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Sie war Tochter von Beruf – und Gärtnerin aus Berufung und aus Liebe: Marianne Foerster

Geb. 1931

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Sie sind die Tochter von Karl Foerster? Marianne Foerster hört diese Frage stets mit Unwillen und beantwortet sie mit einigem Sarkasmus: Ja, ja, ich bin von Beruf Tochter. Es ist ihr dennoch nicht unlieb, dass sie den Namen des bedeutenden Gärtners, Staudenzüchters und Poeten Karl Foerster trägt. Der ist für sie schließlich Ansporn, das gärtnerische Werk ihres Vaters in Bornim weiterzuführen, doch auch mit eigenen wichtigen Nuancen zu bereichern. Und da ist sie recht experimentierfreudig. Marianne Foerster – eine Gärtnerin aus Berufung und aus Liebe.

Vor gut zwanzig Jahren, nach dem Zusammenbruch der DDR, beginnt ihre Arbeit wieder in Bornim. In den vierziger Jahren lernte sie im Betrieb ihres Vaters den Gärtnerberuf. Dann kamen die Lehr- und Wanderjahre. In Brüssel schließlich war sie mehr als dreißig Jahre in dem bekannten Gartenarchitekturbüro von René Pechére tätig. Dort beauftragte man sie mit eigenen Gartengestaltungen in verschiedenen Ländern. Aus der Ferne – also aus Belgien – beobachtete Marianne Foerster intensiv das Geschehen im Bornimer Garten. Im Jahre 1990 übernimmt sie ein großes Erbe, das 1910 bis 1912 in Bornim seinen Anfang hatte. Als damals in Berlin-Westend das Gärtnereigelände neben dem elterlichen Wohnhaus von Karl Foerster zu klein wurde, zog er auf einen Kartoffelacker nach Bornim, baute ein Haus darauf und legte einen großflächigen Garten vor allem für seine Züchtungen an. Fantasievoll wie er war, hat Karl Foerster dem Garten ganz unterschiedliche Räume gegeben: Senkgarten, Frühlingsweg, Natur- und Wohngarten, Heide und Buchenwaldrand und den Steingarten. Längst ist er unter Denkmalpflege gestellt. Das Grünflächenamt und die Denkmalpflege haben sich großzügig dem Foerster‘schen Garten angenommen. 2001 ist er ein Teil der Bundesgartenschau in Potsdam.

Marianne Foerster hat stets ein strenges Auge darauf, dass das gärtnerische Geschehen professionell vonstatten geht. Denn er sei ja längst nicht mehr der Garten des Vaters, sondern der der Tochter, bemerkte ein Gast gegenüber Marianne Foerster. „Du bist verantwortlich für alles, für das Schöne, was die Menschen lieben, aber auch für die Fehler.“ Als sie vor fünf Jahren ihr Gartentagebuch „Der Garten meines Vaters Karl Foerster“ mit wunderbaren Fotografien von Gary Rogers in der Deutschen Verlagsanstalt veröffentlicht, schreibt sie: „Seitdem ich an diesem Gartentagebuch schreibe, ist mir mein Garten, der ,Vatergarten‘, viel bewusster geworden. Ich erlebe ihn intensiver, und was vorher irgendwie selbstverständlich war, ist es jetzt nicht mehr.“

Marianne Foerster sieht sich nicht als Autorin. Doch gibt sie dem Drängen von Freunden nach, ihre Garten-Notizen als Buch erscheinen zu lassen. Da steht sie in guter Tradition. Ihr Vater hat mehr als 30 Bücher verfasst. Zumeist beschäftigen sie sich mit seiner ureigenen Profession, dem Gärtnern und der Züchtung von Stauden. Eva, die Frau Karl Foersters, hat mit feiner Inspiration ihren Mann beim Edieren unterstützt. Und Tochter Marianne bringt so manches Buch ihres Vaters, das schon zu DDR-Zeiten hoch in der Lesergunst stand, mit Hilfe von Verlagen seit den neunziger Jahren wieder auf den Buchmarkt.

Ohne sich zu verstellen, sondern mit schöner Natürlichkeit, hat sie den Text für „Der Garten meines Vaters“ geschrieben. So wie sie dieses Stück Bornimer Erde in seinen vier Jahreszeiten erlebt und darin gärtnert, so hat sie ihn im Buch erlebbar gemacht. Es wurde 2006 mit dem renommierten Buchpreis der Deutschen Gartenbaugesellschaft 1822 e.V. ausgezeichnet.

Nach der langen Winterzeit hat Marianne Foerster immer wieder einen Heißhunger auf frisches Grün und leuchtende Farbe, auf den Duft nach sonnenwarmer Erde und jungem Gras – auf Frühling. Auch sehnt sie sich nach Besuchern, die im Winter das Gartendenkmal in der Straße Am Raubfang nur spärlich besuchen. Dann aber, wenn die Schneeglöckchen, Krokusse, Märzbecher und Winterlinge mit ihren lichten Tönen den Frühlingsweg bevölkern, kommen verstärkt Interessierte in das Foerster’sche Anwesen, das sich auch als Schau- und Lehrgarten versteht. Und Marianne Foerster immer mittendrin. Sie lässt es sich nicht nehmen, mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen, ist um gärtnerische Ratschläge nicht verlegen. Gärtnerin ist sie immer und überall. Es kommt schon mal vor, dass sie mit Kritik nicht spart, wenn jemand in seinem Garten diese oder jene Staude und Gehölz nicht nach ihrem vermeintlichen Gusto gepflanzt hat. Und meist lassen sich die Gartenbesitzer von ihr überzeugen.

Marianne Foerster ist wie ihre Eltern ein kommunikativer und anteilnehmender Mensch. Hinter einer gewissen Robustheit versteckt sich viel Warmherzigkeit. Mit einstigen Mitarbeitern ihres Vaters und mit Gärtner- und Gartenfreunden steht sie im ständigen Kontakt, auch mit den Vereinsmitgliedern der Freude der Freundschaftsinsel, dessen Ehrenmitglied sie ist. Wichtig sind ihr aber auch die Bornimer und Bornstedter Freunde, zu denen sie ein Vertrauensverhältnis hat. Dass die Potsdamer Urania den Namen ihres Großvaters Wilhelm Foerster trägt und ein jährlicher Preis nach ihm verliehen wird, erfüllt sie mit Stolz. Wenn im Sommer in der Veranstaltungsreihe „Im Garten vorgelesen“ fast 300 Menschen zu ihr kommen, dann fühlt sie sich sichtbar wohl. Denn das ihr anvertraute Gartenglück möchte sie mit anderen teilen.

Dass das Glück erhalten bleiben möge, dafür ist vorgesorgt. 2001 wurde durch den Stifter Wolfgang Behr die Marianne Foerster-Stiftung gegründet, die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz treuhänderisch verwaltet wird. Aus den Erträgen des Stiftungskapitals werden Pflege und Erhalt des Anwesens gefördert.

Nun wird der Bornimer Garten ohne Marianne Foerster grünen und blühen müssen. Sie starb am 30. März. Auf dem Alten Friedhof in Bornim wird sie am 15. April um 11 Uhr in der Familiengruft ihre letzte Ruhe erhalten. Klaus Büstrin

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