
© Andreas Klaer
Geplanter Wochenmarkt in Potsdam-West: Marketingfrau wird Marktfrau
Potsdam-West soll einen Wochenmarkt bekommen. Tabea Gutschmidt sucht jetzt Händler, die mitmachen wollen. Im Februar könnte es losgehen und der ganze Kiez soll profitieren.
Stand:
Potsdam - Als Tabea Gutschmidt vor etwa einem Jahr nach Potsdam-West zog, wunderte sie sich: Ausgerechnet in dem Stadtteil, in dem die meisten Kinder leben, viele junge Familien, Künstler, Kreative und Studenten, die sich ganz bestimmt über ihre Ernährung Gedanken machen, gibt es keinen Wochenmarkt. „Die Klientel ist da, aber kein Markt“, sagt Gutschmidt. Deshalb will die selbstständige Projektmanagerin jetzt selbst die Initiative ergreifen und einen Markt organisieren. Den ersten Antrag dazu hat sie bei der Stadtverwaltung bereits gestellt. Sobald sich mindestens zwölf Händler angemeldet haben, sollte einer Genehmigung nichts mehr im Wege stehen.
Gutschmidt ist zuversichtlich, dass es funktioniert. Etwa 21 000 Einwohner leben in der Brandenburger Vorstadt, sie hat das recherchiert. Doch wer nicht beim Discounter, sondern regional und frisch einkaufen will, muss dazu auf die Märkte am Bassinplatz und am Nauener Tor ausweichen. Schade eigentlich, findet Gutschmidt. Denn der Rudolf-Tschäpe-Platz vor der Erlöserkirche sei dafür gut geeignet. Hier soll der neue Markt stattfinden, immer freitags von 14 bis 20 Uhr. Dann könnten Berufstätige bequem am Nachmittag oder Abend den Wochenendeinkauf erledigen. Für die Händler hätte der Freitag den Vorteil, dass sie einen zusätzlichen Markttermin hätten und sich nicht am Samstag zwischen zwei Märkten entscheiden müssten.
Keine Ramschware
Bisher hat Gutschmidt Zusagen von etwa sechs Händlern und Bauern aus der Region, die Fisch, Obst und Gemüse verkaufen, von einer Marmeladenfrau und einem Anbieter von selbst gemachtem Senf. Was fehlt, sind Wurst und Käse, gern auch ein Stand mit fertigen Pastagerichten. „Hier darf es ruhig auch Ausgefallenes geben, vielleicht besondere Kaffeesorten oder Tee, im Sommer einen Eisstand“, sagt sie. Was der Markt nicht brauche, sei Ramschware. „Bitte keine Massenware, keine Handtaschen oder Plastikhausschuhe“, sagt die künftige Marktfrau.
Tabea Gutschmidt stammt aus dem Ländlichen, aus Lehnin in Potsdam-Mittelmark. In Regensburg studierte sie Sport- und Kulturwissenschaften, in München BWL, Marketing und Internationales Management. „Ich kann also rechnen“, sagt sie. Jetzt zog es sie zurück nach Brandenburg. Nach langem Suchen fand sie eine Wohnung in ihrem Wunsch-Quartier, der Brandenburger Vorstadt.
Treffpunkt Marktplatz
Immer wieder inspizierte sie den Kreisverkehr auf dem Tschäpe-Platz, gleich neben der Neogotischen Backsteinkirche. Gerade erst hat hier der jährliche Nikolausmarkt, organisiert vom Stadtteilzentrum West, stattgefunden. Im Sommer wird hier das Stadtteilfest gefeiert, ansonsten fristet der Platz ein eher ruhiges Dasein. Von einer regelmäßigen Nutzung würde der ganze Kiez profitieren, sagt Gutschmidt. „Ein Markt ist ja nicht nur zum Einkaufen da, sondern auch um Nachbarn zu treffen.“ Auch die Kirchgemeinde und das benachbarte Seniorenheim, das Hasenheyerstift, möchte sie miteinbeziehen. Denkbar wäre, dass die Kirche, die meistens geschlossen ist, zu Marktzeiten zu besichtigen ist. Gutschmidt hat auch bei der Gemeinde angefragt, ob die Händler Toiletten und Parkplatz des Gemeindehauses nutzen könnten. Das Hasenheyerstift würde eventuell auch Parkflächen zur Verfügung stellen, die Senioren sich über den Markt ganz in der Nähe freuen, so das Feedback aus dem Heim.
Sobald genügend Händler sich laut Marktordnung für mindestens ein Jahr anmelden und sobald eine Genehmigung dazu von der Stadt vorliegt, kann dieser eingerichtet werden. „Ich rechne mit Januar oder Februar.“ Zuvor müssten Stromkästen und neue Straßenschilder, die den Kreisverkehr für die Marktzeit sperren, aufgestellt werden. „Das ist aber nicht schlimm, alle Häuser sind über andere Straßen erreichbar“, sagt Gutschmidt. Mit einigen Tausend Euro würde die Unternehmerin dazu in Vorleistung gehen. Sie hofft, diese über die Marktgebühren wieder einzuspielen.
Dass es nicht so einfach ist, einen Markt zu etablieren, sagt Torsten Clavis, Vorsitzender der Händlervereinigung im Havel-Nuthe-Center in Drewitz. Dort sind vor etwa zehn Jahren Bemühungen eines Unternehmers für einen Wochenmarkt auf dem benachbarten Erst-Busch- Platz gescheitert. „Dabei wurde der Platz damals für viel Geld gebaut und nun nur selten genutzt“, sagt Clavis.Übrig geblieben sind nur ein paar fliegende Händler am Einkaufszentrum.
Kontakt zu Tabea Gutschmidt: www.wochenmarkt.potsdam.west@gmail.com
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: