Von Sabine Schicketanz: Liberale gegen Linken
Endlich Abwechslung in Potsdams Polit-Duell
Stand:
Das altbekannte Potsdamer Polit-Duell bekommt Konkurrenz: Immer öfter liefern sich in Stadtparlament und Hauptausschuss nicht mehr Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und sein Widersacher Hans-Jürgen Scharfenberg verbale Schlachten – der mächtige Linke-Fraktionschef hat es jetzt mit Martina Engel-Fürstberger zu tun. Die streitbare Frontfrau der Potsdamer FDP-Fraktion lässt keine Gelegenheit aus, dem Alphatier der Linken in die Parade zu fahren. Bissig und schlagfertig, aber auch humorvoll sorgt Engel-Fürstberger ein ums andere Mal dafür, dass Scharfenberg mindestens einen ungläubigen Gesichtsausdruck auflegt oder gar um Fassung ringt.
Jüngst gerieten die beiden in der Sitzung des Hauptausschusses aneinander – und zwar fortlaufend. Die Auseinandersetzung gipfelte in dem Angebot Scharfenbergs, doch einmal „gemeinsam einen Kaffee zu trinken“. Engel-Fürstberger zeigte sich davon „beeindruckt“, doch die Einladung nahm sie lieber nicht an. Dafür kündigte sie Scharfenberg an, ihm bald einmal ein Geschenk zu machen: „Ich schenke Ihnen ein T-Shirt, wo draufsteht: Ich bin für alles!“ Der Grund für die Auseinandersetzung: Während die Linke in Babelsberg zugunsten der Rückkehr der Mittelbrandenburgischen Sparkasse an die Rudolf-Breitscheid-Straße darauf verzichten will, Flächen für Einzelhandel freizuhalten, fordert sie gleichzeitig vom Oberbürgermeister, dem „Rückgang der Bindung der Kaufkraft“ entgegenzuwirken. Für Scharfenberg ist das keineswegs ein Paradox – und bei Engel-Fürstberger revanchierte er sich alsbald: Die vehemente Kritik der Frau aus der Berliner Vorstadt am Stadtwerkefest quittierte der Linke mit den Worten, die FDP wolle die Stadtwerke doch sowieso am liebsten privatisieren.
Mit ihrer offenen Ablehnung des dreitägigen Festes hatte sich Engel-Fürstberger allerdings bereits den Respekt von Oberbürgermeister Jakobs erworben. Er respektiere die „klare Haltung“ der Liberalen, sagte Jakobs. Engel-Fürstberger hatte zuvor in einer stürmischen Rede die Potsdamer aufgefordert, ihren Strom nicht mehr bei den Stadtwerken zu beziehen. Sie selbst habe gewechselt, spare nun 500 Euro im Jahr und sei froh, „die Party“ nicht mehr mitzufinanzieren. Das würde sie, so Engel-Fürstberger, Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen auch direkt ins Gesicht sagen – doch der stehe bedauerlicherweise hinter ihr, und sie müsse ins Mikrofon sprechen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: