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Wer arbeitet künftig unter diesem Dach? Die Zukunft von Karstadt im architektonisch eindrucksvollen Potsdamer Stadtpalais ist ungewiss, auch Stadtoberhaupt Jann Jakobs dürfte über die aktuelle Situation weniger strahlen als bei der Kaufhaus-Eröffnung 2005.

© T. Rückeis

Von Kay Grimmer: Mietvertrag für Karstadt gekündigt

Insolvenzverwalter und Eigentümer uneins über Mietpreis / Auszug des Warenhauses Ende 2009 droht

Stand:

Innenstadt - Der Insolvenzverwalter der Karstadt-Warenhauskette, Klaus-Hubert Görg, hat den Mietvertrag für das Stadtpalais-Kaufhaus in der Brandenburger Straße zum 31. Dezember 2009 gekündigt. Hintergrund sind „schwierige Verhandlungen mit dem Eigentümer des Hauses, der Esch-Gruppe“, begründete der Sprecher Görgs, Thomas Schulz, diesen Schritt. Ziel bleibe es weiterhin, das Haus zu erhalten. Strittig ist vor allem die Miethöhe für das Haus, das 2005 als Karstadt-Filiale eröffnet wurde.

Im Sommer diesen Jahres, kurz nach der Insolvenz des Konzerns Arcandor, zu dem auch die Karstadt-Gruppe gehört, wurde bekannt, dass vor allem die Mieten der Esch-Gruppe marktunübliche Konditionen beinhalteten. So soll die Garantiemiete für das Potsdamer Stadtpalais bei über 16 Prozent des Umsatzes gelegen haben, hieß es. Insider sagten allerdings schon im Juni, dass der Prozentsatz für Potsdam teilweise sogar über 18 Prozent gelegen haben muss. Einzelhandelsexperten bestätigten, dass die sogenannte „Todeszone“, in der ein Warenhaus die Miete nicht mehr erwirtschaften könne, bei zehn Prozent beginne. Als schwierig hätten sich außerdem die historischen Besonderheiten des Hauses herausgestellt, berichteten Potsdamer Karstadt-Mitarbeiter damals. Der beeindruckende Lichthof, Schmuckstück des Hauses, raube Handelsfläche, sei aber bei den Betriebskosten genauso wie die großen historischen Treppenhäuser besonders kostenintensiv, hieß es.

Die Konsequenzen, wenn jetzt die Verhandlungen über die Mietkonditionen scheitern, liegen auf der Hand: Karstadt würde im Stadtpalais zum 31. Dezember in Potsdam schließen, die Potsdamer Innenstadt wäre erneut ohne ein Warenhaus – wie vor 2005. Stadtkontor-Chef Rainer Baatz, der in Potsdam für das Geschäftsstraßenmanagement zuständig ist, sagte zu diesem Szenario: „Schließt das Kaufhaus, wird die Innenstadt zurückgebeamt ins Jahr 2000.“ Einzelhandelsvertreter wie Wolfgang Cornelius, Vorsitzender der AG Innenstadt, warnten eindringlich davor. „Innerstädtische Handelsstandorte benötigen dringend Kaufhäuser als sogenannte Ankermieter“, betonte Cornelius erst jüngst bei einer Diskussion über gelungenes Stadtmarketing. Durch große Warenhäuser würden Einwohner und Touristen gleichermaßen auch in die benachbarten Einzelhandelsgeschäfte gezogen.

Potsdam ist für diese These ein gutes Beispiel. Seit der Karstadt-Eröffnung sind viele neue Einzelhandelsgeschäfte und Filialisten in die Innenstadt gezogen. Die Mieten rund um das Stadtpalais stiegen schon während der Sanierung des Gebäudes um fünf Euro an, konstatierte die Potsdamer Industrie- und Handelskammer. Wie es bei einem Auszug Karstadts weiter gehen könnte, scheint derzeit völlig offen. Unter Händlern in der Brandenburger Straße kursiert allerdings seit einiger Zeit das Gerücht, auch der Warenhausbetreiber Galeria Kaufhof, der zur Metro-Gruppe gehört, sei am Standort Stadtpalais interessiert.

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