
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Lernen wie Medien ticken
Schüler des Potsdamer Helmholtz-Gymnasiums sind beim Projekt „News 4 Youth“ dabei und machen Nachrichten
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Ganz zufrieden mit ihrer Wahl sind Paula Schmidt und Laurits Schulze-Buschhoff. Die beiden 15-Jährigen besuchen das Potsdamer Helmholtz-Gymnasium und haben sich als Wahlpflichtfach Medien und Kommunikation ausgesucht. Den beiden und den anderen 25 Kursteilnehmern in der 10. Klasse wird in diesem Jahr etwas besonderes geboten. Der Kurs macht beim Projekt „Newsroom 4 Youth“ mit. Das wird von der Berliner Gesellschaft für Europa- und Kommunalpolitik (Geko) organisiert. Mit dabei sind noch andere Schulen in Berlin und Brandenburg sowie eine Schule im Norditalienischen Monteveglio. Dort soll im Winter auch ein Treffen stattfinden, zu dem die eifrigsten Kursteilnehmer fahren können.
Die Auswahl wird schwer fallen: „Ich habe selten so eine engagierte Klasse erlebt“, sagte Hans-Peter Huber von der Geko, der in diesem Schuljahr bereits einmal an der Helmholtz-Schule vorbeischaute. Er sprach mit den Schülern darüber, welche Medien sie nutzen und war überrascht: 23 Schüler haben zu Hause mindestens eine Tageszeitung und lesen darüberhinaus häufig Nachrichten im Internet. Im Laufe des Schuljahres sollen die Schüler nun selbst aktiv werden. Ein Teil des Projektes ist, das die Schüler Nachrichten sammeln und die Kurzversion dann per SMS an Mitschüler und Freunde schicken. Dazu stellt Hubert einen sogenannten Newsroom zusammen. Darin sind die Kontakte der Empfänger verzeichnet und die Kursteilnehmer können ihre Nachrichten kostenlos von der Geko-Plattform im Internet abschicken. „Dann bimmeln zwei Minuten später die Telefone“, erklärt Hubert.
Doch es geht nicht nur darum Nachrichten zu verbreiten, die Schüler werden auch selbst schreiben. Sie suchen Themen aus und können darüber schreiben. Veröffentlicht werden die Texte dann auf der Projekt-Internetseite. Damit die Schüler lernen, wie das geht, kommt Hubert regelmäßig zum Medientraining in die Schule. In dieser Woche heißt das Thema: „Was ist eine Nachricht?“ Zwischendrin stellen die Schüler einmal in der Woche im Kurs ihre Themen vor, die dann auf der Internetseite eingestellt werden. „Wir stellen das Portal zur Verfügung und verwalten die Kommentare“, so Hubert.
„Die Schüler sollen sich in den neun Monaten intensiv mit Medien und Nachrichten beschäftigen“, so Hubert. Die Idee zum Medien-Projekt kam bei einer anderen Aufgabe: Seit 2007 veranstaltet die Geko im Auftrag der Landesregierung Brandenburgs das Projekt „Europa im Blick“. Mehr als 300 Veranstaltungen gibt es dazu im Jahr, die Schüler erklären sollen, wie die Europäische Union funktioniert. „Dabei haben wir festgestellt, dass wir teilweise ins Leere greifen“, so Hubert. Viele Jugendliche fehlte nicht nur Wissen über Europa sondern auch darüber, woher sie es bekommen können. Sie schauten nicht regelmäßig Nachrichten oder kannten weder Zeitungen noch entsprechende Nachrichtenangebote im Internet. Langfristig sei es problematisch, wenn sich ein großer Teil der jungen Menschen nicht in seiner Umwelt orientieren könne, so Hubert.
Bei Paula und Laurits rennt er dabei offen Türen ein. „Bei mir zu Hause gibt es zwei Tageszeitungen und dazu noch den Spiegel. Da lese ich regelmäßig drin“, erzählt Laurits. Und für Paula fängt eigentlich jeder Tag mit Nachrichten an. Wenn morgens der Radiowecker anspringt, hört sie erstmal zu. „Wenn mich dann ein Thema besonders interessiert, suche ich bei Google nach Informationen dazu“, so die Potsdamerin.
Am Projekt „Newsroom 4 youth“ interessiert die beiden auch, was es für Berufe in den Medien gibt. Sie haben zwar noch Zeit, bis sie sich über die Berufswahl Gedanken machen müssen, aber es könne ja nicht schaden zu wissen wie Medien so ticken. „Wir hatten auch schon mal im Deutschunterricht ein Projekt und haben eine Zeitungsredaktion in Berlin besucht“, erzählt Laurits, „dort wurden dann am Nachmittag alle ganz hektisch, weil sie ferig werden mussten.“
Zum Internet erhofft sich Paula weitere Informationen: „In dem Projekt und im Kurs Medien und Kommunikation geht es auch darum, welche Gefahren im Internet stecken und was mit den Daten passiert.“
Weitere Themen im Projekt sind soziale Netzwerke. Die Schüler lernen wie Dienste wie Facebook oder Twitter funktionieren und was sie als Nutzer dabei beachten sollten. Außerdem gibt es einen Überblick, welche Radio- und Fernsehsender es in Deutschland gibt und welche Zeitungen oder Internetseiten auch über ihre Stadt berichten. Zur Halbzeit-Konferenz können die Schüler sich dann mit den italienischen Partner austauschen. Die Schlusskonferenz soll dann in Berlin oder Brandenburg statt finden.
Kursleiterin Bettina Kondrjakow ist vom Projekt überzeugt. „Es ist eine tolle Möglichkeit, dass Experten von außen in die Schule kommen.“ So bekämen die Schüler einen tieferen Einblick in die Themen. Und auch Paula und Laurits sind voll dabei: „Es ist ja auch ein Wettbewerb mit den anderen Schulen. Und da wollen wir natürlich gut abschneiden.“
www.news4youth.eu
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