Landeshauptstadt: Maßgeschneidert für Karlovy Vary
Andreas Dresen feierte in Tschechien Premiere von „Whisky mit Wodka“ und zahlte nach dem „Wolke 9“-Erfolg Fördergeld zurück
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Karlovy Vary/Potsdam – Szenenapplaus für Andreas Dresen: Der Potsdamer Regisseur feierte am Montagabend die internationale Premiere seines neuen Streifens „Whisky mit Wodka“ beim Internationalen Filmfestival im tschechischen Karlovy Vary. Der große Saal im Kurhotel „Thermal“ war mit 1200 Zuschauern ausverkauft, als dort die Tragikomödie um den abgehalfterten Schauspieler Otto Kullberg, dargestellt von Henry Hübchen, gezeigt wurde. Besonders an einer Stelle schien der Film übers Filmemachen geradezu maßgeschneidert für Karlovy Vary, das als das kleinste und drittälteste unter den zwölf renommiertesten Filmfestivals der Welt gilt: Befragt nach den Verleih-Aussichten für sein neues Werk antwortet Regisseur-im-Film Sylvester Groth, sein Film werde nach dem Einstieg bei einem kleinen und international anerkannten Festival umso erfolgreicher in den heimischen Kinos laufen – eine Anspielung, die das tschechische Publikum mit Szenenapplaus quittierte. Ein gutes Omen für „Whisky mit Wodka“, der in Potsdam in der kommenden Woche, am 16. Juli, im Inselkino als Vorpremiere läuft.
Spätestens nach dem deutschen Kinostart am 3. September wird sich zeigen, ob er an den Erfolg des Dresen-Vorgängerfilms „Wolke 9“ anknüpfen kann. Für den zahlte der Regisseur in Karlovy Vary insgesamt 90 000 Euro Verleihförderung an das Medienboard Berlin Brandenburg zurück. Den Scheck überreichte Dresen der Medienboard-Filmförderchefin Kirsten Niehuus am Montag beim „East European Brunch“, den Brandenburgs größtes Filmfestival Cottbus traditionell im Karlsbader „Grandhotel Pupp“ ausrichtet.
Mehr Geld gibt es indes auch für das Filmfestival Cottbus selbst, wie Festivaldirektor Roland Rust in Karlovy Vary mitteilte: Die Summe der Preisgelder steige erstmals über 600 000 Euro – dank neuer finanzieller Unterstützung unter anderem vom Auswärtigen Amt und der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, wie Rust dem US-Branchenmagazin Variety erklärte.
Die Babelsberger Hochschule ist in diesem Jahr mit einem Film vertreten: HFF-Studentin Mia Grau präsentiert ihren Diplomfilm „Wüste/Außen/Tag“.
Aber auch im Dresen-Team kamen in Karlsbad Erinnerungen an die Studienzeit an der HFF hoch: Denn in den 1980er Jahren war in der tschechischen Kurstadt beim Treffen der Filmhochschulen regelmäßig der internationale Filmnachwuchs zusammengekommen, erzählte Kameramann Andreas Höfer den PNN. „Für uns Babelsberger war das wie eine Pilgerstätte, da gab es Studenten aus Paris, Los Angeles und Westdeutschland.“
Zu einer besonders denkwürdigen Begegnung sei es im Jahr 1988 gekommen: Bei einem Sportwettbewerb im Rahmen des Festivals tat sich das Babelsberger Studententeam kurzerhand mit den Westberlinern um Detlev Buck („Knallhart“) zusammen – entgegen aller ideologischer Bedenken der Organisatoren. „Wir haben sogar den zweiten Platz im Sackhüpfen gemacht“, erzählt Andreas Höfer lachend.
Karlovy Vary sei auch heute noch ein „sehr junges Festival“, sagt der Kameramann, der zuletzt 1992 mit Dresens Erstlingsfilm „Stilles Land“ in Karlovy Vary gewesen war. „Wie ein großer Campus“, schwärmte auch die Potsdamer Kostümbildnerin Sabine Greunig, die, wie der Babelsberger Produktionsleiter Peter Hartwig, das Dresen-Team in diesem Jahr nach Karlovy Vary begleitete.
Für „Whisky mit Wodka“ habe sie in zwei Zeit-Ebenen gearbeitet, erklärte Sabine Greunig: Denn der Film-im-Film spielt in den 1920er Jahren. Während sie entsprechende Hüte in Antiquitätenläden aufstöbern konnte, seien die Kleider unter anderem in den Schneiderwerkstätten von Studio Babelsberg entstanden, zum Teil auch in einer eigenen Werkstatt im Studio, erklärte Sabine Greunig, die momentan ihren nächsten Dreh vorbereitet: Sie entwirft die Kostüme für Doris Dörries neue Komödie „Die Friseuse“. Für die Kostüme in Dörries vorigem Film „Kirschblüten - Hanami“ war Greunig mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet worden. Jana Haase
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