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Landeshauptstadt: Lehrstück der Geschichte

Festakt für Nikolaikirche / Glocken in Gefahr

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Innenstadt - Die Nikolaikirche sei sowohl „Zeugin der Geschichte“ als auch „Gewächshaus der Hoffnung“. Das sagte der frühere Ministerpräsident des Landes Brandenburg und Ex-Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe beim gestrigen Festakt zum 25. Jahrestag der Nikolaikirche. Am 2. Mai 1981 war der 1837 geweihte und im Zweiten Weltkrieg zerstörte Schinkelbau auf dem Alten Markt nach jahrzehntelangen Wiederaufbaumaßnahmen wiedereröffnet worden. Stolpe betonte vor den Festgästen in der Kirche, dass es „verwegenen Glaubensmutes“ bedurfte, in der Zeit von Kaltem Krieg und DDR-Mangelwirtschaft den Wiederaufbau zu wagen. Das Wiederentstehen der Kirche sei ein „Lehrstück deutscher Geschichte zwischen Kriegsende und Wiedervereinigung“.

Zugleich übte Stolpe indirekt Kritik am Vorhaben der Kirche, durch Werbung an der Fassade an Gelder für die weitere Sanierung heranzukommen. Nach Bekanntwerden der Pläne hatte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ihre Unterstützung für die Sanierung aufgekündigt. „Ohne die Stiftung“, so der frühere Konsistorialpräsident der evangelischen Kirche, „wird die Sponsorensuche schwieriger“. Insgesamt werden noch sechs Millionen Euro für die Sanierung gebraucht.

Unterdessen wurde gestern bekannt, dass die Stahlglocken der Kirche an die Grenzen ihrer Haltbarkeit stoßen. Teilweise seien die Klangkörper bereits rissig und misstönend, sagte Nikolaikirchen-Sprecherin Anja Kriebel den PNN. Zudem könnten nur noch zwei der drei Glocken geschlagen werden, weil einer der noch nicht sanierten Glockentürme mittlerweile so instabil sei, dass er während des Läutens mitschwanke. Im Zuge der Fassadensanierung will die Gemeinde nun auch die Glocken durch neue ersetzen. Auf Unterstützung durch Fördergelder kann sie dabei nicht hoffen, weil die Glocken nicht förderfähig seien. Aus diesem Grund werde morgen zum Kirchweih-Feiergottesdienst eine Spendenaktion für die neuen Glocken gestartet, sagte Kriebel. Je nachdem, wie viel Geld gesammelt werden kann, soll dann auch im vierten Turm wieder eine Glocke läuten. Der ist seit dem Zweiten Weltkrieg leer.

Durch Spenden soll auch die Restaurierung der zwei Engel auf den bisher noch nicht sanierten Ecktürmen gelingen. Rund 40 000 Euro würde die Reparatur eines Engels kosten, schätzt Kriebel. 70 000 Euro habe die Gemeinde schon zusammen, 10 000 Euro fehlen noch für beide Figuren. Für ihre Instandsetzung werden sie voraussichtlich von ihren Turmspitzen geholt, wenn die Sanierungsarbeiten 2007 am Nordwest-Turm und 2008 am Südwestturm beginnen. Allerdings werde es keine Besuchertreppe geben, die durch den Glockenturm aufs Dach führt. Der Kirchenvorstand sei am Donnerstag von der Absage der Baubeigeordneten Elke von Kuick-Frenz „überrascht“ worden, so Kriebel. erb/just

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