Von Jana Haase: Lebenszyklisch Wohnen Elona Müller: Alternative Betreuungs- und Versorgungskonzepte / Potsdam wird immer älter
Innenstadt - Eine Wohnung in der Wohnung: So könnte die Zukunft der häuslichen Pflege in Potsdam aussehen. Die Idee des „lebenszyklischen Wohnraums“ erläuterte Elona Müller (parteilos), die Beigeordnete für Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz, gestern bei einem Vortrag im Ernst-von-Bergmann-Klinikum.
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Innenstadt - Eine Wohnung in der Wohnung: So könnte die Zukunft der häuslichen Pflege in Potsdam aussehen. Die Idee des „lebenszyklischen Wohnraums“ erläuterte Elona Müller (parteilos), die Beigeordnete für Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz, gestern bei einem Vortrag im Ernst-von-Bergmann-Klinikum. Demnach könnten Drei- oder Vier-Zimmer-Wohnungen vorübergehend so umgerüstet werden, dass eine separat zugängliche Ein-Zimmer-Wohnung darin entsteht: Dort könnten Angehörige ihre pflegebedürftigen Eltern oder Verwandten unterbringen. Die unmittelbare Nähe würde die Pflege erheblich erleichtern, glaubt Elona Müller. Denn zusätzliche Wege und die damit verbundene Belastung für die Angehörigen entfielen. Die entsprechenden Umbauten an der Wohnung könnten später wieder rückgebaut werden. Über dieses Konzept des „lebenszyklischen Wohnens“ sei die Stadt im Gespräch mit einem Wohnungsunternehmen, sagte Müller. „Wir brauchen zukunftsorientierte, alternative Versorgungs- und Betreuungskonzepte“, so die Sozialbeigeordnete.
Überlegungen zum altersgerechten Wohnen muss sich die Stadt auch machen: Denn Potsdam wird immer älter, wie der kürzlich vorgelegte statistische Jahresbericht einmal mehr dokumentierte. Demnach liegt der Altersdurchschnitt in Potsdam bei 41,7 Jahren. Vor zehn Jahren waren es dagegen noch 39,8 Jahre. Mit 55 650 von insgesamt 150 180 Potsdamern ist heute schon mehr als jeder Dritte älter als 55 Jahre. Diese Zahl wird sich nach Prognose der Stadt bis zum Jahr 2020 auf 69 430 erhöhen, erklärte Elona Müller. Ziel der Gesundheits- und Sozialpolitik der Stadt müsse sein, die Gesundheit, Selbstständigkeit und Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten, so die Sozialbeigeordnete.
Dafür gibt es in Potsdam bereits verschiedene Ansätze. Dazu zählt etwa die geplante Einrichtung von sogenannten „Pflegestützpunkten“: Dort sollen die Senioren im Stadtteil Ansprechpartner für Gesundheits- und Sozialfragen bekommen. Die Stützpunkte sind im novellierten Pflegegesetz vorgesehen, erklärte Müller. Ein entsprechendes Konzept werde momentan von der Stadt zusammen mit den Krankenkassen entwickelt. Ab 2009 könnten solche Beratungsangebote vom Land bezuschusst werden.
Müller verwies außerdem auf das vor zwei Jahren gegründete Netzwerk „Älter werden in der Landeshauptstadt Potsdam“: Dort treffen sich Akteure aus dem Gesundheits- und Sozialbereich, aus Vereinen, Wohlfahrtsverbänden und Wohnungsunternehmen regelmäßig und diskutieren über Senioren-Themen.
Bedarf gebe es bei Angeboten zum „Betreuten Wohnen“, so Müller: 468 betreute Wohnungen gebe es momentan in Potsdam – davon allerdings 309 Ein-Raum-Wohnungen. Nur wenige Ältere allerdings wären bereit, sich so im Platz zu beschränken, sagte Müller. Gebraucht würden stattdessen mehr Zwei-Raum-Wohnungen mit Betreuungsmöglichkeit – bisher sind es 147.
Die Sozialbeigeordnete betonte außerdem den Wert von ehrenamtlichen Tätigkeiten im Alter. Damit könne nicht nur Vereinsamung abgewendet und der Abbruch der Berufstätigkeit kompensiert werden: „Ehrenamt wird gebraucht.“
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