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Landeshauptstadt: „Lehrerfeuerwehr“ im Dauereinsatz

Potsdamer Schulleiter bemängeln die derzeit hohe Anzahl von Ausfall- und Vertretungsstunden

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Der Unterrichtsausfall an einigen Potsdamer Schulen hat in den letzten Wochen dramatisch zugenommen. Beispielsweise am Leibniz-Gymnasium und auch an der Fontane-Oberschule sind mehrere Lehrer für längere Zeit krank – das zuständige Staatliche Schulamt Brandenburg tut dennoch nichts dagegen. „Der Ausfall ist überdurchschnittlich“, sagte Schulrat Wolfgang Bogel-Meyhöfer, doch könnten die Stellen nicht neu besetzt werden. Pikant an dem Ausfall: Schon im vergangenen Schuljahr wurden an Potsdamer Gesamtschulen sowie Gymnasien fast jede zehnte Schulstunde nicht vom zuständigen Fachlehrer unterrichtet oder fiel ganz aus.

Die Sekundarstufen sind es auch, die es laut einer Statistik beim Schulausfall am häufigsten trifft: Wie das Ministerium vor einigen Wochen mitteilte, könnten in der Oberstufe die Lehrer seltener ersetzt werden. Von 13 909 Stunden in denen die zuständigen Lehrer nicht da waren, fielen in der Gesamtschule 8360 Stunden tatsächlich aus. Im Vergleich dazu: an Grundschulen können von 33 849 möglichen Ausfallstunden nur 5500 tatsächlich auch ausfallen. Landesweit fallen zwei Prozent aller Unterrichtsstunden aus, eine laut Ministerium seit Jahren gleichbleibende Anzahl. Zwei Drittel der Unterrichtsausfälle sind laut einer Statistik auf Krankheit der Lehrer zurückzuführen.

In diesem Herbst scheint sich die Situation in den Oberstufen erneut zuzuspitzen, obwohl statistisch gesehen erst im zweiten Halbjahr wirkliche Engpässe zu spüren sind. Am Potsdamer Leibniz-Gymnasium fehlen derzeit vier Lehrer für längere Zeit, so dass selbst der Leistungskurs Kunst in den Abiturklassen derzeit nicht abgesichert werden kann. An der Fontane- Schule fehlen sechs Lehrer längerfristig. Zudem gibt es weitere weiterführende Schulen in Potsdam, die mit den krankheitsbedingten Ausfällen von Lehrern zu kämpfen haben. Das Ministerium hat inzwischen „Lehrerfeuerwehren“ an den einzelnen Schulämtern vorgeschlagen. Im Bereich Brandenburg sei dies derzeit ständig unterwegs, um „Brände“ zu löschen. Dies ist ein Punkt im Konzept „Verlässliche Schule“ der Landesregierung, um Unterrichtsausfall zu vermeiden.

Im Land Brandenburg unterrichten derzeit 21 000 Lehrer, zwei Drittel derer arbeiten Teilzeit. Einige Schulleiter sehen das hohe Alter vieler Kollegen als Grund für den Ausfall des Unterrichts, denn die Brandenburger Pädagogen liegen mit über 48 Jahren im Schnitt auch deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Die Situation wird sich laut Bildungsministerium, auch erst 2015 wirklich ändern, dann nämlich gehen jährlich bis zu 1300 Lehrer in Rente und neue Lehrer würden gebraucht.

Uwe Sommerfeld vom Leibniz-Gymnasium, das heute den ersten Bauabschnitt des neuen Campus offiziell eröffnet, erklärte gestern, diese Situation müsse entschärft werden. Lehrer in Brandenburg bekämen immer mehr Arbeit ohne Lohnausgleich aufgeholfen. Eine weitere Runde bahne sich mit dem neuen Praxisjahr bei der Ausbildung von Lehrern an. Die Universität Potsdam stellt derzeit ihre Lehrerausbildung um und will ein Praxisjahr für Lehramtsstudenten einführen, die dann von ausgebildeten Pädagogen betreut werden. Sommerfeld fordert einen Ausgleich für die zusätzliche Arbeit. Bislang sei dies vom Ministerium aber noch nicht in Aussicht gestellt. Jan Brunzlow

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