Landeshauptstadt: Maueropfer statt Altstalinist Fischer-Straße soll umbenannt werden
Gross Glienicke - Selten kommen sich Diktatur und Freiheit so nahe wie hier: Die Freiheitsstraße im Potsdamer Ortsteil Groß Glienicke mündet direkt in die Dr.-Kurt-Fischer-Straße ein.
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Gross Glienicke - Selten kommen sich Diktatur und Freiheit so nahe wie hier: Die Freiheitsstraße im Potsdamer Ortsteil Groß Glienicke mündet direkt in die Dr.-Kurt-Fischer-Straße ein. Fischer sei „einer der schlimmsten Stalinisten“ in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und später in der DDR gewesen, sagt Ortsbeiratsmitglied Winfried Sträter (Groß Glienicker Forum).
Der Historiker hat daher für die Ortsbeiratssitzung am heutigen Dienstag den Antrag eingebracht, der Dr.-Kurt-Fischer-Straße einen neuen Namen zu geben. Sträter bezieht sich auf eine Studie des Hannah- Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung an der Technischen Universität Dresden.
Auch die Stadtfraktion der Bündnisgrünen hat sich bereits für die Umbenennung ausgesprochen und zugleich angeregt, der Straße den Namen eines Maueropfers zu verleihen. „Es führt gar kein Weg daran vorbei, dass man diesen Namen ändern muss“, sagt Sträter, der die Studie für den Ortsbeirat ausgewertet hat. Demnach war Fischer wegen seiner kompromisslosen Linie selbst unter SED-Genossen gefürchtet. Fischer werde in der Studie als „einflussreichster Sowjetisierer“ innerhalb der sächsischen SED bezeichnet.
Der kommunistische Politiker war von 1945 bis 1948 sächsischer Innenminister, anschließend Chef der Deutschen Verwaltung des Innern. Nach Gründung der DDR im Oktober 1949 wurde Fischer Präsident der Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei. Zuvor hatte der 1900 in Bad Colberg geborene Kommunist eine militärische Laufbahn in der Sowjetunion eingeschlagen.
Bereits in den 1920er Jahren war Fischer in die UdSSR übergesiedelt und nach Kriegsende von dort zum Aufbau stalinistischer Strukturen in die SBZ geschickt worden.
Der Publizist Wolfgang Leonhard schreibt über den bereits 1950 verstorbenen Fischer in seinem Buch „Die Revolution entlässt ihre Kinder“: „Nach 1945 wurde Fischer Innenminister von Sachsen und hat diese Position nicht nur zu rücksichtslosen Verfolgungen Andersdenkender ausgenutzt, sondern auch zur persönlichen Bereicherung und zur Eliminierung persönlicher Gegner, die ihm gefährlich schienen.“ Auch andere Zeitzeugen belasteten Fischer schwer. HC
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