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Sport: Medizinmann stärkte rechten Fuß

Regionalliga-Kicker Denis Danso-Weidlich spielt mit Babelsberg 03 bei seinem Ex-Verein Wilhelmshaven

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In der Sprache seiner ghanaischen Eltern heißt er Denis Papa Danso. Zum Regionalligisten SV Babelsberg 03 kam er als Denis Danso-Weidlich, in seinem neuen Pass steht nur noch Denis Weidlich. „Mich rufen aber weiter alle Danso“, erklärt der Fußballer, der im Sommer an den Babelsberger Park wechselte, sich in den bisherigen drei SVB-Pflichtspielen durch sein beherztes Spiel an der rechten Außenbahn bereits in die Herzen so mancher Nulldrei-Fans kickte und am nächsten Samstag mit Babelsberg bei seinem bisherigen Verein SV Wilhelmshaven antreten wird.

„Ich habe hier einen sehr guten Trainer, der mir – ebenso wie die ganze Mannschaft – schnell das Gefühl gegeben hat, dass ich hier zu Hause bin. Das ist hier wie eine Familie“, sagt Denis Weidlich, der nicht nur vom Namen her schon eine kleine Odyssee hinter sich hat. Geboren und groß geworden in Hamburg, begann er beim Hamburger SV mit dem Fußball; zu seinen damaligen Jugend-Trainern zählte auch der spätere Bundesliga-Coach Thomas Doll. Vor sechs Jahren ging er nach England auf ein College in London. „Vor allem der Schule wegen, aber bald habe ich bei Arsenal Londons Academy mittrainiert, habe im London Soccer Team – eine Art Stadtauswahl – mitgespielt und war dann auch beim FC Wimbledon, vier Monate bei Crystal Palas und schließlich bei Southall United“, erzählt der 22-Jährige. „Dort habe ich mir aber den rechten Mittelfuß gebrochen. So bin ich zurück nach Deutschland gekommen, um meine Verletzung hier richtig behandeln zu lassen.“

Weil der Fuß nicht wie erhofft heilte, reiste Denis Papa Danso für ein Jahr nach Ghana. „Dort hat mich ein Medizinmann aus der Familie behandelt, der einst auch Anthony Yeboahs Fuß heilte. Ganz ohne Messer, nur mit täglicher Fußmassage und mit Kräutersalbe, die er nach einem Geheimrezept selbst angefertigt hatte“, erinnert sich der Kicker, der den Ball mit beiden Beinen nahezu gleich gut beherrscht. „Durch diese Behandlung ist mein rechter Fuß jetzt sogar noch kräftiger“, glaubt der 1,84-Meter-Mann, der in jener Zeit bei Ghanas U20-Auswahl mittrainierte.

Von Ghana führte sein Weg vor zwei Jahren zum damaligen Regionalliga-Aufsteiger SV Wilhelmshaven, für den er sieben Spiele bestritt. So richtig warm aber wurde er am Jadebusen nicht, und nach Wilhelmshavens Abstieg kam es unter dem neuen Trainer Pedrag Uzelac ganz dicke für ihn. „Er hat gleich gesagt, es seien zu viele Schwarze in der Mannschaft, deshalb wurde ich in die zweite Mannschaft geschickt“, erzählt Denis Danso-Weidlich. Er besaß inzwischen die deutsche und ghanaische Staatsbürgerschaft, hatte seinem Namen den seiner einst mit einem Deutschen verheirateten Mutter hinzugefügt und war froh, als er in diesem Sommer zum SVB wechseln konnte.

Inzwischen hat er nur noch einen deutschen Pass ohne den Namen Danso, „weil der nicht anerkannt wurde“, und wohnt er bei einem Onkel in Berlin in Alt Moabit, „der ein bisschen auf mich aufpassen soll“. Bei Nulldrei habe er „erstmals seit meinen HSV-Zeiten wieder das Gefühl, wirklich respektiert zu werden“, erklärt er. Auf der rechten Seite der Vierer-Abwehrkette fühlt sich der gelernte Offensiv-Mittelfeldspieler wohl, „weil ich hier aus der Tiefe kommen und meine Schnelligkeit und Zweikampfstärke nutzen kann“. Sein technisches Geschick verdanke er vor allem dem Training in der HSV-Jugend und seiner Zeit in Ghana. „Und ich danke Gott, dass er mir Selbstvertrauen gibt“, sagt der gläubige Christ.

Wenn Denis Weidlich am Samstag mit Babelsberg in Wilhelmshaven antritt, „kenne ich dort nur noch zwei, drei Spieler, weil dort fast die ganze Mannschaft neu ist“, meint er. „Aber natürlich bin ich besonders motiviert.“

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