zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Lerchensteig-Nachfolge begrüßt

Stadtpolitiker wollen Flüchtlingsheim am Schlaatz eine Chance geben / Sorgen vor Unmut der Anwohner

Stand:

Schlaatz - Der Vorschlag für ein neues Asylbewerberheim am Schlaatz stößt in der Potsdamer Stadtpolitik offenbar überwiegend auf Wohlwollen. Das wurde aus dem nicht öffentlichen Teil des Hauptausschusses am Mittwoch bekannt. „Wir werden das schon zusammen durchziehen“, so ein Stadtverordneter nach der Sitzung.

In dem Gremium hatten die Stadtverordneten die Idee vorgestellt bekommen, wie und wo das Diakonische Werk Potsdam künftig in Potsdam lebende Flüchtlinge unterbringen möchte: In einem ehemaligen Wohnheim beim Magnus-Zeller-Platz, neben dem dortigen Getränkemarkt (PNN berichteten). In dem Gebäude sollen bis zum Sommer Zimmer für bis zu 160 Flüchtlinge entstehen. Zurzeit werden Asylbewerber in einem Heim der Arbeiterwohlfahrt (Awo) am Lerchensteig betreut, dass allerdings wegen seiner Lage häufig kritisiert wurde. 140 Menschen leben dort momentan, noch bis in den Sommer läuft der Vertrag der Awo.

Auf den nun vorgelegten Diakonie-Vorschlag folgten gestern auch offiziellen Reaktionen. „Wir halten die Idee prinzipiell für möglich“, so Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. Allerdings müssten die Anwohner am Schlaatz in die Diskussion einbezogen werden, so Scharfenberg: „Die entscheidende Frage ist, ob diese Lösung zu mehr Integration führt.“ Sein Grünen-Kollege Nils Naber wertete die Idee ebenso positiv: „Sie kann funktionieren, wenn wir alle vor Ort einbinden.“ Das forderte auch SPD-Chef Mike Schubert: „Wir müssen da sehr breit informieren, damit keine Ängste entstehen.“

Die Sorgen vor Protesten sind begründet. Im Sommer vor sieben Jahren hatten Bürger aus Bornstedt gegen ein damals geplantes Flüchtlingsheim in der Kirschallee öffentlich protestiert und Unterschriften gesammelt. Daran wurde auch im Hauptausschuss erinnert. Ebenfalls warnte beispielsweise CDU-Fraktionschef Michael Schröder davor, den Schlaatz in seiner Integrationsfähigkeit zu überlasten. Der Ausländeranteil in dem Stadtteil liegt bei acht Prozent. Auf den Integrationsgarten am Schlaatz, einProjekt für Familien mehrerer Nationen, wurden in der Vergangenheit von Unbekannten mehrere Brandanschläge verübt, zuletzt kurz vor Silvester.

Um Ängste und Vorurteile in der Bevölkerung abzubauen, hat die Verwaltung bereits 65 000 Euro für das laufende Jahr in Aussicht gestellt, die am Schlaatz für Projekte zur Völkerverständigung verwendet werden können. Ebenso ist für 3. Februar bereits eine erste öffentliche Aussprache im Bürgerhaus am Schlaatz geplant, in der die Pläne detailliert vorgestellt werden sollen. Erste Reaktionen hat gestern allerdings schon Friedrich Reinsch vom Begegnungshaus der Generationen und Kulturen erlebt. Zwei Anwohner hätten ihn gefragt, was die Idee solle und Sorgen um das Image des Stadtteils geäußert, er habe dagegen mit den Chancen von multikulturellem Leben argumentiert, so Reinsch: „Wie die Reaktionen allgemein ausfallen, ist aber nur sehr schwer einzuschätzen.“ Henri Kramer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })