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Sport: „Mein Papi hat keine Chance“

Potsdams Nationalkickerin Navina Omilade ist nach ihrem Olympia-Debüt obenauf

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Potsdams Nationalkickerin Navina Omilade ist nach ihrem Olympia-Debüt obenauf Von Rainer Hennies, Patras Ihr 31. Länderspiel wird Navina Omilade vom 1. FFC Turbine Potsdam so schnell nicht vergessen. Es war ihr Olympiadebüt. 2:0 gegen Mexiko im neu erbauten Karaiskaki-Stadion von Piräus. Von Beginn an dabei, gelang der Tochter eines Nigerianers und einer Deutschen mit dem DFB-Team der Gruppensieg und damit der Einzug ins Viertelfinale heute um 17 Uhr MESZ gegen Nigeria. Gespielt wird wieder in Patras. Der Umzug erfolgte noch in der Nacht, gleich nach dem Spiel gegen Mexiko. „Mein Papi hat keine Chance“, beschreibt Navina Omilade die Favoritenrolle klipp und klar zugunsten des Europa- und Weltmeisters gegen den Afrika-Meister. Das 3:1 vor kurzem in der Olympia-Vorbereitung in Offenbach allerdings dürfe man nicht zum Maßstab nehmen, zumal es sich nicht ganz um das komplette Team gehandelt hat, weil einige Spielerinnen in der Afrikameisterschaft beschäftigt waren. „Nigeria ist immer für ein Tor gut“, bestätigt auch DFB-Trainerin Tina Theune- Meyer. „Die Aufgabe ist jedoch machbar.“ Mit Verlaub sei festgestellt: Angesichts Schweden gegen Australien, USA gegen Japan und Mexiko gegen Brasilien als Alternative ist sie die vermeintlich geringste Herausforderung. Im Nachfassen bestätigt Theune-Meyer dann auch: „Nigeria ist unser Wunschgegner. Dass wir vor kurzem gegen diesen Gegner gespielt haben, ist dabei weder ein Vor- noch ein Nachteil.“ In der Tat: Immerhin musste Schweden als Vizeweltmeister einen 0:1-Rückstand gegen den 25. der Weltrangliste aufholen und hat das erst in der Schlussphase geschafft. Die Afrikanerinnen gelten als ein knallharter Gegner, der mitunter die Regeln des Spiels keinesfalls einhält, wenn es gilt, den Erfolg doch noch zu erzwingen. „Ich hoffe, dass wir alle verletzungsfrei das Halbfinale erleben“, meint Navina Omilade dazu. „Die gehen über die Grenzen hinaus äußerst aggressiv zur Sache.“ Da müsse man schon mal dagegenhalten. Im Halbfinale ginge es dann voraussichtlich gegen die USA, und zwar auf Kreta in Heraklion. FIFA-Präsident Sepp Blatter hat bereits sein Kommen angesagt. Doch auch vor diesem Spiel hat das deutsche Team stimmungsgemäß keine Angst mehr, spätestens seit dem Gewinn des WM-Titels 2003. Zumal die USA sich mit dem 1:1 gegen Australien zum Abschluss einen Ausrutscher geleistet haben, der für allgemeines Aufsehen sorgte, ebenso wie die schwache Form von Vizeweltmeister Schweden. Während die Deutschen mit starken Leistungen fast automatisch ihre Ambitionen auf eine Medaille stärken und die Erwartungen so immer goldener werden. Zurück zum Mexiko-Spiel: Mit der eigenen Leistung war Navina Omilade weitgehend zufrieden. Taktisch klappte ihre Aufgabe im zentralen Mittelfeld vor der Abwehr nach vorne mehr als nach hinten, meinte sie. „Ich habe gute Schuss- Chancen gehabt und das 2:0 durch meinen Pass auf Kerstin Stegemann mit eingeleitet, die dann auf den Kopf von Birgit Prinz geflankt hat.“ Über die 52. Minute hat sich die Potsdamerin aus Mönchengladbach jedoch auch unglaublich geärgert. Inzwischen lächelt sie darüber. Gemeint ist ihr Schuss aufs Tor von etwa der Strafraumgrenze, den Jennifer Molina im mexikanischen Gehäuse nur noch mit den Fingerspitzen knapp über die Latte lenken konnte. „Ich habe alle meine Kraft in diesen Schuss reingelegt.“ In der Tat durchschnitt der Ball wie ein Strich die warme olympische Luft im Karaiskaki-Stadion. Zehn Zentimeter weiter nach links, fünfzehn vielleicht – und Navina Omilade hätte, unhaltbar, den schönsten Treffer des Abends erzielt.

Rainer Hennies, Patras

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