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Landeshauptstadt: „Mehr geht nicht“

Welterbe-Denkmal als Kulturrestaurant: Springer-Chef Döpfner will Begeisterung für seine Pläne wecken

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Berliner Vorstadt - Sieben Jahre lang blieb dieses Versprechen ein gut gehütetes Geheimnis: Sollte er die Villa Schöningen jemals verkaufen, dann geht sie an Mathias Döpfner. Diese Zusage ließ sich der Berliner Bauunternehmer Dieter Graalfs bereits im Jahr 2000 von Döpfner abnehmen – am Donnerstag vergangener Woche machte er sie wahr. Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, und der Bankier Leonard H. Fischer unterschrieben den Kaufvertrag für das Baudenkmal an der Glienicker Brücke.

Diese Nachricht überraschte am Donnerstagabend selbst Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) – allerdings war es eine erfreuliche Überraschung. „Das ist das Beste, was uns passieren kann“, sagte Jakobs gestern Morgen. Im Blauen Salon des Stadthauses präsentierten Döpfner und Jakobs die Pläne für die Rettung der verfallenden Villa.

Dass es dem mächtigen Springer-Chef tatsächlich darum geht, „eine Stiftung, ein Engagement für diese Stadt und ihre Bürger“ zu leisten, daran bleibt wenig Zweifel. Döpfner gibt sich locker und unkompliziert. Seit 1998 lebe er in Potsdam, fühle sich unheimlich wohl, liebe diese Stadt, sagt er. Und dass es ihm „große Freude“ mache, sich mit der Sanierung der Villa auseinanderzusetzen – auch wenn diese wohl teurer werde als ein Neubau.

Wie viel Döpfner und Fischer für das Baudenkmal samt rund 6000 Quadratmeter großem Grundstück bezahlt haben, sagt der Springer-Chef nicht. Allerdings habe ihr Gebot unter dem gelegen, das die Berlinerin Michaela Glampe-Irmscher zuvor abgegeben hatte (PNN berichteten). Sie wollte die Villa für betreutes Wohnen nutzen, hatte ihre Pläne im Bauausschuss präsentiert. Als ihr bekannt wurde, dass Graalfs bereits verkauft hatte, kritisierte sie dies als nicht seriöses Geschäftsgebahren. Freilich war da nicht bekannt, wer der „Erwerbergemeinschaft“ angehört.

Statt Bedenken wollen die neuen Besitzer ganz offensichtlich Begeisterung wecken. Die Villa Schöningen solle ein „öffentlicher Ort“ werden, den viele Potsdamer und Gäste gern besuchen, sagt Döpfner. Vorbild sei die „Villa Kellermann“ von Gastronom Maximilian Dreier. In der Villa am Heiligen See bietet Dreier Ambiente, erstklassige Küche und zeitgenössische Kunst. Vernissagen, Lesungen, Kulturprogramme – das soll es auch in der Villa Schöningen geben, samt Gastronomie. Ob Dreier, der Ende des Jahres wohl aus der Villa Kellermann ausziehen muss, weil diese privat genutzt werden soll, dann die Villa Schöningen übernimmt, darauf wollte Döpfner sich nicht festlegen. Auch Dreier wusste gestern nichts von konkreten Plänen. „Ich freue mich, dass Mathias Döpfner sich so engagiert – das ist sehr interessant“, sagte er.

Döpfners Vorhaben, aus der Villa Schöningen einen „geistig anregenden kulturellen Ort“ zu machen, steht scheinbar nicht mehr viel im Weg. Der Bebauungsplan, der sich in Bearbeitung befindet, müsse angepasst werden und die Stadtverordneten dem zustimmen, so Stadtplanungschef Andreas Goetzmann. Doch bisherige Hürden wie das Verbot einer „Schankwirtschaft“, das seit 1906 im Grundbuch zugunsten des Nachbarn eingetragen ist, seien zu vernachlässigen: Das Verbot betreffe nicht das Flurstück der Villa. Auch der von Döpfner und Fischer geplante Neubau auf dem hinteren Teil des Villa-Grundstücks bekommt Zustimmung. Das Baufeld sei der „optimale Standort“ für einen Neubau, so Denkmalpfleger Jörg Limberg. Es handele sich nicht um ein Gartendenkmal. Zudem betont Döpfner, er wolle den Garten nach historischem Vorbild gestalten lassen. Und der Neubau, in dem es zwei oder drei Wohnungen geben werde, solle sich der Villa „deutlich unterordnen“. Man überlege, dafür einen Architekten- oder einen Ideenwettbewerb zu veranstalten.

Eine Ausnahme im Genehmigungsverfahren wird es für Döpfner und Fischer nicht geben: Man habe sich „voll dem Verfahren ausgesetzt“ und „keinerlei Rücktrittsrechte“ im Kaufvertrag, betont Döpfner. Allerdings könne er sich nicht vorstellen, dass es „noch ein Haar in der Suppe gibt“: Denkmalgerechte Sanierung, öffentliche Nutzung, nur ein Neubau, Wiederherstellung des Gartens – „mehr geht nicht“, so Döpfner. Selbst nach der Jauch-Kritik an der Bauverwaltung habe er keine Bedenken: Er habe „diesen Geist nicht gespürt“. Auch dass Döpfner vor vier Jahren nach monatelangen Verhandlungen über öffentlichen Uferweg und Kleingärten das Vorhaben aufgab, die Villa Jacobs am Jungfernsee als privaten Wohnsitz wieder aufzubauen, spielt heute scheinbar keine Rolle mehr.

Für die Sanierung der Villa Schöningen setzt der Springer-Chef jetzt auf die Potsdamer. Er hoffe, dass möglichst viele sich begeistern – jede Idee sei sehr willkommen. Engagieren sollen sich auch Handwerksfirmen. Denn die Villa solle ein „Potsdamer Vorzeigeobjekt“ für denkmalgerechte Sanierung werden, so Döpfner. Die erste Firma hat er bereits verpflichtet: die Baudenkmalpflege Roland Schulze. Mit dem Traditionsbetrieb verbindet den Springer-Chef bereits das Engagement für die die Wiedergewinnung des Winzerbergs von Sanssouci.

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