20. Tulpenfest in Potsdam: Mehr als nur Frühlingsboten am Bassinplatz
Zum 20. Potsdamer Tulpenfest kamen 20.000 Besucher aus nah und fern. Geboten wurde viel mehr als Blumen. Mit den Tulpenfesten soll es auch in Zukunft weitergehen.
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Potsdam - Es ist das 20. Tulpenfest, der Bassinplatz und die Gutenbergstraße sind mit Buden zahlreich bestückt, die große Bühne neben der Peter-und-Paul-Kirche ist dicht umlagert und die Vlearmoesband mit ihren Blumenhüten und kunterbunten Anzügen spielt, dass einem das Herz aufgeht und die Gesichter strahlen. Da kann sich die Sonne ruhig hinter Wolken verstecken. Die Potsdamer und ihre Gäste sind wetterfest und die erwarteten 20 000 Besucher gekommen.
Auch niederländische Besuchergruppen kamen zum Tulpenfest
Die halbe Besucher-Million insgesamt wurde erreicht und Hans Göbel, der nun schon 20 Mal mit dem niederländischen Kulturverein und jetzt mit einer neugegründeten GmbH das Fest organisiert, zeigt sich äußerst zufrieden. Es werde weitergehen mit den Tulpenfesten, verspricht er. Aus den Niederlanden sind nicht nur die 175 Mitwirkenden vom Handwerker bis zu den Holzschuhtänzern angereist, auch niederländische Besuchergruppen sind gekommen. Die Botschafterin der Niederlande, Monique van Daalen, hat die Schirmherrschaft über das Fest übernommen und der sie vertretende Gesandte der Niederlande, Henk Voskamp, erklärte bei der Eröffnung des Festes, dass in Potsdam ein vereintes Europa gelebt werde. „Die angebotenen 100 000 Tulpen sind mehr als Frühlingsboten, sie verbinden Völker und Menschen“, fasst Tulpenfestsprecher Hans Peter Gaul den Erfolg des Jubiläumsfestes zusammen.
Auch Gänsemutter Tamara Diks aus den Niederlanden, die mit elf schnatternden Toulouser Töchtern in Potsdam angereist ist, unterstützt diese Aussage. „Sie sehen ja“, sagt sie lachend, „schon meine Familie ist international. Und in Potsdam zaubern wir selbst bei diesem Wetter ein Lächeln in die Gesichter.“ Sie kommt nun schon das dritte Mal mit ihren Gänsen zum Tulpenfest, nennt die Stimmung in Potsdam „unglaublich schön“ und bekennt sich zu einem „offenen Europa“. Die Gänse seien es gewohnt, dahin mitzugehen, wo „Mama“ hingeht. Vier bis fünf Monate übe sie mit den jungen Gänsen, die als Erstes ihre menschliche Mama sehen, wenn sie aus dem Ei schlüpfen. Dann würden sie an die Uniformen von Mama und Papa gewöhnt und auch an die Musik. In der erweiterten Familie von 45 Gänsen lernten sie dann aber auch artgerechtes Verhalten, erzählt Tamara Diks.
Tulpenfest am Bassinplatz sei ein Kompromiss
Für die Stelzenläuferin, die eine Riesen-Orange imitiert, ist der glattere Boden auf dem Weg neben dem Bassinplatz keine ganz so große Herausforderung wie das Kopfsteinpflaster in der Mittel- oder Benkertstraße und vor der großen Bühne kann sich viel mehr „Volk“ versammeln als in der Enge der Straßen im Holländischen Viertel. Dass das Ambiente nicht ganz so holländisch original ist wie im Viertel selbst, sei ein Kompromiss, sagt Göbel, aber der habe eben auch seine Vorteile. Aus dem ersten Fest auf dem Bassinplatz habe man gelernt und diesmal eine bessere räumliche Atmosphäre geschaffen.
Diese ganz besondere Atmosphäre lobte auch ein Besucher-Quartett aus Berlin. Es nennt Potsdam „die gute Stube von Berlin“ und lobt das besondere Angebot an den Ständen. Auch Marion und Harald Hahn aus Eisenhüttenstadt wollten, ob gutes Wetter oder nicht, unbedingt zum Tulpenfest kommen. Sie seien Ersttäter, sagt Harald Hahn, aber bestimmt nicht zum letzten Mal hier. Ähnliche Aussagen bekommen wir von den Mitwirkenden. Der Korbflechter André Jansen ist zum achten Mal da. Im normalen Leben deckt er Reetdächer. Elisabeth Wams hat Handschuhe Mützen und Socken in einem ganz eigenen Muster mitgebracht. „Nein“, lacht sie, „die werde ich nicht nur bei diesem Wetter los, sondern auch bei 30 Grad.“ Den Holzschuhtänzern und ihrer Drei-Mann-Kapelle könnte höchstens das Alter ein Schnippchen schlagen, denn der älteste Mitwirkende ist schon 77 Jahre alt.
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