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Kultur in der Provinz: Der Schauspieler Thomas Rühmann (l.) und der Musiker Tobias Morgenstern, Betreiber des Theaters am Rand, stehen vor der Spielstätte in Zollbrücke.

© dpa

Von Leticia Witte: Kunst zwischen Strohballen und Dörfern

Auch in der Provinz wollen Künstler ihr Publikum finden – des halb haben sie sich zusammengetan

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Frankfurt (Oder) ­ Die Namen deuten an, wohin die Reise geht: Theater am Rand oder Kunstpfad Uckermark. Urban klingt das nicht und soll es auch nicht. Im Gegenteil: Die Internetseite des Theaters am Rand im Oderbruch ist mit Fotos von Strohballen und Feldern illustriert, ein mitunter verschlungener Kunstpfad etwas anderes als eine schnurgerade Galeriemeile. Im ländlichen Ostbrandenburg hat sich eine Kulturlandschaft entwickelt. Neben bekannten Adressen wie Schloss Neuhardenberg, Choriner Musiksommer und die Uckermärkischen Bühnen Schwedt gibt es zahlreiche Künstlergruppen und kleinere Spielstätten für Theater und Musik.

Einerseits ziehen diese Orte im Sommer die Großstädter auf Landpartie an. Andererseits lassen sie Kulturfreunde, die ihren Wohnsitz in einsameren Gegenden haben, auf ihre Kosten kommen. „Es muss keine provinzielle Kunst sein, nur weil sie in der Provinz entsteht“, sagt Arne Kalkbrenner. Er ist Mitglied der Künstlergruppe UMKunst, über die das Forum Kunstpfad Uckermark informiert.

Der Bildhauer ergänzt, in dem dünn besiedelten Landkreis lebten besonders viele Künstler. „Es ist eine wunderbare Gegend, um Kunst zu gestalten.“ Die an Natur reiche Uckermark biete Inspiration, Ateliers seien zudem für günstige Preise zu haben. Die Kehrseite: „Kultur und Kunst haben es in der Provinz schwer.“ Um gemeinsam mehr zu erreichen, sei die Künstlergruppe entstanden. Ende Oktober ist zum Beispiel eine gemeinsame Ausstellung in einer Galerie in Fürstenwalde (Oder-Spree) geplant.

Kürzlich zu Ende gegangen ist das UM-Festival für Zeitgenössische Kunst, Musik und Literatur in der Uckermark. Mitte September stellten an mehreren Orten bildende Künstler ihre Werke aus, bekannte Autoren wie Judith Hermann lasen. Das Ziel der Veranstalter ist, mit der alle zwei Jahre stattfindenden Reihe ein kontrastreiches Festival auf die Beine zu stellen. „Wir wollen die Kunst nicht alleine sehen, sondern in Verbindung mit der Natur“, sagt der Vorsitzende des Förderkreises Freunde der Uckermark, Ferdinand von Hohenzollern. Mit im Vorstand sitzt auch der Chef des Berliner Clubs „Tresor“, Dimitri Hegemann.

Rund 600 Besucher hätten sich in diesem Jahr auf den Weg gemacht, beim ersten Festival 2008 seien es noch etwa 300 gewesen, sagt von Hohenzollern. 2012 soll die Reihe dann über mehrere Wochen laufen. Die Veranstalter seien fasziniert von der Schönheit der Uckermark und wollten dort nicht nur zu Besuch sein oder einen zweiten Wohnsitz haben, sondern der Region etwas zurückgeben. Der Vorsitzende spricht von einem „Imagegewinn“ und der Vernetzung von Künstlern.

Vernetzt haben sich Ende der 1990er Jahre auch der Schauspieler Thomas Rühmann und der Musiker Tobias Morgenstern. Beide gründeten das Theater am Rand in Märkisch-Oderland. Mittlerweile fasst das in aller Abgeschiedenheit im winzigen Zollbrücke liegende Haus bis zu 200 Zuschauer, die auch ungewöhnliche Projekte nicht scheuen.

Nach Ansicht von Kulturministerin Martina Münch (SPD) sind Kulturveranstaltungen auf dem Land von großem Wert. „Alle diese Künstler sichern die kulturelle Grundversorgung, sie stärken die Identität, aber auch das Profil einer Region.“ Die Angebote hätten sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. Nicht zuletzt kurbelten sie auch den Tourismus an. Münch betont, dass einzelne Projekte vom Land durchaus unterstützt würden. Ein spezielles Kulturförderprogramm für den ländlichen Raum gebe es aber nicht.

Leticia Witte

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