Landeshauptstadt: MG-Salven am neuen Wohnquartier
Protest gegen Schießplatz-Pläne formiert sich. Kritik von Bundestagsabgeordneter Wicklein und Rathaus
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Groß Glienicke - Die Bundeswehr-Planungen für einen Schießstand in der Döberitzer Heide sorgen zunehmend für Widerstand in der Bevölkerung. Neben einer neu gegründeten Bürgerinitiative in Groß Glienicke und der benachbarten Sielmann-Stiftung versuchen auch Potsdamer Bundestagsabgeordnete, das Millionenprojekt zu verhindern.
Ein Brief, den die SPD-Politikerin Andrea Wicklein an Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) schickte, ist bislang allerdings unbeantwortet geblieben. Darin will Wicklein wissen, in welcher Zeit was genau in der Döberitzer Heide geplant ist.
Wie berichtet plant die Bundeswehr dort in direkter Nachbarschaft zur Naturlandschaft der Heinz-Sielmann-Stiftung – dort leben unter anderem Wisente, Wildpferde und seltene Vogelarten – einen zentralen Schießplatz für die umliegenden Kasernen. Investiert werden sollen demnach rund 14 Millionen Euro.
Besonders verärgert ist Wicklein über die Informationspolitik der Bundeswehr. Sie habe erst aus den Medien davon erfahren. „So geht das nicht“, sagte Wicklein gegenüber den PNN. Selbst die Stadt Potsdam sei „völlig ahnungslos“ gewesen. Sie fügte hinzu: „Wir reden immer von Bürgerbeteiligung. Die Pläne müssen transparent gemacht werden.“ Sie erwarte grundsätzlich von der Bundeswehr, dass städtebauliche Pläne mit den Kommunen abgesprochen werden.
Wicklein rechnet damit, dass Ministerin von der Leyen in den kommenden Wochen auf ihren Brief antwortet. Darin fordert sie eine kritische Überprüfung der Pläne, da der Standort auch in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Wohnviertel in der früheren Militärkaserne Krampnitz liegt. Sie könne sich nicht vorstellen, dass das Areal „angesichts von Maschinenpistolenlärm“ erfolgreich entwickelt werden könne. Sie sprach dazu am Dienstagmittag auch mit dem Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Pro Potsdam, Bert Nicke. Pro Potsdam will das Areal in Krampnitz entwickeln. Nicke hoffe noch, dass die Schießanlage nicht gebaut werde, sagte Wicklein.
Auch die Stadt Potsdam hält die Bundeswehrpläne für falsch. Man verstehe die Sorgen und Kritik der Anwohner an dem Vorhaben, teilte ein Rathaussprecher am Mittwoch mit. Leider sei die Stadt nicht gefragt und die Pläne auch nicht vorgestellt worden. Man habe sich mittlerweile mit der Bundeswehr in Verbindung gesetzt, um Details zu erfahren. Auch in einem anstehenden Beteiligungsverfahren zu dem Bauvorhaben werde sich die Stadt „selbstverständlich positionieren“.
Parallel dazu versucht die Bürgerinitiative (BI) in Groß Glienicke, mit Unterschriftenlisten Unterstützer zu gewinnen. Derzeit habe die BI 25 Mitglieder, sagte Organisator Andreas Menzel den PNN. Auch habe er bereits den Antrag auf Einsicht in die Umwelt- und Lärmschutzgutachten gestellt. Die Gutachten werden derzeit erstellt. Wann sie vorliegen, ist noch unklar. Auch in anderen Ortschaften rund um den Standort gebe es Gegner der Bundeswehrpläne, so etwa in Dallgow-Döberitz oder Seeberg.
Menzel setzt zudem auf eine geplante Informationsveranstaltung, die der Ortsbeirat von Groß Glienicke eingefordert hatte. Diese müsse nun durch die Stadt Potsdam organisiert werden. Menzel rechnete damit, dass die Bürgerversammlung noch im März stattfinden könnte. Stadtsprecher Jan Brunzlow betonte dazu, dass eine solche Veranstaltung nur sinnvoll sei, wenn die Beteiligten ihre Pläne mit den Bürgern diskutierten. Die Stadt wolle hier vermitteln und nehme auch teil. Ein konkretes Datum dazu nannte er aber nicht.
Die Friedensaktivisten in Potsdam, die seit Anfang Februar im Rahmen der Montagsdemos auch gegen den Schießplatz demonstrieren, wollen nun die Gutachten abwarten. Wichtig sei, dass „alle an einem Strang ziehen. Wir haben ja alle das gleiche Ziel“, sagte Organisator Jan Dahlgrün. Zurückhalten will sich auch die Heinz-Sielmann-Stiftung. Man wisse von den Aktivitäten gegen den Schießplatz und unterstütze sie weiter, sagte Stiftungsvorstand Michael Beier den PNN. Man werde aber nicht aktiv daran teilnehmen.
Die Schießanlage soll ab 2017 auf dem rund 600 Hektar großen Truppenübungsplatz in der Döberitzer Heide entstehen, mit mehreren Kurz- und Langbahnen für Schießübungen mit Pistolen, Gewehren und auch Maschinengewehren. Nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt liegt die frühere Militärkaserne Krampnitz, wo in den kommenden Jahren ein neues Stadtviertel für Tausende Anwohner entstehen soll.
nbsp;Stefan Engelbrecht
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