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Auf einem Symposium am Frauenhofer Institut für Polymerforschung entwickelten Wissenschaftler und Wirtschaftsvertreter Strategien zur Standortstärkung
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Mittlerweile besitzt dieses Ding zum Musikabspielen fast jeder. Insbesondere bei Jugendlichen sind die MP3-Player zum Hören ihrer Lieblingshits für unterwegs beliebt. Aber auch Erwachsene freunden sich immer mehr mit dem Musiklieferanten im Hosentaschenformat an. Zu den prominenten Nutzern gehören nicht zuletzt US-Präsident George Bush oder die amerikanische Schauspielerin Pamela Anderson.
Was jedoch allgemeinhin wenig bekannt ist: Die Technologie, die in den kleinen Geräten steckt, stammt aus Deutschland; sie wurde 1985 am Frauenhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen entwickelt. Den großen Coup landete damit jedoch die US-amerikanische Firma Apple: Ihr portables Musikabspielgerät „iPod“ gehört zu den weltweit meist verkauften Geräten dieser Art – und machte Firmeninhaber Steve Jobs um einige hundert Millionen Dollar reicher. Unterdessen fallen für das Frauenhofer-Institut für ihre Erfindung zur Datenkomprimierung wenigstens Einnahmen aus der Lizenzvergabe ab. Allein im vergangenen Jahr waren das 100 Millionen Euro.
Warum wurde diese Technologie nicht von einer deutschen Firma groß und erfolgreich vermarktet? Diese Frage war nun eines der zentralen Themen eines Symposiums, das die Zukunftsagentur Brandenburg in Zusammenarbeit mit der Uni Potsdam und der Frauenhofer Gesellschaft veranstaltet hat. Titel der Vortragsreihe: „Aus der Forschung in den Markt – Chancen der wirtschaftlichen Verwertung am Wissenschaftsstandort Golm“. Mehrere Dutzend Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft trafen sich unlängst im Frauenhofer Institut für Angewandte Polymerforschung (FIAP), um diesen Sachverhalt zu erörtern. Ein Vorhaben, das schon längst überfällig ist, wenn man bedenkt, dass viele moderne Erfindungen von deutschen Forschern gemacht und von ausländischen Unternehmen vermarktet wurden. So wurde neben der MP3-Technologie auch das „Video 2000“-Format 1969 von hiesigen Wissenschaftlern entwickelt. Zum Erfolg in Form des Videorekorders verhalfen der Technik jedoch erst japanische Firmen.
Die Erkenntnis alleine, dass Wissenschaft und Wirtschaft eng zusammenhängen, käme dem Versuch gleich, Eulen nach Athen zu tragen, stellte Dr. Ulrich Buller vom Vorstand der Frauenhofer-Gesellschaft fest. „Wir müssen uns anstrengen, Forschungserfolge, die zu Produkten werden können, hier im Land zu halten“, so Buller. Dadurch würden auch größere und kleinere Unternehmen in der Region gestärkt. Die Devise müsse daher lauten: „Durch Innovation aus Wissen Geld machen.“
Womit sich am leichtesten Geld machen lässt – das wissen Wirtschaftsunternehmen vermutlich am besten. Daher ist nicht zuletzt ein enger Dialog mit ihnen gefordert. „Forscher müssen den Bedarf der Wirtschaft erfassen“, forderte Buller. Da dies mitunter nicht einfach ist, bedarf es entsprechender Vermittler. So genannte Technologietransferstellen könnten dabei Initiator und Katalysator sein. An eben dieser Schnittstelle arbeitet die Agentur Brainshell des Landes Brandenburg . Ihr Anliegen ist die Verwertung von Patenten.
Diese Arbeit sei ein bisschen so, als wolle man „neuen Wein in alte Schläuche“ füllen, sagte Eva Schulz-Kamm, Leiterin von Brainshell. Das Problem dabei seien nicht mangelnde Forschungsergebnisse deutscher Wissenschaftler, sondern vielmehr ein überholtes Verständnis bei der Vermarktung dieser. So führte Schulz-Kamm ein Beispiel der BTU Cottbus an, die bei der Suche nach einem Geschäftspartner zur Verwertung eines Patents zwar Verhandlungen mit deutschen und ausländischen Unternehmen führte, sich letztlich aber doch für einen US-amerikanischen Unternehmer entschied. Der Grund? Bei der deutschen Firma habe das Verständnis dafür gefehlt, für ein steuerfinanziertes Forschungsergebnis Geld zu bezahlen.
Vorausgesetzt, diese Einstellung ändert sich in absehbarer Zeit, könnte der Wissenschaftsstandort Golm schon bald der Ort sein, an dem Forschung und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten. Das auf dem Gelände ansässige, noch im Bau befindliche Innovationszentrum „Go:In“ will die Kompetenz der ansässigen Institute mit der neuer Unternehmen zusammenbringen. Bis Jahresende werden die ersten Firmen einziehen – interdisziplinare Zusammenarbeit ist also nur noch eine Frage der Zeit. Dann könnte es vielleicht schon bald eine deutsche Firma sein, die mit einem Produkt wie dem „iPod“ international erfolgreich wird.
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