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Erfinder: Christian Peitzner Lloret mit seinem „Bügel-Clou“.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Männlicher Anti-Falten-Instinkt

Unternehmer statt Jurist: Potsdamer erfand Bügelhilfe und gründete einen Innovationsverein

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Was aussieht wie eine übers Knie gebogene Fahrradspeiche, hat das Leben von Christian Peitzner Lloret verändert. Seit gut einem Jahr vermarktet der einstige Jurist erfolgreich seinen sogenannten Bügel-Clou, eine „innovative Ärmelbügel-Hilfe aus Edelstahl“, wie er es nennt.

Aus dem Juristen ist ein Erfinder geworden. Vor einem Jahr arbeitete Peitzner Lloret noch für die Deutsche Bahn AG, verdiente als Angestellter besser als jetzt, wie er sagt. Mit Hemden bügeln kannte er sich aus, das machte er selbst, weder überließ er das seiner Frau noch einer Textilreinigungsfirma. Was aber immer nervte und Zeit schluckte, waren die Ärmel. So begann er an einem Hilfsmittel zu basteln, Materialien auszuprobieren, im Internet nach Firmen zu suchen, die die anfangs kleinen Stückzahlen produzierten. „Ich hab schon als Kind immer gern etwas erfunden und Sachverhalte neu kombiniert“, sagt er. Nur das Handwerkliche lag ihm nicht so sehr.

Es dauerte fast ein Jahr, bis er aus vielen Modellen den passenden Prototyp entwickelt hatte. Andreas Kretschmann, Inhaber des Potsdamer Ladens „Mehrwert im Alltag“, wo der „Bügel-Clou“ zu bekommen ist, war von Anfang an begeistert von dem Produkt und der Idee. „Das Prinzip hat sich mir sofort erschlossen – ich wusste, dass es funktioniert“, sagt er, ebenfalls überzeugter Hemdenträger und Selbstbügler. Kretschmann hat Peitzner Llorets Erfindung in sein Sortiment aufgenommen. 25 Euro kostet das Stück und es verkaufe sich gut. Bisher habe es keine Reklamationen gegeben. Er wolle gern mehr Produkte Potsdamer Designer präsentieren, das schlicht anmutende Drahtdesign passe gut in sein Sortiment, so der Shop-Inhaber.

Schlicht sieht sie in der Tat aus, die Bügelhilfe, so schlicht, dass Peitzner Lloret anfangs selbst befürchtete, „die Leute würden über mich und das Stück Draht lachen“. Das armlange Gestell aus Federstahl wird in den Ärmel geschoben, den es von innen faltenfrei spannt und der dann in wenigen Sekunden gebügelt werden kann – freilich ohne messerscharfe Kante. „Eine Bügelfalte ist spießig und was für Angestellte“, sagt der Erfinder und schmunzelt, er habe das auch in den Internetforen nachgelesen. Damit das Ding nicht verloren geht, wird es nach der Arbeit mit einem Magneten ans Bügelbrett geklemmt.

Mittlerweile produziert und vertreibt er Tausende „Bügel-Clous“ über seinen eigenen Online-Shop, mehrere Einzelhändler in Berlin und Potsdam sowie einen größeren Online-Händler. Auch per Teleshopping ist die Bügelhilfe zu bestellen. Es laufe ganz gut, sagt Christian Peitzner Lloret, sogar ein Discounter habe sich bei ihm gemeldet und Interesse bekundet. „Aber ich lasse meine Erfindung nicht von Tchibo und Co. verramschen“, sagt er bestimmt.

Und er denkt schon weiter: „Meine Pipeline ist voll, es soll nicht bei einem Produkt bleiben“, mehr will er aber nicht verraten. Der 46-Jährige, der demnächst zum ersten Mal Vater wird, ist Vorsitzender der Innovationsschmiede Brandenburg, ein Verein, der die Erfinderkultur des Landes stärken will. Er selbst ist mit der Veränderung seiner beruflichen Laufbahn zufrieden: „Ich wollte meine Instinkte wieder spüren – das genaue Gegenteil von dem, was von einem Angestellten in der Regel erwartet wird“, erklärt er. Steffi Pyanoe

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