Landeshauptstadt: Malariamittel für die ganze Welt Forscher gewinnen billige Medikamente aus Abfall
Golm - Ein neuartiges Verfahren zur kostengünstigen Produktion von Malaria-Medizin haben Potsdamer Forscher entwickelt. Damit können Malaria-Medikamente direkt aus dem Pflanzenabfall der bisherigen Produktion hergestellt werden.
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Golm - Ein neuartiges Verfahren zur kostengünstigen Produktion von Malaria-Medizin haben Potsdamer Forscher entwickelt. Damit können Malaria-Medikamente direkt aus dem Pflanzenabfall der bisherigen Produktion hergestellt werden. Es sei erstmals gelungen, sämtliche Verfahrensschritte zur Produktion der Medikamente, inklusive der Aufreinigung, kontinuierlich durchzuführen, erklärten die Forscher um Peter H. Seeberger vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Golm. Die dabei erreichte Reinheit der Medikamente erfüllt die Anforderungen der Zulassungsbehörden. Grundlage der Medikamente ist der Pflanzeninhaltsstoff Artemisinin des Einjährigen Beifußes.
„Damit besteht jetzt die Möglichkeit, einen weiteren Schritt der Wertschöpfungskette in die Schwellenländer zu verlegen, in denen bisher nur die Pflanze angebaut und extrahiert wird“, sagte Kerry Gilmore, Gruppenleiter des „Flow Chemistry Teams“. Noch wichtiger sei es, dass damit die Lieferkette verkürzt werden könne und die Entwicklungsländer die Möglichkeit erhielten, selbst ein dringend benötigtes Medikament herzustellen. „Unser Ansatz ist die beste Lösung, um die Kosten der Produktion von Malaria-Medikamenten zu senken“, erklärte der Chemiker Peter Seeberger, der zu den renommiertesten Vertretern seines Faches zählt. „Weil wir alle Wertstoffe der Pflanze ausnutzen, ist unser Verfahren deutlich billiger.“
Interesse an dem neue Verfahren sei weltweit vorhanden. Man verhandele zurzeit mit verschiedenen Interessenten über eine Industrieanlage in einem Schwellenland, die bis zu 20 Tonnen Wirkstoff herstellen soll, so Seeberger. „Unser Ziel ist es, den Preis der Malaria-Medikamente zu senken, egal ob mit oder ohne staatliche oder private Fördermittel.“ Bisher liegen die Kosten der Medikamenten-Produktion höher als der in Afrika erzielbare Verkaufspreis. Den Unterschied gleichen Hilfsorganisationen und Stiftungen aus.
Ziel des neuen Verfahrens ist es, den Pflanzeninhaltsstoff Artemisinin aus dem Beifuß nach der Extraktion chemisch auch aus dem Abfall der Extraktion herzustellen. Artemisinin ist der Ausgangsstoff für die Malariamedikamente Artemether, Artesunat, Artemol und Dihydroartemisinin. Die Umwandlung des Ausgangsstoffs Artemisinin in Medikamente wurde bisher in pharmazeutischen Unternehmen in der Schweiz, China und Indien betrieben. Der Anbau und die Extraktion aus dem Einjährigen Beifuß erfolgen hingegen vor allem in China, Vietnam, Madagaskar und Kenia. Dort könnte mit der neuen Methode nun günstiger vor Ort produziert werden. Jan Kixmüller
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