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Landeshauptstadt: Leistikowstraße öffnet bald

Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten übernimmt Ex-Militärgefängnis

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Nauener Vorstadt - Das ehemalige sowjetische Geheimdienstgefängnis in der Potsdamer Leistikowstraße passierte gestern einen Meilenstein auf dem Weg zu einer Gedenkstätte von internationalem Rang: Künftig wird das zwischen 1916 und 1918 errichtete ehemalige Pfarrhaus von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (SBG) treuhänderisch und konzeptionell geführt. Dazu wurde gestern von Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU), dem SBG-Direktor Günter Morsch, dem Vorsitzenden des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins (EKH), Pfarrer Reinhart Lange, sowie der Abteilungsleiterin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Ingeborg Berggreen-Merkel, im neuen Eingangsgebäude der Leistikowstraße 1 die Stiftung „Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße“ gegründet. In diese bringt der EKH das Hauptgebäude und den Neubau als Stifter und Eigentümer ein.

SBG-Direktor Morsch kündigte einen „sehr schnellen“ Beginn eines ersten provisorischen Betriebes der Gedenkstätte an. Nach bereits erfolgter Konservierung des als Gefängnis missbrauchten Haupthauses und dem Bau des Servicegebäudes für insgesamt 2,3 Millionen Euro aus Mitteln des Bundes, des Landes, der Europäischen Union, des EKH und der Ostdeutschen Sparkassenstiftung stehen der Gedenkstätte künftig jährlich 240 000 Euro für die Unterhaltung zur Verfügung. Diese „institutionelle Förderung“ teilen sich Bund und Land je zur Hälfte. Zudem geben Bund und Land 750 000 Euro zur Konzipierung und Herstellung einer Ausstellung. Morsch kündigte zudem die Berufung eines wissenschaftlichen Beirates an, dem Wissenschaftler und Betroffene sowie Vertreter der Kirche und des Fördervereins angehören werden. Über den genauen Zeitplan für die einstweilige Öffnung der Gedenkstätte und die Schaffung der Ausstellung machte Morsch gestern keine Angaben, zunächst wollte der Stiftungsrat am gestrigen Abend darüber beraten.

„Die Erinnerung an die Verbrechen wachzuhalten“, erklärte Kulturministerin Wanka, sei „eine Aufgabe der Zivilgemeinschaft“. Die Leistikowstraße 1, ehemals Mirbachstraße 1, ist der Ministerin zufolge ein „Ort von europäischer Bedeutung“. Dort befand sich von 1946 bis in die 80iger Jahre das zentrale Untersuchungsgefängnis der militärischen Spionageabwehr der Sowjetunion „Smersch“ in der DDR. „Smersch“ ist eine russische Abkürzung für „Tod den Spionen“. Zahlreiche Zivilisten, darunter auch Potsdamer, wurden dort unter unmenschlichen Bedingungen unter dem unbegründeten Vorwurf, „konterrevolutionäre Verbrechen“ begangen zu haben, inhaftiert. Viele von ihnen verurteilten Militärtribunale zum Tode oder zu Jahren der Zwangsarbeit im nordrussischen Gulag Workuta. Nach bisherigen Erkenntnissen des EKH befand sich der letzte Deutsche 1953 in der Untersuchungshaft der militärischen Spionageabwehr. Doch auch danach bis vermutlich Mitte der 1980iger Jahre diente das Haus Leistikowstraße 1 als Gefängnis für sowjetische Militärangehörige. Guido Berg

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