
© Theo Heimann/dapd
Landeshauptstadt: Kunstwerke aus Pflugscharen oder Gullydeckeln
Reinhard Schmock erweitert seinen eigenen Skulpturenpark in Marxdorf
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Marxdorf - Wenn Reinhard Schmock irgendwo Metallschrott oder ausrangierte Maschinen entdeckt, bekommt er leuchtende Augen.
Aus alten Pflugscharen, Kurbelwellen, Heizungsrohren, Gullydeckeln oder Zahnrädern werden bei dem 68-Jährigen ungewöhnliche Kunstwerke.
Der Berliner Architekt hat auf seinem Anwesen in Marxdorf bei Seelow (Kreis Märkisch-Oderland) einen ganzen Skulpturenpark geschaffen.
Auf den ersten Blick wirken die teilweise mehrere Meter großen Metallkonstruktionen bizarr. Erst bei näherer Betrachtung lassen sich Januskopf, schräge Vögel oder Schachfigur entdecken. Eine Herausforderung, der sich vor allem an den Wochenenden Ausflügler stellen. Doch auch Anwohner und Nachbarn schauen vorbei, darunter Gastronom Wolfgang Schalow, vor dessen Marxdorfer Gaststätte „Schecherts Hof“ inzwischen auch ein Schmock-Kunstwerk steht. „Der Mann verarbeitet alles - von der Fahrradspeiche bis zur Autofelge. Und es kommt wirklich Kunst dabei heraus, auch wenn man beim Betrachten manchmal viel Fantasie braucht“, sagt der Wirt, der häufig seine Gäste in den Skulpturenpark schickt.
Auf einer Hügelkuppe thront Schmocks sich im Wind drehender „Fluch der Karibik“, eine Konstruktion aus Metallreifen, die auf einem Mittelpfeiler mit Gewinde thronen. Der einem Schiffsmast ähnelnde Pfosten wird am Fuß von einem alten Traktorrad gehalten.
Die Skulptur wirkt mit den wie Segel anmutenden Blechen an den Seiten, als sei sie genau für dieses Fleckchen Erde gemacht.
„Metallarbeiten sind oft filigran. Für eine volle Wirkung brauchen sie einen entsprechenden Hintergrund“, sagt Schmock. Die hügelige Endmoränenlandschaft rund um Marxdorf entdeckte der leidenschaftliche Triathlet vor 20 Jahren während eines Ausflugs. Es war Liebe auf den ersten Blick. „Ich habe dieses verlassene Grundstück mit dem Tagelöhnerhaus aus der Zeit um 1900 und die unendliche Weite dahinter gesehen und war verzaubert“, erinnert er sich.
Dass er einmal eigene Kunstwerke vor diesen natürlichen Hintergrund stellen würde, daran dachte der Architekt damals noch nicht. Wohl aber an ein eigenes Atelier außerhalb der Großstadt. Und so wurde das Anwesen in Marxdorf zum Zweitwohnsitz, die alte Tenne zum beheizten Atelier, der frühere Rübenkeller zum Materiallager.
Das künstlerische Arbeiten war da nur eine Frage der Zeit, schließlich hat der gebürtige Berliner unter anderem an der Hochschule für bildende Künste studiert und sich von jeher für Bildhauerei interessiert.
Zunächst versuchte sich Schmock an „so einer Art Betontechnik“.
Durch einen Freund, der eine Schweißerei übernahm, kam er vor acht Jahren erstmals mit Metall in Berührung. „Das Material macht mir Spaß, vielleicht liegt es an den Genen“, sagt Schmock und verweist auf den Großvater, der als Hufschmied sein Geld verdiente.
Sobald der Schmock in Marxdorf ist, greift er zu Winkelschleifer und Schweißgerät. Beim Zerlegen alter Landmaschinen findet er oft Teile mit „höchst interessanten Formen“. Fündig wird er häufig bei einem benachbarten Bauern. Entgegen seiner eigentlichen Arbeit als Architekt fertigt der 68-Jährige für seine Kunstwerke keine Entwürfe auf Papier. Selten weißt er vorher, was am Ende für eine Skulptur entsteht.
„Ich baue Collagen und die entstehen, indem ich die Metallteile neu zusammensetze und kombiniere“, sagt Schmock. Es sei gerade das Spannende, dass abstrakte Sachen oder Figürliches entstehen. Derzeit arbeitet der Künstler an den „Glorreichen Sieben“. Die Rümpfe der ersten vier Skulpturen bestehen aus riesigen, aufgeschnittenen alten Gasbehältern.
Eine Auswahl seiner Arbeiten präsentiert Schmock derzeit erstmals in Berlin: In der Bruno-Taut-Galerie am U-Bahnhof Onkel-Toms-Hütte werden zwei Dutzend seiner ungewöhnlichen Kunstwerke gezeigt. Einige davon wurden bereits verkauft, erzählt der Metall-Bildhauer stolz.
Bernd Kluge
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