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Landeshauptstadt: Mehr Vandalismus in den Welterbeparks

Die Schlösserstiftung muss mehr Geld für Beseitigung von Schäden ausgeben – gegen den Potsdamer Trend

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Die Schlösserstiftung schlägt Alarm: Gegen den allgemeinen Trend in Potsdam beobachten die Welterbehüter einen Anstieg bei Vandalismus und Sachbeschädigung in ihren Parks. Im gesamten Jahr 2013 wurden demnach 155 Fälle dokumentiert, in diesem Jahr sind es bereits jetzt wesentlich mehr: 172 Schadensfälle seien bis Mitte Oktober registriert worden, sagte Stiftungssprecher Frank Kallensee den PNN auf Anfrage. Die Dunkelziffer liege womöglich noch wesentlich höher.

Die Gesamtkosten pro Jahr sind durch die Stiftung nur schwer zu beziffern. Für die Beseitigung aller Schäden werde in der Regel eine sechsstellige Summe ausgegeben, sagte Kallensee – Geld, das für die Pflege der Anlagen fehlt. Ein aktuelles Beispiel: Allein für die Wiederherstellung der wertvollen Vase, die in der Nacht zum 11. Oktober im Park Sanssouci von bisher unbekannten Tätern vom Sockel gestoßen und zerstört wurde (PNN berichteten), plant die Stiftung rund 40 000 Euro. Zum Glück seien alle Teile für eine vollständige Rekonstruktion vorhanden, so Kallensee. Bei dem zerstörten Kunstwerk handelt es sich um eine Reliefvase mit Puttenszenen des bedeutenden italienischen Bildhauers Bartolomeo Cavaceppi (1716-1799).

In der Regel handelt es sich laut Stiftung aber nicht um so drastische und vor allem kostspielige Fälle, sondern um Graffiti, gestohlene Schilder oder beschädigte Parkbänke. Gegen den Vandalismus kämpfe man mit einem optimierten Kontroll- und Rundensystem des Wachschutzes an, das per Computer unterstützt wird. Ebenso setzt man auf Videoüberwachung, bessere Beleuchtung und das schnelle Entfernen von Schmierereien.

Schon mehrfach hat die Schlösserstiftung vor zunehmendem Vandalismus in den Parks gewarnt. Zugenommen habe auch das Einritzen von Namen oder Daten in Sand- oder Marmorsteinplatten, hatte die Stiftung vor einem Jahr erklärt. Zu Schäden komme es auch, wenn Besucher antike Skulpturen erkletterten, um für Fotomotive zu posieren – abgebrochene Finger bei den Figuren seien in solchen Fällen schon die Folge gewesen.

Während die Schlösserstiftung vermehrt mit Vandalismus zu kämpfen hat, sieht es im restlichen Potsdam etwas besser aus, etwa aus Sicht der Polizei. Die Zahl der Sachbeschädigungen geht zurück. Insgesamt wurden 2013 im Stadtgebiet 1860 solcher Fälle registriert, wie die Behörde mitteilte. 2012 hatte es noch 286 Fälle mehr gegeben. Rund ein Drittel aller Sachbeschädigungen sind illegale Graffiti. Hier bleiben die Zahlen im Verhältnis allerdings nahezu gleich.

Auch bei der Stadtverwaltung und den kommunalen Gebäuden – zum Beispiel Schulen – sinken die Kosten für Vandalismus. Registrierte man laut Stadtsprecher Jan Brunzlow 2011 noch Schäden in Höhe von 67 000 Euro, waren es im vergangenen Jahr nur 16 000 Euro. Seit Januar habe die Stadt 58 Fälle von Vandalismus registriert, die Kosten in Höhe von 13 865 Euro verursachten. Brunzlow betonte, insbesondere Graffitis mit rechtsextremem Hintergrund würden sofort beseitigt, „der Rest je nach Bedarf und finanziellen Möglichkeiten“. Ohne genaue Zahlen, aber in der Tendenz gleich, kann auch das Werbeunternehmen Wall AG einen Rückgang bei Schäden durch Vandalismus feststellen. Das sagte eine Sprecher des Unternehmens, das in Potsdam unter anderem Bushaltestellen und Aufsteller für Plakate betreibt.

Auch das größte Wohnungsbauunternehmen, die städtische Pro Potsdam GmbH, wird von Vandalismus nicht verschont. Eine Statistik seitens des Unternehmens wird jedoch nicht geführt. Kleinere Vandalismus-Schäden würden durch die Hausmeister der diversen Wohnobjekte sofort beseitigt, so eine Sprecherin. Festzustellen sei aber, dass die Anzahl der Fälle insgesamt abgenommen habe, so die Sprecherin weiter.

Im Gegensatz zur Pro Potsdam führen die Potsdamer Verkehrsbetriebe (ViP) genau Buch über die Art und den Umfang der Sachbeschädigungen. Insgesamt hat der ViP seit 2008 knapp 570 000 Euro in die Beseitigung der Schäden in Bussen, Straßenbahnen und Haltestellen gesteckt. Am teuersten sind Schäden an Ticketautomaten, Entwertern oder Videotechnik in den Fahrzeugen. Laut ViP-Sprecher Stefan Klotz können gerade in diesem Bereich einzelne Fälle von Vandalismus erhebliche Auswirkungen auf die Jahresstatistik haben. Allein im vergangenen Jahr mussten an der technischen Hardware Schäden in Höhe von 42 502 Euro beseitigt werden – dennoch zeigte sich bei den Gesamtausgaben eine leicht sinkende Tendenz. Für Schäden in den Straßenbahnen musste der Verkehrsbetrieb im vergangenen Jahr hingegen so tief wie seit 2008 nicht mehr in die Tasche greifen – 37 679 Euro. 2012 hatte man dafür 23 993 Euro ausgeben müssen.

Gegen Graffitischmierereien kämpft man in Potsdam schon seit Langem. So versuchte der Kommunalen Immobilienservice (KIS) vor einigen Jahren, illegale Schmierereien mit speziellen Imprägnierungen zu verhindern. Doch der Test wurde beendet – weil die Farbhersteller ihre Produkte weiterentwickelten und der Schutz wirkungslos wurde.

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