zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Manchmal hilft nur ein Bußgeld

Wie Unfallschwerpunkte durch eine Kommission entschärft werden

Wie Unfallschwerpunkte durch eine Kommission entschärft werden Auf der Langen Brücke stauen sich die Autos, die über das „Meier-Ohr“ in die Friedrich-List-Straße abbiegen wollen. Endlich Grün. Es kommt Bewegung in die Kolonne, aber nicht nur in die der Autos, sondern auch in die der Radfahrer. Wieder warten, neue Verärgerung. Schließlich kommt noch so ein Radler bei Grün angeprescht, der abbiegende Autofahrer muss abrupt stoppen und schon rumst es, entweder zwischen Auto und Radfahrer oder mit dem nachfolgenden Auto, das ihm hinten draufgeknallt ist. Diese unbefriedigende und dadurch auch gefahrvolle Situation ist seit Oktober 2004 durch einen Grünpfeil entschärft worden und eine erste Auswertung Ende Dezember zeigte, dass die Unfallhäufigkeit rapide zurückging. Und wenn dieser Gefahrenschwerpunkt auch noch beobachtet wird, der Grünpfeil hat sich längst bewährt. Wer aber kümmert sich um solche Knackpunkte? Wer legt sozusagen den besseren sichereren Gang ein? Die Verkehrsunfallkommission (VUK) gibt es in Potsdam schon seit längerem und gemeinsam hatten Polizei, Verkehrsbehörde und Tiefbauamt schon immer ein Auge darauf, dass gefährliche Stellen entschärft werden. Erst seit dem Jahre 2000 ist die VUK im Land Brandenburg aber als Einrichtung amtlich bestätigt durch einen gemeinsamen Erlass von Verkehrs- und Innenministerium. Viermal im Jahr haben sich die VUK-Mitglieder zu treffen, zu denen in Potsdam neben den drei bereits genannten Behörden noch Vertreter des Verkehrsbetriebes, die Verkehrswacht, der Bußgeldstelle und der Verkehrsplanung gehören. Als Unfallschwerpunkt gilt, wo sich fünfmal im Jahr gleichartige Unfälle ereignen oder wo es dreimal Unfälle mit schwerem Personenschaden innerhalb von drei Jahren gab. „Zum Glück“, sagt Torsten Wustrack, der als Leiter der städtischen Verkehrsbehörde auch die Potsdamer VUK leitet, „gibt es in der Stadt vor allem Blechschäden und sehr wenig Unfälle mit Schwerverletzten.“ Doch auch das Blechgeschepper sollte möglichst selten ertönen und so wird immer wieder genau geprüft, warum und wo dem Verkehrsteilnehmer Gefahren drohen. Als die Kommission 2000 offiziell geregelt ihre Arbeit aufnahm, wurden anhand der Polizeistatistik noch 33 Schwerpunkte ausgemacht. Im Moment sind es „nur“ noch zehn, aber auch die sollen so schnell es geht entschärft werden. Das ist nicht immer mit einem Grünpfeil getan, sondern erfordert mitunter auch Straßenumbauten, manchmal jedoch lediglich verkehrsgerechtes Verhalten. Stellt es sich nicht freiwillig ein, müssen Polizeikontrollen und Bußgeld nachhelfen und das Verhalten verändern. Ein Beispiel für eine Veränderung des Straßenraumes ist der Umbau der Max-Born-Straße in Richtung Nuthestraße durch einen Minikreisverkehr. Für eine große Runde ist kein Platz vorhanden und so wurde provisorisch probiert, ob es ein Mini auch tut. Der Versuch läuft seit April 2004 und siehe da, es klappt. In diesem Frühjahr soll der Minikreisverkehr fest installiert werden. Noch nicht am Ende ist die VUK dagegen mit ihren Veränderungen an der Großbeeren-/ Ecke Wetzlarer Straße. Da habe man eine Ampel gebaut, die Radwegeführung geändert, die Beschilderung verbessert, aber es sei wie verhext, sagt Wustrack. Seit vier Jahren schon werde versucht, die Gefahren dort zu bannen, doch immer wieder gebe es neue Unfallschwerpunkte. An der Wetzlarer/Ecke Zubeilstraße wird es wohl eine Ampel geben müssen, weil die Radfahrer dort immer wieder durch aus- und einbiegende Autos gefährdet sind. An der Zeppelin-/Ecke Lennéstraße hilft dagegen nur verkehrsgerechtes Verhalten. Radfahrer benutzen die Zeppelinstraße immer wieder in der falschen Richtung und werden von ausbiegenden Autofahrern nicht gesehen. Das Fahren der Radler auf der falschen Seite führe übrigens immer wieder zu Unfällen, kann Wustrack belegen und besteht deshalb auf verstärkten erzieherischen Polizeikontrollen. Probleme mache aber auch immer wieder das Wild, betont er. Dem aber ist erzieherisch nur schwer beizukommen, es sei denn, man vergrault es durch verstärkten Abschuss. Das soll am Abzweig Sacrow auf der B2 geschehen und in der Höhe des Bullenwinkels. Erprobt werden auch Reflektorstreifen an Bäumen als Abschreckung und akustische Warngeber. Für letztere läuft ein Großversuch in der Prignitz.Hella Dittfeld

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false