Landeshauptstadt: Lebensrettend
Umstritten, aber manchmal alternativlos: Etwa zehn Kinder leben heute, weil es die Babyklappe gibt
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Seit 2003 gibt es im Potsdamer Sankt Josefs-Krankenhaus eine sogenannte Babyklappe, es ist die bisher einzige im gesamten Land Brandenburg. Die Inbetriebnahme dieser Vorrichtung, in der Babys anonym in die Obhut des Krankenhauses abgegeben werden können, war zuvor heftig diskutiert worden.
Nun ist wieder ein neugeborenes Kind ums Leben gekommen, von der Mutter fehlt jede Spur. Gefunden wurde das Baby nicht weit von der lebensrettenden Babyklappe entfernt. Besonders traurig: Nach PNN-Informationen wurde genau vor einem Jahr, am 23. Dezember 2010, ein Baby wohlbehalten in der Klappe abgegeben. „Wenn so etwas passiert, berührt uns das natürlich sehr“, sagte Hartmut Hagmann, Geschäftsführer des Sankt Josefs-Krankenhaus, gestern gegenüber den PNN.
2006 wurde das erste Baby abgegeben, pro Jahr sind es ein bis zwei Fälle, genaue Zahlen wolle man nicht preisgeben, so Hagmann. „Wir wollen nicht offensiv für die Babyklappe werben, aber wenn sie Leben rettet, ist das eine gute Sache.“ Sämtliche in Potsdam gefundene Babys waren in gutem gesundheitlichem Zustand und haben überlebt, die meisten von ihnen haben Adoptivfamilien gefunden. Nur in seltenen Fällen habe die Mutter von ihrem Recht auf Kontaktaufnahme Gebrauch gemacht und sich beim Jugendamt gemeldet, so Stadtsprecher Jan Brunzlow.
Das Angebot der Babyklappe gehe auch deshalb unbedingt Hand in Hand mit niedrigschwelligen Beratungsmöglichkeiten für werdende Eltern, betonte Hagmann. Wenn es gar nicht anders geht, sei auch eine anonyme Entbindung möglich, „bevor Mutter oder Kind zu Schaden kommen“, so der ärztliche Direktor Eckart Frantz, obwohl man damit eine juristische Grauzone betrete. Diese Möglichkeit sowie ein Hinweis auf die Babyklappe wird unter anderem auf der Internetseite des Caritasverband Berlin-Brandenburg erwähnt.Steffi Pyanoe
Hilfe und Beratung findet man im Internet unter www.dicvberlin.caritas.de
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