Landeshauptstadt: „Meine neue Heimat“
Über 100 neue Landsleute aus 52 Staaten feierten bei erstem Einbürgerungsfest
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Innenstadt - „Wir sind Deutsche!“. Selbstbewusst und selbstverständlich klingt dieser Satz aus Marta Jahnkis Mund. Die geborene Kubanerin kam 2001 der Liebe wegen nach Potsdam, ihren Mann Thomas lernte sie über eine Kontaktanzeige kennen. Ein Jahr später heirateten sie. Sohn Oliver ist in Potsdam geboren. „Ich war das einzige Familienmitglied, das nicht deutsch war.“
Bislang. Marta Jahnki ist eine von über 80 Potsdamern, die im vergangenen Jahr eingebürgert wurden. Im Land Brandenburg waren es 2006 insgesamt 326 Eingebürgerte. Gut 100 von ihnen waren gestern neben vielen Ehrengästen zum ersten Einbürgerungsfest des Landes in den Nikolaisaal geladen. Die Idee, die „neuen Deutschen“ zentral zu begrüßen stammt aus Sachsen, die CDU-Landtagsfraktion habe seit drei Jahren für ein Brandenburger Pendant geworben, erklärte der Potsdamer Kreisverbandsvorsitzende der Christdemokraten, Wieland Niekisch.
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) begrüßte die neuen Deutschen mit den Worten „Liebe Landsleute“. Brandenburg freue sich, die neuen Mitbürger zu begrüßen. Er erinnerte aber auch an die bürokratischen Hürden – wie den zentralen Einbürgerungstest –, die sie überwinden mussten. Er hoffe, so Schönbohm, „sie werden bald sagen können: Das ist meine neue Heimat.“
„Man braucht Zeit, anzukommen“, sagte Nikolai Tarkhanov. Der Wissenschaftler tat sich schwer mit der Entscheidung, die russische Staatsbürgerschaft aufzugeben. „Jahrelang diskutierten meine Frau Valentina und ich über diesen Punkt.“ Mittlerweile sind die aus Krasnojarsk stammenden Russen froh, Deutsche zu sein. „Es erleichtert vieles in der Bürokratie.“ Zudem sei das politische Russland „50, wenn nicht sogar 100 Jahre hinterher“. Den ausschlaggebenden Grund zu bleiben, lieferten seine drei Kinder, die in Deutschland leben wollten. Gekommen war der früher im sibirischen Krasnojarsk lebende Russe einst als Forschungsstipendiat. Mittlerweile lehrt er als Mathematikprofessor an der Potsdamer Universität, seine jüngste Tochter Anna spielt regelmäßig im Jugendensemble des Hans Otto Theaters mit. „Es ist meine neue Heimat geworden“, so Tarkhanov.
Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) mahnte, dass die Aufgabe der Integration „hohe Anforderungen an alle Seiten“ der Gesellschaft stelle. Doch dürfe es nicht bedeuten, die kulturelle Identität aufzugeben, sagte er. Fritsch wies auf die Zuwandererhistorie hin und erinnerte an die Ursprünge der russischen Kolonie Alexandrowka oder des Holländischen Viertels: „Irgendwo sind alle Brandenburger zugewandert.“
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