Streckensperrung: Langsamer, aber ohne Chaos
Sechs Wochen nach der sanierungsbedingten Sperrung der Regionalbahnstrecke zwischen Potsdam und Berlin ist das große Chaos bislang zwar ausgeblieben, das Echo ist allerdings unterschiedlich.
Stand:
Potsdam - „Durchweg positiv“ seien die Erfahrungen, lautet die Einschätzung des Potsdamer Verkehrsbetriebs ViP. Bei der Uni Potsdam sieht man das anders: Für viele Pendler wurde der Weg beschwerlicher, bei der S-Bahn seien Verspätungen und Zugausfälle Alltag, so Björn Ruberg vom Verkehrsauschuss der Uni. Gut die Hälfte der Potsdamer Studenten kommt aus Berlin. 10 000 sind täglich unterwegs.
Von einem „erheblich größerem Zeitaufwand“ spricht auch die in Babelsberg beheimatete Fernsehproduktionsfirma UFA. Die Firma versuche, Termine nach Berlin zu verlegen, so Sprecher Kristian Müller. Bisher war der Standort durch den RE 7 am Bahnhof Medienstadt gut ans Berliner Zentrum angebunden. Das gleiche gilt auch für das Studio Babelsberg oder den RBB. Der Zug endet nun in Wannsee. Dort muss in die S-Bahn umgestiegen werden. Außerdem gibt es Busse zu den S-Bahnhöfen Griebnitzsee und Babelsberg. Der ViP hat die Taktzeiten der Busse 696 und 693 an die Fahrtzeiten der S-Bahn angepasst. Seit dem neuen Fahrplan fährt auch die Buslinie 606 wieder durch die Geschwister-Scholl-Straße in Richtung Golm, sodass der Uni-Standort am Neuen Palais im Zehn-Minuten-Takt an den Potsdamer Hauptbahnhof angebunden ist. Die Auswirkungen der Streckensperrung nach Berlin auf den innerstädtischen Verkehr in Potsdam seien bisher gering, so ViP-Sprecher Stefan Klotz. Allerdings sei es noch zu früh für eine genaue Beurteilung.
Die verschlechterte Anbindung mache es auch den Touristen nicht leichter, sagt Olaf Lücke vom Potsdamer Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. „Unsere Tagesgäste erreichen uns überwiegend über Berlin“, so Lücke. Der Januar sei zwar nicht die Hauptbesuchszeit, dennoch hoffe er auf einen milden Winter, damit die S-Bahn nicht wieder Ausfälle wie in den letzten Jahren habe.
Als Ersatz für den RE 1, der Potsdam derzeit gar nicht anfährt, gibt es die Regionalbahnlinie 21 dreimal vormittags und nachmittags von Griebnitzsee über Golm und Spandau zum Berliner Hauptbahnhof. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Pünktlichkeit verschob die Bahn die Abfahrtszeiten der RB 21 um vier Minuten. „Jetzt soll es besser klappen“, so Elke Krokowski vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Allerdings seien die Züge nicht gut ausgelastet. Diese Verbindung braucht von Griebnitzsee zum Berliner Hauptbahnhof 39 Minuten. Vorteilhaft ist sie etwa für Golmer Studenten, die in der Berliner Innenstadt oder in Spandau wohnen. Doch der Zug verliere durch seine Unpünktlichkeit an Attraktivität, sagt Ruberg. Außerdem funktioniere der Fahrplan nicht: Wenn die Studenten in Golm nach Vorlesungsende den RB 21 erreichen wollen, müssen sie rennen.
Auch von Griebnitzsee aus verliert die Linie RB 21 gegen die S-Bahn: Die braucht nach Fahrplan nur 31 Minuten zum Berliner Hauptbahnhof. Manchmal dauert es allerdings länger, weil in Grunewald Züge ausgetauscht werden. Verspätet sich eine S-Bahn, ist der Anschlusszug weg und die Fahrgäste müssen zehn Minuten warten. Die S-Bahnen seien zu den Stoßzeiten gut gefüllt, so Krokowksi. Bisher habe aber noch jeder Fahrgast einen Platz gefunden. Die S 7 habe bei der S-Bahn Priorität. Selbst wenn im Winter Waggons und Fahrer knapp werden sollten, werde an der Verbindung nach Potsdam zuletzt gespart. Marco Zschieck
- Film in Potsdam
- Hochschulen
- Potsdam: Babelsberg
- Potsdam: Golm
- RBB
- Wohnen in Berlin
- Wohnen in Potsdam
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: