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Debatte um Promotionen in Brandenburg: Linke will eigenständige FH-Promotion
Für ein eigenes Promotionsrecht der Fachhochschulen in Brandenburg ist ein Modellprojekt geplant. Die Linksfraktion will künftig Verfahren ohne Universitäten ermöglichen - die Unis bleiben indes skeptisch.
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Potsdam - Die Landtagsfraktion der Linken strebt ein alleiniges Promotionsrecht für Fachhochschulen in Brandenburg an. Wie die hochschulpolitische Sprecherin der Linken, Isabelle Vandre, nun sagte, will man damit über die bestehenden Möglichkeiten hinausgehen. Bislang sind Promotionen den Universitäten vorbehalten, das Landeshochschulgesetz sieht eine FH- Promotion nur in Kooperation mit einer Uni vor. Die Linke will nun auf Grundlage des Koalitionsvertrages zum kommenden Wintersemester ein Modellprojekt starten, das ein ganz eigenständiges Promotionsrecht an ausgesuchten Fachbereichen der Fachhochschulen des Landes ermöglichen soll. „Wir wollen, dass die FHs dies auf Augenhöhe mit den Universitäten machen können“, sagte Vandre. Für diesen Fall müsste das Landeshochschulgesetz geändert werden. Das Modellprojekt soll zudem den Kostenrahmen des Vorhabens ermitteln. „Wenn man das angeht, muss man auch das Landesbudget für die Hochschulen erhöhen“, so Vandre.
Forschungsprofessuren würden für FH-Promotionen sprechen
Der Vorstoß geht für die Linke zum einen auf die höheren Zahlen von Studierenden ohne Abitur an den FHs zurück. Damit diese auch promovieren können, sei die Änderung notwendig. Zum anderen würde FHs wie die in Potsdam mit ihrem Konzept des forschenden Lehrens und den Forschungsprofessuren zeigen, dass auch das praxisorientierte Studium der FHs die Option der Promotion eröffne. Und zwar in einem anderen Segment als an den Universitäten. Langfristig sei die begriffliche Trennung von FHs und Universitäten dann aber überfällig, meint Vandre.
Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) hatte erst kürzlich das Promotionsrecht für die FHs auf die Agenda gebracht. Allerdings geht es ihr um das kooperative Verfahren zusammen mit den Universitäten. Der Präsident der Fachhochschule Potsdam, Eckehard Binas, fordert hingegen ein eigenständiges Promotionsrecht für die FHs nach hessischem Modell. Binas will, dass die Fachhochschule bei den Promotionen wettbewerbsfähig wird. Kooperative Promotionsverfahren zusammen mit den Unis seien dazu nicht ausreichend.
Universität Potsdam für kooperatives Verfahren
Die Universität Potsdam hingegen hält an diesem gemeinsamen Modell fest. Man habe damit beste Erfahrungen gemacht, sagte der Präsident der Universität Potsdam, Oliver Günther, den PNN. Wissenschaftler der Universität und der Fachhochschule Potsdam arbeiten demnach in mehreren Graduiertenkollegs und Forschergruppen zusammen. Die Uni habe darüber hinaus vorgeschlagen, auf Landesebene eine Ombudsperson einzurichten, die Konfliktfälle registriert und bei Bedarf zwischen den Parteien moderiert. „Bisher sind uns allerdings keine solchen Konfliktfälle bekannt“, so Günther. Von daher halte man das gegenwärtige System für „sachgerecht und gut austariert“.
Ein eigenständiges Promotionsrecht für Fachhochschulen würde hingegen zahlreiche Fragen aufwerfen. So müsste laut Günther beispielsweise diskutiert werden, wie die einschlägige Qualifikation der FH-Professoren festzustellen ist, „also was Habilitationsäquivalenz in diesem Kontext bedeutet“. Auch würde eine entsprechende Stärkung der Forschung an den FHs signifikante Haushaltsaufwüchse im Hochschulbereich bedingen. „Derzeit sieht die Haushaltsplanung der Länder keine derartigen Aufwüchse vor“, gibt Günther zu bedenken.
Hochschulverband warnt vor drastischen Folgen
Schließlich sei auch zu erwarten, dass bei einer Öffnung auch zahlreiche außeruniversitäre Forschungseinrichtungen das Promotionsrecht einfordern würden. „Damit würde die derzeit zu beobachtende positive Entwicklung der Kooperation zwischen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen signifikant gefährdet“, sagte Günther. Auch der Präsident des Deutschen Hochschulverbands, Bernhard Kempen, lehnt den Doktortitel von der FH ab. Das Promotionsrecht für Fachhochschulen berge das Risiko, dass die gesamte Architektur des Hochschul- und Wissenschaftssystems zerstört werde.
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