Landeshauptstadt: Malz und Spirulina
Braumanufaktur: Blaue Algen zur Grünen Woche
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Templiner Vorstadt - Menschen in Mexiko, Afrika oder Fernost wissen es schon lange: Spirulina-Algen sind gut für die Gesundheit und Vitalität. Warum das so ist, haben Forscher in Nuthetal herausgefunden. Im Institut für Getreideverarbeitung (IGV) werden die Algen unter die Lupe genommen. „Wir haben viel wissenschaftliche Arbeit hineingesteckt, um die Wirkstoffe nachzuweisen, die für die Stimulanz des Immunsystems verantwortlich sind“, sagt Forscher Otto Pulz, der weltweit als ausgewiesener Algenexperte gilt.
Während Kosmetika aus Spirulina-Algen schon seit Jahren vor allem als Creme oder Salbe aufgetragen wird, empfehlen auch Ernährungsberater zunehmend Lebensmittel mit Spirulina-Zusätzen. Auch die Brauer der Braumanufaktur am Forsthaus Templin am Potsdamer Stadtrand mischen das blaue Algenpulver jetzt in ihr Bier. Zur Internationalen Grünen Woche in Berlin schenken sie ihr Algenbräu für Messebesucher aus.
„Schon vor drei Jahren haben wir versucht, ein Algenbräu auf den Markt zu bringen“, sagt Thomas Köhler, einer der beiden Inhaber der Braumanufaktur. Damals sei die Zeit nicht reif gewesen, inzwischen seien die Deutschen aber aufgeschlossener für bewusste und gesunde Ernährung. Daher lag es für die einzige Bio-Brauerei in Brandenburg nahe, die Leidenschaft für Hopfen und Malz um ein gesundheitsstärkendes Naturprodukt zu erweitern. Das Algenbräu tatsächlich Bier zu nennen, verbietet allerdings das deutsche Reinheitsgebot: Seit 1516 darf nur ein Gebräu aus Hopfen, Malz und Wasser als Bier etikettiert werden. Doch das Algenbräu sieht aus wie Bier und schmeckt auch so. Weil die gesundheitsfördernde Wirkung nicht durch eine klinische Studie belegt ist, darf zwar nicht mit den immunstimulierenden Folgen des – maßvollen – Genusses des alkoholischen Getränks geworben werden. Aber dank des wissenschaftlichen Nachweises hochwertiger Proteine, Vitaminkomplexe und Mineralien in der Mikroalge hat IGV-Experte Pulz zumindest die Meinung gestärkt, dass Biergenuss in Maßen gesund ist.
Seit sieben Jahren produziert das Team um die Braumanufaktur-Gründer Thomas Köhler und Jörg Kirchhoff Bio-Bier. Dafür beziehen sie Rohstoffe aus ökologischem Anbau: Gerste aus dem Nordosten Brandenburgs, Hopfen aus dem Fränkischen und Spirulina-Algen aus Fernost. In salzhaltigen, vulkanischen Seen in Myanmar gedeihen die Blaualgen sehr gut. Laut Pulz ist Myanmar mit einem Jahresertrag von 300 Tonnen Trockenbiomasse aus Spirulina-Algen einer der fünf größten Produzenten weltweit. Während seiner 35-jährigen Forscherkarriere sei er 39 Mal ins frühere Burma gereist, sagt Pulz. Nun entwickelt sich die Verwertungskette auch in umgekehrter Richtung. „Auch in Myanmar gibt es jetzt Interesse, ein Algenbräu herzustellen“, sagt Braumeister Köhler. Eine wissensdurstige Delegation aus Fernost hat sich bereits im Forsthaus Templin nach der Brau-Rezeptur erkundigt. Peter Könnicke
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