Sport: Mannschaftsboote noch nicht in Fahrt
Potsdams Kanu-Cheftrainer Ralph Welke sieht Licht und Schatten nach der Europameisterschaft
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Zu ihren heftigsten Jubelstürmen setzten die deutschen Kanuten erst an, als die Heim-Europameisterschaften schon vorbei waren. In kleinen Gruppen feierten sie am Fernseher den WM-Triumph der deutschen Fußballer. Sie selbst hatten ihr Publikum in Brandenburg (Havel) zuvor am Wochenende nur punktuell in Euphorie versetzen können – dreieinhalb Wochen vor den Weltmeisterschaften in Moskau wartet noch einige Arbeit. „Wir werden nächste Woche im Trainingslager zusammenrücken und auch Schulterklopfer an die verteilen, bei denen es nicht gut lief“, kündigte Kajak-Sprinter Ronny Rauhe vom KC Potsdam an.
Dass die Potsdamer fünf der elf deutschen Medaillen aus dem Beetzsee fischten, nennt Heim-Cheftrainer Ralph Welke eine zufriedenstellende Ausbeute. Doch wie Bundestrainer Reiner Kießler bei der gesamtdeutschen Kanu-Flotte sieht auch Welke bei den Potsdamer EM-Startern Licht und Schatten. Überhaupt keine Abstriche müsse er bei Canadier-Ass Sebastian Brendel machen, der mit zwei Gold- und einer Silbermedaille seine Ausnahmestellung unterstrich. Auch Sprint-Europameister Rauhe, Silbermedaillen-Gewinnerin Franziska Weber (K1 über 500m) sowie dem EM-Vierten Stefan Kiraj (C1 200m) bescheinigt Welke eine sehr gute Leistung. Mit ihrer Silberfahrt im Einer habe Fransziska Weber gezeigt, dass sie fit ist. Auch Conny Waßmuth, die mit dem Vierer-Kajak Vierte und im Zweier-Kajak Fünfte wurde, sei gut in Form. Doch konnte das individuelle Leistungsvermögen die Schwäche der Mannschaft nicht kompensieren, so Welkes Fingerzeig an die Mitstreiterinnen in den Booten. An deren Besetzungen werde sich bis zur Weltmeisterschaft nichts mehr ändern, zumal Welke überzeugt ist: „Wir werden im Training in einigen Bereichen noch zulegen und uns Richtung Moskau steigern.“
Bereits vor der EM hatte Bundestrainer Kießler vor allem die Vierer-Kajaks, bei den Frauen bis vor Kurzem noch Paradeboot des DKV, als Baustelle bezeichnet. Doch dass es so arg kommt, hatte er nicht erwartet: Das Männerboot mit dem 18-jährigen Potsdamer Marius Radow schaffte es nach einer desillusionierenden Fahrt im Vorlauf nicht mal ins Finale. Doch soll die Besatzung in Moskau eine weitere Bewährungschance erhalten. „Das war ihr erstes Rennen unter Wettkampfbedingungen. Wenn wir sie jetzt wieder auseinanderreißen, würde es in Moskau für das neue Boot auch wieder das erste Rennen sein“, sagte Kießler. Der Chefcoach will auf Kontinuität setzen.
Noch mehr Bedeutung kommt der Zeit nach Moskau zu. Kommendes Jahr geht es bei den Weltmeisterschaften in Mailand bereits um die Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2016. Topleistungen werden benötigt, um frühzeitig mit einer möglichst großen Mannschaft für Rio planen zu können. „Besonders wichtig sind unsere beiden Kajak-Vierer, weil damit die Hälfte aller Quotenplätze für Olympia geholt werden kann“, sagte Verbandschef Thomas Konietzko. pek/dpa
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