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Von Peer Straube: Lubitsch feierte Schlösserpremiere

1919 entstand am „Filmschauplatz“ des Monats Februar „Madame Dubarry“

Von Peer Straube

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Ernst Lubitsch also. Der geniale Komödienspezialist, der Jahre später in Hollywood mit Perlen wie „Ninotschka“ oder „Sein oder Nichtsein“ für Furore sorgte, war es, der 1919 in Potsdam für eine Premiere sorgte. Zum ersten Mal nutzte Lubitsch die preußischen Schlösser und Gärten als Filmkulisse.

„Madame Dubarry“ hieß der Streifen, in dem Lubitsch „Erotik, Luxus, Weltgeschichte“ miteinander verquirlte und so einen „überschäumend vitalen, grandios inszenierten und schlichtweg umwerfend gespielten Kostümfilm“ schuf, wie es in einer Rezension im Internet begeistert heißt. Park und Schloss Sanssouci doubelten Versailles, weitere Szenen spielen am Neuen Palais, am Chinesischen Haus und an der Neptungrotte. Und am Eingangsportal zum Park in der Schopenhauerstraße. Genau dort standen die Statisten, die das zornige Volk mimten, auf die Barrikaden gingen und so die Französische Revolution einleiteten.

Und genau dort standen am gestrigen Mittwoch Stiftungs-Vizechef Heinz Berg und Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) und erklärten das Obeliskportal mit dem Hissen der „Madame Dubarry“-Flagge zum zweiten „Filmschauplatz des Monats“ im Themenjahr des Films, mit dem die Stadt 100 Jahre Filmtradition in Babelsberg feiert. Unzählige sind Lubitschs Spuren seitdem gefolgt, Stanley Kubrick drehte 1975 am Neuen Palais Szenen für sein Kostümepos „Barry Lyndon“, Charlize Theron wandelte 2005 im Sci-Fi-Flop „Aeon Flux“durch die Parkhecken von Sanssouci, für Kevin Spaceys Bobby-Darin-Biographie „Beyond The Sea“ musste das Pfingstberg-Belvedere für eine italienische Villa einspringen. Die Schlösserstiftung reibt sich dann jedes Mal vergnügt die Hände, weil die Kassen klingeln. 50 000 bis 150 000 Euro spülen derlei Aktivitäten in die Drittmittelkasse – es sei denn, der Inhalt des Films lässt sich nicht mit dem Image des Weltkulturerbes vereinbaren. Werbung etwa, so Stiftungssprecher Ulrich Henze, komme nicht infrage. Der Schutz des Welterbes genieße immer „höchste Priorität“, so Henze. Im Schnitt dienen Potsdams Schlösser und Gärten rund 100 Filmen, Serien, Unterhaltungssendungen und Dokumentarfilmen als pittoresker Schauplatz für Dreharbeiten. „Jeder Film, jede Sequenz“, sagte Stiftungs-Vize Berg zufrieden, „ist Werbung für die Schlösserstiftung und für die Lebensqualität der Stadt“.

Auch Klipp bekannte sich dazu, ein Freund des bewegten Bildes zu sein, vor allem des schwarz-weißen. Er sehe gern historische Dokumentationen über Kriege auf „Phoenix“, sagte er. Seine Frau gucke dagegen lieber „Problemfilme“. Wenn sich der Baudezernent entspannen will, zappt er das Kriegsgetümmel am liebsten für Liebesfilme weg. „Als Ausgleich zur Büroarbeit, die nicht gerade von Liebesbekundungen geprägt ist“, wie Klipp selbstironisch anmerkte. Doch das Thema Film beschäftigt ihn durchaus auch beruflich. Als Beispiele nannte der Baubeigeordnete das laufende Bebauungsplanverfahren für die Erweiterung des Filmparks und die Vorbereitungen für eine zweite Medienstadt auf der südlichen Seite der Großbeerenstraße.

Und was verbinden Klipp und Berg – außer der Fahne mit Szenenmotiv – mit „Madame Dubarry“? Gesehen haben den Stummfilmklassiker mit Emil Jannings und Pola Negri beide noch nicht. Doch das lässt sich ja ändern. Begleitend zum „Filmschauplatz des Monats“ wird die Revolutionsfarce am 27. Februar um 18 Uhr im Filmmuseum gezeigt.

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