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Etwas HELLA: Luise hätte mitgefeiert

Sie sind hoffentlich alle gut ins neue Jahr hineingeschlittert und das ohne Hals- und Beinbruch. Ich weiß nicht, wie Sie gefeiert haben, ob gediegen und besinnlich oder lautstark und tanzlustig, die Zusammenkunft auf dem Luisenplatz war jedenfalls ein Novum und hat die Potsdamer auf Anhieb angelockt.

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Sie sind hoffentlich alle gut ins neue Jahr hineingeschlittert und das ohne Hals- und Beinbruch. Ich weiß nicht, wie Sie gefeiert haben, ob gediegen und besinnlich oder lautstark und tanzlustig, die Zusammenkunft auf dem Luisenplatz war jedenfalls ein Novum und hat die Potsdamer auf Anhieb angelockt. Die bösen Geister wurden mit geballtem Einsatz vertrieben und die Stimmung war prächtig. Warum auch sollen wir nicht den Berlinern nacheifern, schließlich haben wir ebenfalls ein Brandenburger Tor und Königin Luise, die sich gern unters Volk mischte, hätte sicher fröhlich mitgefeiert.

Natürlich wäre es ihr nicht unterlaufen, dass der Platz einen ganzen Neujahrstag lang schmutzig blieb und man mit den Resten der Feierlust konfrontiert wurde. Aber Potsdam ist ja lernfähig und hat den preußischen Ordnungssinn nicht verloren, selbst wenn man ihm hin und wieder etwas auf die Sprünge helfen muss. Im nächsten Jahr wird garantiert sofort geputzt, auch wenn die Putzkolonne in der Morgendämmerung aus dem Bett geholt werden muss. Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Auf den müssen die Putzer dann eben verzichten, anderen Diensthabenden geht es ja nicht besser.

Warum es allerdings besser wäre, die Knallerei als Großevent in den Lustgarten zu verlegen, erschließt sich mir nicht so recht, denn die Straßen am Luisenplatz waren von den Raketenschweifen kräftig eingenebelt und das Autofahren rings um den Platz eine Herausforderung. Einer Bundesdurchfahrtsstraße am Lustgarten könnte man das sicher nicht antun. Zumal die Straßenpartys zu Silvester – erst einmal ins Leben gerufen – immer größer und aufwendiger werden.

Außerdem gefällt es mir, dass der Luisenplatz mehr und mehr die Herzen der Potsdamer erobert. Die Bäume wachsen und werden hoffentlich bald so viel Schatten spenden, dass man bei Sommerfesten und Sonnenschein nicht in der Hitze anschmort. Die Gastronomen entdecken den Platz vielleicht auch noch als Sommerspeisegärten. Im Brunnen darf man schon die Beine baumeln lassen. Der Weihnachtsmarkt hat sich mit seinen Karussells und der Eisbahn gut etabliert und die Märchenbühne wird nächstes Jahr garantiert nicht mehr nach dem Neger statt dem Jäger rufen. Denn das in diesem Jahr verblüffte Publikum könnte sich lautstark revanchieren und fragen: Seid ihr noch im richtigen Film? Zu Potsdams Spitzenqualitäten gehört neben der viel gelobten Lebensqualität eben auch seine Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Völkern. Wieso muss man ausgerechnet in diesem sensiblen Bereich ohne Sinn und Verstand über die Stränge schlagen? Aber auch Märchenerzähler sind garantiert lernfähig, selbst solche, die sich erst einmal bockig zeigen.

Wir können also in ein erfolgreiches 2014 starten, uns alle liebhaben und so weitermachen wie bisher. Oder nicht ganz? Was ich mir alles noch besser und effektiver wünsche, füllt garantiert eine weitere Kolumne, jetzt belasse ich es aber erst ein mal beim Liebhaben und den guten Wünschen fürs neue Jahr.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.

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