
© Manfred Thomas
Gegen Ausgrenzung: Lesben und Schwule werben für Gleichberechtigung
Mit der Auftaktveranstaltung der „LesBiSchwule Tour 2011“, die am Samstag in Potsdam stattfand, wird die eigentliche Tour am Montag gestartet.
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Etwa 30 Lesben und Schwule sind nach Veranstalterangaben am Samstag für mehr Gleichberechtigung durch die Potsdamer Innenstadt gezogen. „Wir sind ein kleiner, bunter Zug“, sagte der Leiter der Landeskoordinierungsstelle für LesBiSchwule Belange, Lars Bergmann, auf Anfrage. Insbesondere zwei Transvestiten zogen die Aufmerksamkeit in der Fußgängerzone auf sich. Die Potsdamer Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth-Koschnick sagte, Lesben und Schwulen würden noch immer ausgegrenzt. Wer sich oute, gehe das Risiko ein, Vorurteile, Diskriminierung oder Gewalt in der Schule, im sozialen Umfeld oder am Arbeitsplatz zu erleben.
Besonders in ländlichen Gegenden Brandenburgs sei ein Coming-out, also das Bekanntgeben der eigenen Homosexualität, noch immer besonders problematisch. Darauf wies Lars Bergmann bei der Auftaktveranstaltung zur LesBiSchwulen Tour 2011 vor dem Brandenburger Tor hin. Bergmann zufolge verheimlichten noch immer viele Homosexuelle, aber auch Bisexuelle und Transgender ihre sexuellen Neigungen und lebten so „teilweise im Schein einer normalen Ehe mit Kindern und Familie“. Moralvorstellungen in der Gesellschaft würden diesen Menschen ein Coming-out erschweren, so Bergmann.
Mit der LesBiSchwulen Tour wolle man „auf LesBiSchwule Belange aufmerksam machen“, sagte am Samstag Erich Hein, Vorsitzender des Vereins AndersArtig. Der Verein hat die Tour organisiert.
Nach der Auftaktveranstaltung am Samstag beginnt die eigentliche Tour am heutigen Montag. Die Tourteilnehmer werden verschiedene Städte entlang der deutsch-polnischen Grenze besuchen. So sind unter anderem Stopps in Frankfurt, Forst und Guben, aber auch im polnischen Stettin geplant. Man wolle in den jeweiligen Städten mit Menschen in Kontakt kommen, um Vorurteile abzubauen und Diskussionen anzuregen, so Hein. Auch stehen Besuche in den Rathäusern auf dem Programm. In der Vorbereitung habe es laut Hein Diskussionen darüber gegeben, ob aus Anlass der Tour an den Rathäusern die Regenbogenfahne gehisst werde. Guben hat angekündigt, die Fahne mit dem Symbol der schwul-lesbischen Bewegung nicht zu hissen. Für Hein ein „verheerendes politisches Signal“.
In der Landeshauptstadt Potsdam scheinen Politik und Verwaltung hingegen ein entspanntes Verhältnis zu Lesben und Schwulen zu pflegen. Es gäbe es mit den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung keine Probleme, so Jirka Witschak vom Verein Katte. Der Verein berät Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender. Witschak lobte am Samstag ausdrücklich das Potsdamer Gesundheitsamt. Viele Menschen aus den Dörfern und Kleinstädten Brandenburgs würden extra zur Beratung oder zum Aidstest nach Potsdam fahren. In die Gesundheitsämter ihrer kleinen Heimatorte trauten sich viele häufig nicht, meinte Witschak.
Nach Angaben der Veranstalter findet die LesBiSchwule Tour in diesem Jahr zum 12. Mal statt. 14 Menschen hätten sich zur Teilnahme an allen Tagen angemeldet, so Organisator Hein. Sozialminister Günter Baaske (SPD) hat die Schirmherrschaft übernommen. Auch fördere Baaskes Ministerium die Tour finanziell, so Hein. Den Förderbetrag wollte Hein jedoch nicht nennen. Die Förderung sei aber höher als in den Vorjahren.
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