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Landeshauptstadt: Künstler haben noch keine Alternative Scholle 51: Kündigung kam zum 31. Januar

Aus April ist plötzlich Januar geworden. Den Mietern des Künstlerhauses Scholle 51 in der Geschwister-Scholl-Straße in Potsdam West flatterte noch Ende Dezember die fristgerechte Kündigung zum 31.

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Aus April ist plötzlich Januar geworden. Den Mietern des Künstlerhauses Scholle 51 in der Geschwister-Scholl-Straße in Potsdam West flatterte noch Ende Dezember die fristgerechte Kündigung zum 31. Januar 2013 ins Haus. Bis zuletzt war man davon ausgegangen, wenigstens bis zum Frühling im Haus bleiben zu können, wenn es schon nicht zu einer einvernehmlichen Lösung mit dem bisherigen Eigentümer, der Heilig Kreuz Gemeinde, und der Künstlergemeinschaft gereicht hat. Doch jetzt wird die Zeit knapp. „Wir haben noch keine Alternativen“, sagt Daniel Zeller, Geschäftsführer des Stadtteilnetzwerks Potsdam-West, das hier sein Büro hat.

Wie berichtet hat die Heilig-Kreuz-Gemeinde die Immobilie unmittelbar am Park Sanssouci kürzlich verkauft. Das sanierungsbedürftige Tagungshaus mit einem benachbarten Altbau ging an den Pflegedienst Veritas. Bis vor drei Jahren war auf dem Gelände eine Montessori-Kita untergebracht, danach zogen, quasi als Übergangslösung, bis zu 20 Künstler und Musiker ein, die hier arbeiten, proben, unterrichten. Das Stadtteilnetzwerk hat hier seine Anlaufstelle, auf dem Gelände gibt es eine offene Bürgerwerkstatt.

Die Künstlergemeinschaft und Daniel Zeller wussten von der befristeten Mietsituation. Sie werfen der Gemeinde allerdings vor, dem Kaufinteresse der Künstler nicht mit dem nötigen Ernst begegnet zu sein. Gern hätten sie selbst das Objekt gekauft und hier ein offenes Künstler- und Atelierhaus mit integrierter Kinderbetreuung, wie sie laut Bebauungsplan auch vorgesehen ist, entwickelt, sagt Zeller. „Aber wir wurden nicht ernst genommen und haben auf unser Angebot hin nie wieder etwas gehört“, sagt er.

Stattdessen soll das Haus nun innerhalb von vier Wochen geräumt werden. „Das ist für uns ganz klar nicht zu schaffen“, sagt Zeller. Derzeit sind die Nutzer, viele von ihnen waren über die Feiertage aufgrund von terminlichen Verpflichtungen verreist, von der plötzlichen Kündigung überrascht. In der kommenden Woche sollen intensive Gespräche zu alternativen Standorten und Objekten stattfinden. Des Weiteren erhofft sich Zeller ein Entgegenkommen des künftigen Eigentümers, dem Veritas Pflegedienst, um doch länger im Haus bleiben zu können. „Ich bin zuversichtlich, dass wir bis zum Sommer den Auszug abwickeln können, diese Frist ist realistisch“, sagt er. Ein früherer Auszug würde bedeuten, dass die Musiker und Maler vorübergehend nicht arbeiten könnten, Zeller nennt das Arbeitsobdachlosigkeit. „Das kann sich keiner leisten“.

Was die Zukunft des Stadtteilnetzwerks betrifft, hofft Daniel Zeller auch auf Hilfe der Stadt: entweder bei der Suche nach Räumen mit ähnlich günstigen Mieten oder durch eine Erhöhung der Fördermittel.Steffi Pyanoe

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