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Landeshauptstadt: Landesumweltamt kritisiert Stadt

Potsdams Straßenentwässerungskonzept für Groß Glienicke als „ökologisch kaum vertretbar“ gerügt

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Groß Glienicke - Das Landesumweltamt hat das Straßenentwässerungskonzept der Landeshauptstadt beanstandet. Vor allem für den Groß Glienicker See seien die Maßnahmen „ökologisch kaum vertretbar“, heißt es in einem neunseitigen Schreiben von Brandenburgs oberster Naturschutzbehörde an die Stadtverwaltung. Und weiter: Das Konzept vermittle nicht den Eindruck, dass dem Grundsatz des Brandenburgischen Wassergesetzes „ausreichend Beachtung geschenkt wurde, wonach Regenwasser vorrangig zu versickern ist“.

Das kritisierte Konzept wurde im November 2007 vom Ortsbeirat Groß Glienicke mit Mehrheit beschlossen. Es sieht vor, das im Ort anfallende Regenwasser kanalisiert in den See zu leiten. Um das Wasser zu reinigen sollen dabei Absatzbecken und Filtersysteme in Ufernähe entstehen – ein Verfahren, dass dem Landesumweltamt offenbar nicht reicht. Denn die geplanten „Niederschlagsbehandlungsanlagen“ entsprächen zwar „formal“ den technischen Regeln: „Nährstoffe und Keime werden von ihnen jedoch nicht zurück gehalten.“ Die Werte für Phosphor, CSB und Cu lägen deutlich über den gesetzlich zugelassenen Konzentrationen. Ebenso gelangen Schwermetalle und organische Schadstoffe von Straßen mit dem abgeleiteten Regen in den See. Auf einer Seite beschreibt die Umweltbehörde die Folgen: Immer mehr Algen würden den See eintrüben. Badegäste müssten durch „Blaualgentoxine“ allergische Reaktionen fürchten. Wegen des immer geringeren Sauerstoffgehaltes und immer mehr Ammoniak im Wasser würden schließlich die Fische im See sterben.

So gibt die Landesbehörde den Potsdamer Wasserplanern nun Ratschläge, ihr Konzept zu überarbeiten. So sollten Grundstücksbesitzer unter Umständen verpflichtet werden, bei der Versickerung von Regenwasser in den Boden zu helfen. Ebenso seien Alternativen zur Ableitung von Regen in den Groß Glienicker See noch nicht „überzeugend“ oder gar nicht geprüft worden – etwa eine „gestalterische Einbindung von Versickerungsanlagen“ im Ortsteil.

In der Vergangenheit hatten schon die Grünen und ihr Ortsteil-Politiker Andreas Menzel immer wieder das Entwässerungskonzept kritisiert. Auf PNN-Nachfrage forderte Menzel einen „Philosophiewechsel“ bei der Ableitung von Regenwasser: „Wir dürfen weniger versiegeln oder Regen in Seen verrohren, sondern brauchen eine dezentrale Versickerung neben Straßen, einfache Teilversiegelungen und mehr Mulden oder Rigolen. HK/GS

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