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Landeshauptstadt: MAUEROPFER

22. Januar 1973Holger H.

Stand:

22. Januar 1973

Holger H., erstickt während der Flucht seiner Eltern

In den frühen Morgenstunden des 22. Januar 1973 wagte ein Ehepaar aus der DDR mit seinem 15 Monate alten Sohn auf dem Lastwagen eines West-Berliner Freundes, versteckt in zwei Kisten, die Flucht. In einer der beiden Kisten befand sich der 23-jährige Vater Klaus H., in der anderen seine 20-jährige Ehefrau Ingrid H., die den gemeinsamen Sohn Holger H. in den Armen hielt. Als die Kontrolle in Drewitz länger als üblich dauerte, begann der an Bronchitis leidende Holger H. plötzlich zu weinen. Daraufhin hielt ihm seine Mutter offenbar in panischer Angst den Mund zu. Als das Fluchtfahrzeug am West-Berliner Kontrollpunkt Dreilinden ankam, atmete Holger H. nicht mehr.

5. November 1975

Lothar Hennig, angeschossen am 4. November 1975 in Sacrow, Weinmeisterweg, gestorben am 5. November 1975 im Armeelazarett Potsdam-Drewitz.

Lothar Hennig, geboren am 30. Juni 1954, wohnte im Grenz-Sperrgebiet Sacrow. Am Abend des 4. November 1975 fuhr Lothar Hennig nach einem Treffen mit einem Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes mit dem Bus nach Hause. Es war kurz vor Mitternacht, und der junge Mann war nicht nüchtern. Im Grenzgebiet fand zudem eine Fahndungsaktion statt. Man hatte am Sacrower See verdächtige Geräusche gehört. Der 21-jährige hatte den Bus verlassen, als er von einem Grenzposten aufgefordert wurde, stehen zu bleiben. Als er nicht reagierte, eröffnete der Grenzsoldat das Feuer. Er gab zunächst einen Warnschuss und dann einen gezielten Schuss ab. Lothar Hennig erlitt einen Lungendurchschuss. Auf dem Weg ins Armeelazarett Drewitz erlag er am 5. November 1975 gegen 1.30 Uhr seinen Verletzungen.

14. April 1981

Hans-Jürgen Starrost, erschossen in Teltow-Sigridshorst

Gegen den Ost-Berliner Hans-Jürgen Starrost, geboren am 24. Juni 1954, waren vom Stadtbezirksgericht Köpenick staatliche Kontrollmaßnahmen angeordnet worden. Diesem Zwang hatte sich Hans-Jürgen Starrost entzogen; dafür sollte er wieder ins Gefängnis. Um dem zu entgehen, beschloss der 26-Jährige verzweifelt die Flucht nach West-Berlin zu wagen und trank sich Mut für dieses Vorhaben an. Als er am 14. April 1981 gegen 0.40 Uhr die Leiter an den Hinterlandzaun nahe der Krimhildstraße angelegt hatte, wurden Grenzposten auf den Flüchtenden aufmerksam. Er wurde gestellt. Danach überschlugen sich die Ereignisse: Einem MfS-Bericht zu Folge griff der festgehaltene und wehrlose Hans-Jürgen Starrost den ABV tätlich an, aus dessen Pistole sich, beabsichtigt oder nicht, ein Schuss löste, der Hans-Jürgen Starrost in den Bauch traf. Der Schwerverwundete wurde zu einem Grenzstützpunkt und erst nach stundenlangem Verhör in das Armeelazarett Potsdam-Drewitz gebracht, wo ihm die die linke Niere und die Milz entfernt wurden. Nach der OP stellte sich akutes Nierenversagen ein, aber erst nach Ablauf einer Woche wurde der Schwerkranke auf die Intensivstation des Potsdamer Bezirkskrankenhauses verlegt. Dort starb er am 16. Mai an den Folgen seiner Schussverletzung.

10. April 1983

Rudolf Burkert, zu Tode gekommen während einer Vernehmung durch DDR-Organe im Grenzübergang Drewitz

Rudolf Burkert wohnte in Asendorf bei Bremen und war von Beruf Kraftfahrer. Am 10. April 1983 war er mit einem Bekannten auf dem Weg über die Transitautobahn nach West-Berlin. An der Autobahnraststätte „Börde“ bei Magdeburg legten sie eine Pause ein. Dort traf Rudolf Burkert einen in der DDR lebenden Cousin, dem er Waren und Geld übergab. Deswegen wurde er später an der Grenzübergangsstelle Drewitz festgehalten und verhört. Während der Vernehmung erlitt Burkert einen Herzinfarkt und verstarb noch im Vernehmungsraum.

3. September 1986

Rainer Liebeke, ertrunken im Sacrower See bei Groß Glienicke

Rainer Liebeke, geboren am 11. September 1951, lebt zusammen mit seiner Ehefrau und dem gemeinsamen Sohn in Gotha. Der 35-Jährige ist gelernter Kfz.-Mechaniker, seine Leidenschaft ist der Motorrad- Rennsport. Gemeinsam mit einem 26-jährigen Freund fährt er nach Potsdam. Von dort aus machen sie sich auf den Weg zum Sacrower See. In der Nacht auf den 3. September 1986 steigen die beiden ins Wasser, obwohl sich Rainer Liebecke Wochen zuvor einen Schlüsselbeinbruch zuzog. Der 26-Jährige schwimmt vorneweg, Rainer Liebeke mit dem unverheilten und bandagierten Schlüsselbeinbruch hinterher. Mit leisen Zurufen halten die flüchtenden Schwimmer Kontakt miteinander. Plötzlich antwortet Rainer Liebeke nicht mehr auf den Ruf seines Freundes, der am 3. September 1986 gegen 4 Uhr morgens West-Berlin erreicht. Rainer Liebeke ertrinkt im Sacrower See. Einen Tag nach seinem 36. Geburtstag, am 12. September 1986, finden zwei Schüler seinen im Wasser treibenden Leichnam.

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