Von Hella Dittfeld: Luise, die schöne verschwenderische Königin
Schloss Paretz zeigt ab 31. Juli Kleidung und Accessoires der Miss Preußen/ Pfaueninsel verbindet moderne Kunst mit Historie
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Paretz - Über Preußens schönste Königin Luise Auguste Wilhelmine Amalie von Mecklenburg-Strelitz, Gattin Friedrich Wilhelms III., ist anlässlich ihres 200. Todestages schon viel gesagt worden und doch lässt sich noch manches neu entdecken. Zum Beispiel die volksverbundene Gutsherrin auf Schloss Paretz. Dort vermochte sich das königliche Paar am besten von den Regierungsgeschäften zu erholen. Man kann in Paretz vielfältig auf Luises Spuren wandeln, denn Baumeister David Gilly hat nicht nur das 1797 vom Kronprinzenpaar erworbene Schloss zur Sommerresidenz ausgebaut, er gestaltete auch das Dorf als frühklassizistische Anlage um und überformte auf Luises Wunsch die mittelalterliche Kirche im neogotischen Stil. Berühmt geworden ist die Dorfkirche auch wegen des Gedächtnismonumentes für Luise von Johann Gottfried Schadow. In Auftrag gegeben hatte es ein Frankfurter Fabrikant, der aber durch den napoleonischen Krieg pleite ging und das Kunstwerk nicht mehr bezahlen konnte. Deshalb kaufte es der König und ließ es in der Paretzer Dorfkirche aufstellen.
1797 übernahm der Kronprinz nach dem Tode seines Vaters Friedrich Wilhelm II. die Regierungsgeschäfte. Keine leichte Aufgabe für den zögerlichen König, dem es deshalb noch wichtiger erschien, sich im Sommer in Paretz entspannen. Luise hatte guten Kontakt zur Dorfbevölkerung und tanzte sogar auf den Erntefesten mit. Zu Musik und Tanz lädt bald die Dorfscheune bald wieder ein. Sie wird gerade zur Kulturscheune ausgebaut.
Der Clou des Luisenjahres dürfte aber die Ausstellung „Luise. Die Kleider der Königin“ der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten im Schloss Paretz werden. Sie zeigt vom 31. Juli bis 31. Oktober Gewänder und Accessoires der Königin, die durchaus verschwenderisch sein durfte. Der ansonsten ziemlich knauserige Preußenkönig konnte seiner Luise kaum etwas abschlagen und gestattete ihr, sich aus der Staatsschatulle reichlich zu bedienen. Luise nutzte das als modebewusste erste Dame des Landes weidlich aus und gab in der Modewelt ihrer Zeit den Ton an. Gezeigt werden im Schloss Paretz edle Tageskleider, prachtvolle Abendroben, Zobelpelze, die ihr Zar Alexander I. schenkte, und ein besonders schönes Ballkleid, das ihr Napoleon verehrte. Damit wollte er wohl Abbitte tun, denn er hatte Luise, die sich seinem Eroberungskrieg entgegen stellte, oft geschmäht und sie als Dragoner bezeichnet. Luise war als Königin auch Chefin eines Dragonerregimentes und besaß die entsprechende Uniform. Auch die wird in der Ausstellung zu sehen sein neben vielen Dingen, die die Garderobe vervollständigten vom Fächer bis zum Schminktöpfchen. Da Friedrich Wilhelm III. seiner Luise von Herzen zugetan und durch ihren frühen Tod völlig verstört war, hat er ihre Utensilien als Andenken gesammelt und aufbewahrt, so dass es davon noch eine reiche Auswahl gibt.
Zum Schloss Paretz gehört aber auch eine Remise, in der seit 2006 Kutschen, Schlitten und Sänften ausgestellt sind. Zu den Exponaten gehört die Hochzeitskutsche Luises, an der zurzeit noch die letzten Restaurierungsarbeiten ausgeführt werden. Leider müssen Schloss und Remise in Vorbereitung der Ausstellung vom 15. bis 30. Juli geschlossen werden. Im Moment kann das Schloss aber noch mit seiner aufwendig restaurierten Luise-Ausstattung, darunter die wertvollen Tapeten, besichtigt werden. Wer sich der Führung von Kastellan Matthies Marr anvertraut, wird noch viel mehr Wissenswertes erfahren, unter anderem, dass es nur noch sieben originale Einrichtungsgegenstände gibt. Zu ihnen gehört das Klavier Luises, das als Beutestück in die Sowjetunion verschleppt wurde, aber 1958 nach einer Vereinbarung über Beutekunst zurückkehrte.
Wer Luise in all den Facetten ihres kurzen Lebens kennenlernen möchte, der kann sich auf die Luise-Route begeben. Sie beginnt in Potsdam im Filmmuseum, dass eine Ausstellung über Luise-Filme und diese in Ausschnitten selbst zeigt. Dabei geht es weniger um illustrierte Geschichte, sondern um Aussagen zur Zeit, in der die Filme entstanden. Nach Potsdam ist dann ein Besuch im Schloss Charlottenburg angesagt, in dem auch nach Ende der Luisenausstellung am 30. Mai weiter die Luisenwohnung besichtigt werden kann. Auf der Pfaueninsel zwischen Potsdam und Berlin, einem beliebten Sommeraufenthalt des Königspaares, wird bis 31. Oktober eine Kopplung von fast originaler Königswelt im Schlösschen mit zeitgenössischer Kunst angeboten. An 18 Orten kann man künstlerische Installationen besichtigen von auf die Wiese gestreuten Beton-Eicheln bis zum „Parkett“, das die Grundrisse des Schlosses nachzeichnet. Zudem kann man auf künstlerisch gestalteten Bänken Hörstücken über die Luise-Welt lauschen. Dazu wurden Hörstationen eingerichtet. Die Luise-Route endet in Hohenzieritz, dem Sommerschloss des Hauses Mecklenburg-Strelitz, in dem Luise 1810 an einer Lungenentzündung verstarb.
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