zum Hauptinhalt
Nachrückerin. Turbine Potsdams Mannschaftskapitän Jennifer Zietz hofft heute gegen Nigeria auf ihren 16. Einsatz im Trikot der deutschen Nationalmannschaft.

© Jan Kuppert

Von Michael Meyer: Länderspiel und „Tatort“-Szenen

Jennifer Zietz und fünf weitere Potsdamer Kickerinnen gehören zum deutschen Team heute gegen Nigeria

Stand:

Länderspiel als Frustabbau – Jennifer Zietz wird das heute möglicherweise nur sehr bedingt möglich sein. Der Mannschaftskapitän Turbine Potsdams wurde nach der bitteren 1:4-Niederlage des Titelverteidigers in der Frauenfußball-Bundesliga am Sonntag bei Verfolger FFC Frankfurt für das heutige Länderspiel Deutschland – Nigeria in Leverkusen nachnominiert (18 Uhr, live in der ARD). Zietz wurde ebenso wie ihre Klubkameradin Tabea Kemme für die Potsdamerin Bianca Schmidt (Magen-Darm-Probleme) und die Kölnerin Sonja Fuss (Reizung der Sprunggelenksehnen) gerufen. Mit den beiden Nachrückerinnen, Anja Mittag, Fatmire Bajramaj, Babett Peter und Josephine Henning gehören damit heute sechs Potsdamerinnen zum Aufgebot des Deutschen Fußball-Bundes.

„Für nachnominierte Spielerinnen sind die Chancen, auch zu spielen, meist sehr gering“, weiß allerdings Zietz, die bisher auf 15 A-Länderspiele und ein Tor beim diesjährigen Algarvecup gegen China (5:0) zurückblicken kann. „Ich rechne daher eher nicht mit einem Einsatz, würde mich aber über jede Minute, die ich auf dem Spielfeld dabei sein dürfte, freuen. Ansonsten versuche ich, im Training der Nationalmannschaft möglichst viel für mich mitzunehmen.“

In Leverkusen trafen die Turbine-Kickerinnen zu Wochenbeginn auch mit den Frankfurter Nationalspielerinnen Nadine Angerer, Ariane Hingst, Saskia Bartusiak, Karin Garefrekes, Melanie Behringer, Birgit Prinz und Dzsenifer Marozsan zusammen, die ihnen tags zuvor die Bundesliga-Tabellenspitze abgeknöpft hatten. „Über das Punktspiel am Sonntag haben wir aber kaum noch gesprochen, weil jetzt die Nationalmannschaft im Vordergrund steht. Nur Spielerinnen anderer Vereine wollten wissen, was los war“, erzählt Jenny Zietz, die sich auch einige Tage nach dem 1:4 noch darüber ärgert. „Mit dieser Leistung hatten wir den Sieg in Frankfurt nicht verdient“, meint die 27-Jährige. „Wir hätten in der ersten Halbzeit unsere weiteren Chancen nutzen und mehr als ein Tor machen müssen. So aber haben wir in der Pause unseren Faden verloren, und Frankfurt war abgezockt genug, unsere Fehler gnadenlos auszunutzen.“ Nun komme es darauf an, am kommenden Sonntag im Meisterschafts- Heimspiel gegen Tabellen-Schlusslicht Herforder SV gleich wieder die Kurve zu bekommen. „Da müssen wir gewinnen, aber das sind die undankbarsten Spiele, in denen du als klarer Favorit eigentlich nur verlieren kannst.“

Heute aber will sich Turbines Spielführerin erst einmal auf das letzte Spiel der DFB-Auswahl in diesem Jahr konzentrieren. „Nigeria ist frischgebackener Afri- ka-Meister und wird nicht mit großem Respekt, sondern mit viel Selbstbewusstsein antreten, so dass es sicher ein offenes Spiel wird“, glaubt Jennifer Zietz, die sich im Mannschaftshotel der Nationalmannschaft das Zimmer mit „Lira“ Bajramaj teilt. Bajramaj – die bisher in 42 Länderspielen acht Tore schoss – dürfte ebenso wie ihre Klubkolleginnen Anja Mittag (66/10) und Babett Peter (46/1) auf jeden Fall auf dem Zettel der Bundestrainerin für die heutige Partie stehen, die sieben Monate vor dem Beginn der Heim-WM 2011 eine wichtige Standortbestimmung sein wird. Besagtes Potsdamer Trio gehörte am Mittwoch auch zu den Nationalspielerinnen, die vor dem Abend-Training in der Leverkusener BayArena bei Szenen für einen „Tatort“-Krimi mit Kommissarin Lena Odenthal – gespielt von Ulrike Folkerts, die auch WM-Botschafterin ist – mitwirkten; der Film soll im kommenden Sommer vor dem WM-Start in der ARD ausgestrahlt werden.

DFB-Trainerin Silvia Neid hat ihren Kandidatenkreis für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr im Wesentlichen im Kopf; neue Spielerinnen dürften es kaum noch schaffen, auf den WM-Zug aufzuspringen. „Wir im Trainerteam haben im Moment das Gefühl, alle Kandidatinnen, die für die WM 2011 infrage kommen, im Blick und auch schon getestet zu haben. Natürlich werden wir die Tür offen lassen, aber die aktuellen Nationalspielerinnen haben die Messlatte hoch gelegt“, sagte Neid. Jennifer Zietz hat also für die WM nur eine Mini-Chance; ebenso wie heute Abend in Leverkusen. (mit sid)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })