Auch wenn die Bauarbeiten bei der S-Bahn und das Schienennetz des Regio Berlinbesuche nach wie vor zum Abenteuer machen, der Kunstliebhaber lässt sich doch durch so etwas nicht aufhalten und durch zwei bis acht Stunden (damals bei der Moma) Anstehen vor der Ausstellung ebenfalls nicht.

Allerdings gehen mit der Kunstbeflissenheit auch oft auch ganz triviale Bedürfnisse einher und es war überhaupt nicht lustig, dass – als endlich das Museumsklo in erreichbarer Nähe war – sich dort ebenfalls eine Schlange formiert hatte. Natürlich nur vor dem Damenklo. Deshalb habe ich auf Unisex gemacht und bin einfach bei den Männern verschwunden. Diese Moderne – die ja gerade bei den Studenten ausprobiert wird, nämlich ein Klo für transsexuelle Männer und Frauen gemeinsam – würde ich allerdings nicht im Barberini-Palast einführen. Da hätte der Hausherr wahrscheinlich erneuten Ärger, nämlich mit der Hygiene. Ich allerdings bin sehr für Unisex und würde gern mal wie ein richtiger Mann im Stehen pinkeln.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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