
© Julius Frick
Landeshauptstadt: Malen unter freiem Himmel
Junge Nachwuchskünstler aus Potsdam erkunden Park Sanssouci und Botanischen Garten mit Malblock und Bleistift
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Moritz sitzt im Aquarienhaus im Botanischen Garten und schaut lange auf eines der fünf Aquarien gegenüber und dann wieder auf die Zeichnung, die vor ihm liegt. Der Pinsel in seiner Hand wippt hin und her, bevor er ihn eine der zwölf Aquarellfarben taucht, die neben seiner Skizze eines Skalars – einem Buntbarsch aus dem Amazonas – liegen. Der Elfjährige versucht seinen gezeichneten Segelflosser mit Farbe zum Leben zu erwecken und rührt solange in der Aquarellpalette bis er den silbrigen Grundton des scheibenförmigen Fisches mit schwarzen Bändern findet.
Hilfe beim Farbenmischen bekommt Moritz dabei von Jana Feiler, einer Malerin und Ausstatterin aus Potsdam. Die 49-Jährige arbeitet seit vielen Jahren als Kunstvermittlerin für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Bereits seit zehn Jahren führt sie in Kooperation mit der Stiftung ein Freiluft-Malworkshop im Park Sanssouci durch, der sich an kreative Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren richtet. „Durch den Workshop erkunden die jungen Teilnehmer den Park, um dann anschließend das Beobachtete unter freiem Himmel zu zeichnen oder zu malen“, erklärt die Diplombühnen- und Kostümbildnerin. In diesem Jahr nehmen zwölf Kinder und Jugendliche aus Potsdam an dem dreitägigen Workshop teil. „Der Jüngste ist zehn und der Älteste 17 Jahre alt“, erzählt sie und fügt hinzu, „die Kinder nehmen alle freiwillig am Workshop teil“. Meist würden die Kinder selbst auf den Workshop aufmerksam werden und dann ihre Eltern bitten, sie anzumelden.
Am gestrigen Donnerstag fand der Malworkshop im Botanischen Garten statt. Es regnete, daher war das Malen unter freiem Himmel im Park Sanssouci nicht möglich. Feiler wich mit ihren zwölf Nachwuchskünstlerin daher in den Botanischen Garten in Potsdam aus, wo es auch eine breite Vielfalt an Tieren und Pflanzen zu sehen gibt. Mit Skizzenblock und Bleistift in der Hand, wandern die Kinder und Jugendlichen durch die verschiedenen Gewächshäuser des Gebäudes, immer auf der Suche nach einem Motiv. Die meisten Workshopteilnehmer verschlägt es schließlich ins Viktoriahaus, wo sie exotische Blüten und Gewächse skizzieren. So wie die zwölfjährige Lily, die zuerst keine Idee hatte, was sie zeichnen sollte und nun eine kleine, rote Blüte mit dem Namen Straffblütige Goethemalve skizziert. Ihr 17 Jahre alter Bruder Anton sitzt im Farnhaus nebenan und bemalt seine Zeichnung von einem Schwertfarn mit Aquarellfarben. Die beiden Geschwister nehmen schon zum zweiten Mal an dem Malworkshop teil, vor allem weil sie schätzen, wie Jana Feiler ihnen Kunst vermittelt. „Jana ist eine tolle Person,“ sagt Anton, „so wie sie Kunst vermittelt, können Einsteiger und Profis noch etwas lernen.“ Seine Schwester Lily sieht das ähnlich und sagt: „Jana macht uns keine Vorgaben, wie etwas zu zeichnen ist. Wir können die Dinge in Ruhe zeichnen und zwar so, wie wir sie wahrnehmen.“ Gülten Akkoc
Gülten Akkoc
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