Landeshauptstadt: „Lieblichstes“ Potsdam
Botschafterfrauen aus über 20 Ländern besuchten Pfingstberg-Belvedere und Schloss Paretz
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Nauener Vorstadt - „Geben sie mir zehn Minuten Zeit, mich auf sie einzustellen.“ Jene internationale Frauen-Power, die gestern Vormittag das Belvedere auf dem Pfingstberg bevölkerte, war selbst für gestandene Führer wie Jens Plückahn nicht alltäglich. Doch die über 30 Mitglieder des Clubs „Willkommen in Berlin“, einem Verein für Partner von Diplomaten, nahmen Plückahn die Unsicherheit. „Wir wollen den Diplomaten ihre deutsche Heimat auf Zeit näherbringen“, erklärte die Clubpräsidentin Mary Ellen von Schacky-Schultz. Ein solcher Nahkontakt sollte bei den Botschafterfrauen aus über 20 Nationen auf der Tour durch Potsdam entstehen. Eingeladen hatte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), seine Staatskanzlei hatte das Belvedere und das Schloss Paretz auf das Besichtigungsprogramm genommen. Letzteres sehr zur Freude von Ruth Cornelsen, die mit ihrer Kulturstiftung für die Restaurierung des Landsitzes Paretz gesorgt hatte.
„Potsdam ist das lieblichste, was es gibt“, schwärmte Susanne Blickenstorfer, Gattin des Schweizer Botschafters. Ein für Schweizer ganz spezielles Haus hat das Botschafterehepaar bereits in Augenschein genommen: Das Domizil der Vorvorgänger, des Botschafter-Glamourpaares Borer-Fielding: „Die Villa Kampffmeyer haben wir uns schon angesehen“, sagte sie und lächelt. Ein nächstes Ausflugsziel hat das Botschafterehepaar Blickenstorfer auch, ebenfalls etwas mit Heimatverbundenheit: Die Schweizer Häuser in Klein-Glienicke.
Fachwissen offenbarte die Frauengruppe während der Führung durch das Belvedere. Kaum eine Frage von Jens Plückahn, die nicht bestens beantwortet wurde. Die vorhandenen Sichbeziehungen unter den Schlössern waren ebenso bekannt wie die Herstellung starker Rottöne im 19. Jahrhundert durch das Hinzumischen von Ochsenblut. „Viele unserer über 30 Interessengruppen im Club besuchen Potsdam regelmäßig“, wusste die Clubpräsidentin. Bereits Anfang Mai werden Clubmitglieder erneut in die Stadt kommen. „Ein paar Herren zählt unser Verein schon“, sagte Präsidiumsmitglied Sabine Branoner. Immerhin gebe es auch Botschafterinnen. „Und die derzeit knapp zehn Männer fühlen sich bei uns sehr wohl“, weiß Branoner zu berichten.
Wie auch Matthias Platzeck, der sich beim Mittagessen im Restaurant am Pfingstberg – serviert wurde Havelzander – inmitten der internationalen Weiblichkeit sichtlich wohl fühlte. Doch konnte er sich bei den aus Berlin angereisten Diplomatenfrauen eine kleine Stichelei nicht verkneifen: „Berlin ist wichtig, Potsdam aber ist schön.“ Kay Grimmer
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