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Im Tunnel erlebt man die Ziegel-Entstehung visuell und akustisch.

© Duncan McCauley

Landeshauptstadt: Märkischer Ton für die Mauern Berlins

Der Ziegeleipark Mildenberg ist ein Industriemuseum zum Anfassen und Genießen

Stand:

Zehdenick - Um 1900 galt Berlin als größte Mietskasernenstadt der Welt. Die Reichshauptstadt wuchs so schnell wie keine zweite Stadt auf dem Kontinent: 1880 lebten schon 1, 1 Millionen Menschen in Berlin. Um 1900 waren es nahezu 1,9 Millionen – ein Zuwachs von 700 000 Menschen in nur 20 Jahren. Die neuen Berliner lebten in den Mietshausgürteln, die sich nach allen Richtungen um das alte Zentrum ausbreiteten. Dieser beispiellose Bauboom wäre undenkbar gewesen ohne Milliarden von Backsteinen, die auf Frachtkähnen aus den Ziegeleien im märkischen Umland in die Stadt gebracht wurden.

Zum Beispiel aus der Ziegelei Mildenberg bei Zehdenick, wo in den Auen der Oberhavel Ton gefördert und zu Ziegeln gebrannt wurde. Im Jahr 1910 wurden hier in 57 Ringöfen 625 Millionen Mauerziegeln gebrannt. 1991 ging nach 100 Jahren der letzte Ziegelofen aus. Doch wesentliche Teile der zuletzt betriebenen Produktionsanlagen konnten erhalten werden. Zu der drei Hektar großen Anlage gehören Maschinenhallen, Lokschuppen, Feldbahnen und ein eigener Hafen. Diese Zeugnisse waren die Grundlage für den heutigen Ziegeleipark, einen touristischen Anziehungspunkt Nordbrandenburgs. Mit dem Ziegeleimuseum, das am 28. März der Öffentlichkeit übergeben wird, erhält der Ziegeleipark Mildenberg jetzt sein lange entbehrtes Kernstück: Die professionelle museale Aufbereitung der Ziegeleigeschichte.

Im Auftrag des Landkreises Oberhavel gestalteten die Architekten Tom Duncan und Noel McCauley zwei der Ringöfen sowie die sogenannte Maschinenziegelei aus den 20iger Jahren zu einem Ausstellungsrundgang um. Die Ausstellung „Bausteine für Berlin“ erzählt die Historie der Ziegelproduktion. Noch unmittelbarer werden die Sinne im Ringofen II angesprochen. Wo einst die Stapel der Rohziegeln bis zur Decke reichen, kann der Besucher das 80 Meter lange und vier Meter hohe Oval des Ringofens heute ungehindert durchschreiten. Der gläserne, elektronisch präparierte Ziegel, der er am Eingang erhalten hat, erweist sich als Chamäleon: Beim Gang durch den Brenntunnel verändert er seine Farbe ganz wie es ein Ziegel im jeweiligen Brennstadium tun würde. Auf bis zu 980 Grad, nahezu weiß glühend, wurden die Ziegel im Brennofen einst erhitzt. Ergänzt wird die Zeitreise in die historische Ziegelproduktion durch einen dritten Baustein, die Ausstellung „Werktätige im Volkseigenen Betrieb“, die der Arbeitswelt bis zum Ende der DDR-Zeit gewidmet ist. Frank Peter Jäger

Das Ziegeleimuseum ist täglich von 10-17 Uhr geöffnet, Eintritt für Museum und Ziegeleibahnrundfahrt 8.- Euro, am 28. März zur Eröffnung zahlen Besucher den halben Preis.

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